

Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 6 Episoden à 50 Min.)
Diese Serie will uns etwas sagen über den Zustand der Vereinigten Staaten von Amerika: Die USA gehen vor die Hunde. Fake News bestimmen den Diskurs, Verschwörungstheorien sind die neuen Wahrheiten und die Politik bekommt nichts auf die Reihe. Da kann man nur sagen: treffend analysiert.
Aber wie löst man all diese Probleme? «Zero Day» bietet darauf keine überzeugende Antwort. Es werden lediglich Tugenden wie Wahrhaftigkeit und Integrität beschworen, die uramerikanisch sein sollen.
Der erste Serienauftritt von De Niro
Es ist schon fast mitleiderregend, wie hilflos das wirkt angesichts der Ereignisse, die sich in Trumpistan abspielen. Aber man muss den Macher:innen zugutehalten, dass sie zumindest versuchen, die Probleme zu benennen.

Dass sich dafür Robert De Niro zum ersten Mal für eine Serienrolle gewinnen liess, erstaunt nicht. Er ist bekannt für seine liberal-progressive Haltung und äusserte sich häufig kritisch über konservative Politiker, insbesondere Trump.
De Niro spielt den ehemaligen US-Präsidenten George Mullen, der sich zurückgezogen hat, um seine Memoiren zu schreiben. Doch daraus wird vorerst nichts.
Eine Cyberattacke legt die USA lahm
Die USA werden zum Ziel einer Cyberattacke. Sämtliche Systeme und Infrastrukturen werden lahmgelegt. Über 3000 Menschen sterben in dieser einen Minute, die die Attacke dauert. Als der Angriff vorüber ist, erscheint auf allen Bildschirmen die Drohung, dass es nicht der letzte war.
Präsidentin Mitchell (Angela Bassett) reagiert entschlossen. Sie setzt eine Kommission ein, die die Urheber des «Zero Day»-Anschlags finden soll, damit sie mit aller Härte bestraft werden können. Die Kommission wird mit weitgreifenden Befugnissen ausgestattet, die sogar verfassungsmässige Rechte vorübergehend ausser Kraft setzen.

Als Präsident der Kommission beruft sie Mullen, weil er über die Parteigrenzen hinaus beliebt war und beim Volk Vertrauen geniesst. Aber wir beginnen bald an seiner Eignung zu zweifeln. Denn Mullen sieht Geister und hört imaginäre Musik. Dieser Twist wird zwar im Verlauf der Serie aufgelöst, aber irritiert. Aus meiner Sicht ziemlich unnötig.
Der Feind im Innern
Bei den Ermittlungen der Kommission wird bald deutlich, dass man die Schuld nicht den üblichen Verdächtigen – Russland, Iran, China – in die Schuhe schieben kann. Der Feind sitzt im Innern, was den Politiker:innen sehr ungelegen kommt.
Ins Visier geraten ein dubioser Milliardär, die Gründerin einer Tech-Firma, die wohl an Elon Musk und Mark Zuckerberg angelehnt ist, und ein populärer YouTuber, der im Stil von Alex Jones wilde Anschuldigungen in die Welt schleudert.

Mullen gerät im Verlauf der Untersuchung immer mehr unter Druck, endlich Resultate zu liefern. Dabei wirft er Grundsätze über Bord, die zuvor unverrückbar erschienen. Er beginnt, die grenzenlose Macht der Kommission auszunutzen.
Seine Tochter Alexandra (Lizzy Caplan), die als Kongressabgeordnete in Washington arbeitet, hatte ihn genau davor gewarnt. Der Job werde ihn ins Verderben führen. Allerdings sagt sie das nicht nur aus Besorgnis um ihren Vater.

Ein wirklichkeitsfremder Schluss
«Zero Day» funktioniert gut als zeitgenössischer Politthriller. Es werden die richtigen Themen reingemixt und die wunden Punkte angesprochen, wenn es um Macht und Machterhalt geht. Dennoch wirkt die Serie wirklichkeitsfremd.
Wie das Land in «Zero Day» wieder einigermassen zu einer Normalität zurückfindet, entspringt einem etwas naiven Wunschdenken. Es braucht ein paar aufrichtige Menschen, die den richtigen Weg aufzeigen und das Volk wird ihnen folgen. Die US-amerikanische Realität sieht momentan ganz anders aus.
Besetzung: Robert De Niro | Jesse Plemons | Lizzy Caplan | Connie Britton | Joan Allen | Matthew Modine | Angela Bassett | Bill Camp | Dan Stevens | McKinley Belcher III | Mozhan Navabi
Serie entwickelt von: Eric Newman | Noah Oppenheim | Michael Schmidt
Genre: Thriller | Drama
USA, 2025
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