Einige Serien haben Massstäbe gesetzt und die Serienlandschaft nachhaltig beeinflusst. Andere sind einfach sehr gelungene Beispiele für ihr Genre und lohnen einen Blick, auch wenn sie schon ein paar Jahre alt sind. In unregelmässigen Abständen ergänze ich diese völlig unsystematisch erstellte Liste von Serien, die man sich bei Gelegenheit mal zu Gemüte führen kann.
Daredevil | Downton Abbey | Extras | Fringe | The Good Place | Homeland | House | Line of Duty | Lucifer | The Man in the High Castle | Raumpatrouille Orion | Rome | Seinfeld

«Downton Abbey» (2010 – 2015)
«Downton Abbey» zeigt, dass nicht nur das Königshaus, sondern auch der britische Adel Stoff für ein fesselndes Historiendrama bietet.
Die Serie begleitet Robert Crawley, Earl of Grantham, und seine Familie durch die bewegten 1910er- und 20er-Jahre. Ereignisse wie der Untergang der Titanic, der Erste Weltkrieg und die Spanische Grippe beeinflussen ihr Leben. Auch der gesellschaftliche Wandel und der Niedergang der feudalen Ordnung prägen die Serie.
In bester «Upstairs, Downstairs»-Tradition ist dabei nicht minder bedeutsam, was sich in den Gefilden der Bediensteten abspielt. Kammerdiener, Hausmädchen, Köchinnen und Stalljungen tragen viel zum Drama bei.
Die emotional fesselnde Inszenierung verdankt die Serie herausragenden Schauspieler:innen wie Hugh Bonneville, Michelle Dockery oder der unvergleichlichen Maggie Smith als spitzzüngige Dowager Countess of Grantham. Exklusive Drehorte und die üppige, detailgetreue Ausstattung tragen ihren Teil zum Sehvergnügen bei.
Julian Fellowes hat mit der Serie einen Massstab gesetzt für britische Historiendramen. Publikum und Kritiker:innen waren so begeistert, dass es mit den Crawleys nach dem Serienende auf der Kinoleinwand weiterging.
Zwei Filme sind 2019 und 2022 bereits erschienen. «The Grand Finale», so heisst der dritte Teil, kommt im September 2025 in die Kinos. Aktuell arbeitet Fellowes an einer weiteren Staffel von «The Gilded Age», ebenfalls ein Historiendrama, aber auf der anderen Seite des Atlantiks angesiedelt.
6 Staffeln bei Netflix
(30. März 2025)

«Daredevil» (2015 – 2018)
Ein paar Jahre bevor uns die Marvel Studios mit Serien überschwemmten, waren fünf Marvel-Held:innen bei Netflix zu sehen. Luke Cage und The Punisher waren ganz ok, Iron Fist ziemlich mies. Aber Jessica Jones und vor allem Daredevil boten beste Unterhaltung.
Charlie Cox brilliert als Matt Murdock/Daredevil, ein blinder Anwalt, der nachts durch die Strassen von Hell’s Kitchen streift, um Verbrecher zu bekämpfen. Die fehlende Sehkraft machen seine übrigen geschärften Sinne dabei mehr als wett.
Allerdings ist er nicht unverwundbar. Matt kassiert öfters blaue Flecken und gebrochene Rippen. Zu Beginn ist auch seine Superheldenverkleidung ziemlich lächerlich. Er trägt eine schwarze Wollmütze, die er übers Gesicht gezogen hat, und einen dunklen Pullover.
Daredevils grosser Gegenspieler ist Wilson Fisk, den Vincent D’Onofrio herrlich affektiert spielt. Unterstützend steht Matt Karen Page (Deborah Ann Woll) zur Seite, die zur wichtigen Helferin bei seinen Ermittlungen als Anwalt wird. Dazu gesellt sich noch Foggy Nelson (Eldon Henson), sein Partner im Anwaltsbüro, der eher für die komischen Aspekte der Serie zuständig ist.
Nachdem Netflix die Rechte an den Marvel-Figuren verloren hatte, kämpften vor allem die Fans von Daredevil dafür, dass die Marvel Studios ihren Helden wiederauferstehen lassen. Tatsächlich hatte Matt Murdock/Daredevil seither kurze Auftritte in «Spider-Man: No Way Home», «She Hulk» und «Echo». Im März 2025 kehrt er aber endgültig zurück in seiner eigenen Serie «Daredevil: Born Again».
3 Staffeln bei Disney+
(26. Januar 2025)

«Line of Duty» (2012 – 2021)
Wenn’s um die beste Polizeiserie geht, steht üblicherweise «The Wire» zuoberst auf dem Treppchen. Das hat wohl viel mit einem gewissen US-Zentrismus zu tun. Aus meiner Sicht gehört der Titel «Line of Duty» von der BBC.
Im Mittelpunkt steht AC-12, eine britische Anti-Korruptionseinheit, die «bent coppers» aufspürt und überführt. An der Spitze von AC-12 steht der unerbittliche Superintendent Ted Hastings (Adrian Dunbar), unterstützt von den engagierten Ermittlern Steve Arnott (Martin Compston) und Kate Fleming (Vicky McClure).
Die Serie überzeugt vor allem durch ihre intensive Erzählweise. Jede Staffel führt ein neues, moralisch vielschichtiges Hauptziel ein, während übergreifende Handlungsstränge und die Suche nach der geheimnisvollen Figur «H» für zusätzliche Spannung sorgen. Mit packenden Dialogen und komplexen Figuren hält einen «Line of Duty» in jeder Epsiode bis zur letzten Minute in Atem.
Ein absolutes Highlight sind die Verhöre, die mit messerscharfen Fragen und taktischen Machtspielen für nervenaufreibende Momente sorgen. «Line of Duty» ist mehr als nur ein Krimi – es ist ein komplexes Drama über Loyalität, Machtmissbrauch und die Grauzonen moralischer Entscheidungen. Ein absolutes Muss für Krimifans.
6 Staffeln bei BBC (VPN), Canal+
(22. Dezember 2024)

«The Good Place» (2016 – 2020)
Eleanor Shellstrop (Kristen Bell) landet nach ihrem Tod irrtümlich im «Good Place», einer paradiesischen Nachwelt für Menschen mit vorbildlichem Lebenswandel. Den hat Eleanor definitiv nicht geführt. Sie fürchtet, dass Michael (Ted Danson), der den «Good Place» leitet, den Fehler entdeckt und sie in den «Bad Place» wirft.
Eleaonors Nachbarn sind eine bunt gemischte Truppe, darunter der nervöse Moralphilosoph Chidi (William Jackson Harper), bei dem sie Unterricht nimmt, wie man ein guter Mensch ist. Ebenso gehört Tahani (Jameela Jamil) dazu, die hier wie im Leben zuvor die Partys geniesst.
«The Good Place» vereint pointierte Komödie mit einem Hauch Philosophie. So ganz nebenbei wird über Utilitarismus, Deontologie und die Existenz des freien Willens sinniert.
Michael Schur («Parks and Recreation»), der die Serie schrieb, und der brillante Cast balancieren gekonnt zwischen schriller Komödie und nachdenklichem Drama. Und wer am Ende der Serie nicht hemmungslos heult, hat definitiv auch keinen Platz im «Good Place» verdient.
4 Staffeln bei Netflix
(8. Dezember 2024)

«The Man in the High Castle» (2015 – 2019)
Die Achsenmächte haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die ehemaligen Vereinigten Staaten aufgeteilt. Der Osten und mittlere Westen gehört zum Grossdeutschen Reich, die Westküste ist unter japanischer Kontrolle.
1962 lebt Juliana Crain (Alexa Davalos) im japanisch besetzten San Francisco. Nach der Ermordung ihrer Schwester gelangen Filmrollen in ihren Besitz, die ein Paralleluniversum zeigen, in dem die Alliierten den Krieg gewonnen haben. Ein geheimnisvoller Mann verbreitet diese Filme und schürt damit die Hoffnung von Kämpfer:innen gegen die Besatzungsmächte.
Juliana schliesst sich den Rebellen an und beginnt ihre Suche nach dem «Man in the High Castle». Sie begegnet dabei John Smith (Rufus Sewell, s. «The Diplomat» oben), der zum Reichsmarschall von Nazi-Amerika aufsteigt. Juliana wird auch zur Wanderin zwischen den Paralleluniversen.
«The Man in the High Castle» basiert auf einem Roman des Sci-Fi-Autors Philip K. Dick, der u.a. die Vorlage für «Bladerunner» geschrieben hat. Produziert wurde die Serie von Ridley Scott (Regisseur von u.a. «Bladerunner» und «Alien»). Sie besticht durch eine düstere Atmosphäre von Gewalt und Unterdrückung in den USA der 1960er-Jahre. Das kontrastiert mit den Ereignissen in diesem Jahrzehnt in unserem Universum, wo die 60er für die Rebellion einer jungen Generation stehen, die neue Freiheiten schafft.
4 Staffeln bei Prime Video
(9. November 2024)

Lucifer (2016 – 2021)
«Lucifer» ist kein Meilenstein der Seriengeschichte, aber sehr unterhaltsam und bestens geeignet, wenn man Lust auf ein oder zwei Episoden Krimi mit Witz und schrägen Figuren aus Himmel und Hölle hat.
Lucifer Morningstar langweilt sich als Herrscher der Hölle. Er gibt seinen Thron auf und eröffnet in Los Angeles einen Nachtclub. Als eine Bekannte ermordet wird, bietet er der LAPD-Detektivin Chloe Decker seine Hilfe bei den Ermittlungen an. Daraus entwickelt sich eine erfolgreiche Zusammenarbeit (und über die Zeit ein bisschen mehr als das). Denn Lucifer hat die Gabe, Menschen ihre geheimsten Wünsche zu entlocken, was sich bei Ermittlungen als sehr hilfreich erweist.
Seine höllische resp. himmlische Vergangenheit sorgt aber regelmässig für Turbulenzen. Da ist etwa Mazikeen, eine Dämonin, die Lucifer nach L.A. begleitet hat. Sie vermisst ihre Arbeit als Folterknechtin und würde gerne auch auf der Erde ein paar Seelen quälen. Oder Lucifers Bruder Amenadiel, der vom Vater geschickt wird, um Lucifer zu überzeugen, seinen Thron in der Hölle wieder zu besteigen.
«Lucifer» lebt vom Charme und Witz der Hauptfigur, die Darsteller Tom Ellis offensichtlich viel Spass bereitet, im Mix mit den menschlichen und himmlisch/höllischen Figuren. Über die Staffeln hinweg verwischen sich die Grenzen, was die Geschichte noch amüsanter macht.
6 Staffeln bei Netflix
(28. September 2024)
Wir fanden diese Serie unfassbar spannend. Spannung pur. Eine großartige Handlung. Wir haben sämtliche Folgen an Stück geschaut.