

Sky Show (1 Staffel, 8 Episoden à 45 Min.)
Wer nennt einen potenziellen Weltenzerstörer «Charlie Big Potatoes»? In «The Iris Affair» ist es Cameron Beck (Tom Hollander), zu dessen Art von Humor es durchaus passt, einem gewaltigen Quantencomputer mit mutmasslichem Ichbewusstsein einen Namen zu geben, der wie eine Kinderbuchfigur klingt.
Cameron, der das ganze Projekt finanziert hat, hat allerdings ein Problem mit Charlie: Er schläft. Die Frau, die allenfalls wüsste, wie man ihn aufweckt, ist mit dem Codebuch abgehauen. Deshalb jagt er ihr nach.

Was Charlie von HAL 9000 lernen könnte
Ich habe ein anderes Problem mit Charlie. Er ist ein typischer MacGuffin. Ein Dutzend Menschen sterben seinetwegen, doch wir erfahren nie, was ihn besonders macht. Nur, dass er über nie gedachte Dinge nachdenkt und laut Erfinder Jensen Lind (Kristofer Hivju) wohl deshalb «sehr gefährlich» ist.
Charlie muss ja nicht gleich wie HAL 9000 in «2001: A Space Odyssey» ikonische Dialoge abliefern. Aber etwas mehr über ihn hätte das Drehbuch durchaus preisgeben dürfen. Denn schliesslich sollen seine Fähigkeiten – so deutet der Abspann an – den Stoff für eine zweite Staffel liefern.
Eine Freundschaft gerät aus den Fugen
Vorläufig bleibt Charlie aber eine Nebenfigur. Im Zentrum steht Iris Nixon (Niamh Algar), der Cameron nachjagt. Dabei begann alles ganz freundlich mit den beiden. Cameron heuerte Iris an, nachdem sie als erste eine komplexe Internetschnitzeljagd absolviert hatte. Das zeichnet sie eben aus: Iris ist eine hochbegabte Puzzlelöserin.

Das macht sie zur idealen Kandidatin, um Camerons Problem zu lösen: Charlie aus dem Tiefschlaf zu wecken. Den Code dafür hat Charlies Erfinder Jensen in seinem Tagebuch notiert – hochkomplex verschlüsselt.
Korrupte Polizist:innen, eine Schülerin und ein YouTuber
Iris gelingt es, einen Teil des Codes zu entschlüsseln. Doch je näher sie der Lösung kommt, desto skeptischer wird sie, ob es klug ist, Charlie zu wecken. Denn sie erfährt, dass Jensen seine Schöpfung zerstören wollte, weil er sie für zu gefährlich hielt.
Iris entscheidet sich für die Flucht, stiehlt das Codebuch und taucht auf Sardinien unter. Zwei Jahre bleibt sie unentdeckt, bis Cameron ihre Spur findet. Es beginnt eine mörderische Verfolgungsjagd, bei der korrupte italienische Polizist:innen, eine Schülerin und ein YouTuber ebenfalls mitmischen.

Kontrahenten mit ambivalenter Beziehung
«The Iris Affair» bietet solides Thriller-TV mit Verfolgungsjagden, bei denen die Heldin jeweils in letzter Sekunde noch einen Ausweg findet. Unterhaltsam macht die Serie aber vor allem die ambivalente Beziehung von Iris und Cameron. Sie ist von Misstrauen, Verrat, aber auch von Respekt, Faszination und – in gewisser Weise – Zuneigung geprägt.
Weder Iris noch Cameron passen ins stereotype Muster von guter Heldin und Bösewicht. Hier scheint das Können durch von Serienentwickler Neil Cross, der seinen Figuren gerne mehr Tiefgang verleiht. Hier gelingt es ihm zwar nicht so gut wie in seinem Meisterwerk «Luther». Aber interessanter, als was man üblicherweise zu sehen bekommt, ist «The Iris Affair» allemal.
Besetzung: Tom Hollander | Niamh Algar | Meréana Tomlinson | Sacha Dhawan | Kristofer Hivju | Angela Bruce | Maya Sansa | Harry Lloyd | Marco Leonardi | Lorenzo de Moor
Serie entwickelt von: Neil Cross
Genre: Thriller | Mystery
GB, 2025











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