Serien-Highlights: Kult-Hits und Meilensteine

Einige Serien haben Massstäbe gesetzt und die Serienlandschaft nachhaltig beeinflusst. Andere sind einfach sehr gelungene Beispiele für ihr Genre und lohnen einen Blick, auch wenn sie schon ein paar Jahre alt sind. In unregelmässigen Abständen ergänze ich diese völlig unsystematisch erstellte Liste von Serien, die man sich bei Gelegenheit mal zu Gemüte führen kann.

Extras | Fringe | The Good Place | Homeland | House | Line of Duty | Lucifer | The Man in the High Castle | Raumpatrouille Orion | Rome | Seinfeld


Serienposter mit Schriftzug. Eine Frau und zwei Männer im Porträt.

«Line of Duty» (2012 – 2021)

Wenn’s um die beste Polizeiserie geht, steht üblicherweise «The Wire» zuoberst auf dem Treppchen. Das hat wohl viel mit einem gewissen US-Zentrismus zu tun. Aus meiner Sicht gehört der Titel «Line of Duty» von der BBC.

Im Mittelpunkt steht AC-12, eine britische Anti-Korruptionseinheit, die «bent coppers» aufspürt und überführt. An der Spitze von AC-12 steht der unerbittliche Superintendent Ted Hastings (Adrian Dunbar), unterstützt von den engagierten Ermittlern Steve Arnott (Martin Compston) und Kate Fleming (Vicky McClure).

Die Serie überzeugt vor allem durch ihre intensive Erzählweise. Jede Staffel führt ein neues, moralisch vielschichtiges Hauptziel ein, während übergreifende Handlungsstränge und die Suche nach der geheimnisvollen Figur «H» für zusätzliche Spannung sorgen. Mit packenden Dialogen und komplexen Figuren hält einen «Line of Duty» in jeder Epsiode bis zur letzten Minute in Atem.

Ein absolutes Highlight sind die Verhöre, die mit messerscharfen Fragen und taktischen Machtspielen für nervenaufreibende Momente sorgen. «Line of Duty» ist mehr als nur ein Krimi – es ist ein komplexes Drama über Loyalität, Machtmissbrauch und die Grauzonen moralischer Entscheidungen. Ein absolutes Muss für Krimifans.

6 Staffeln bei BBC (VPN), Canal+


Serienposter mit Schriftzug. Drei fröhliche Frauen und drei Männer auf und hinter einem blauen Sofa, das auf einem Platz einer Kleinstadt steht.

«The Good Place» (2016 – 2020)

Eleanor Shellstrop (Kristen Bell) landet nach ihrem Tod irrtümlich im «Good Place», einer paradiesischen Nachwelt für Menschen mit vorbildlichem Lebenswandel. Den hat Eleanor definitiv nicht geführt. Sie fürchtet, dass Michael (Ted Danson), der den «Good Place» leitet, den Fehler entdeckt und sie in den «Bad Place» wirft. 

Eleaonors Nachbarn sind eine bunt gemischte Truppe, darunter der nervöse Moralphilosoph Chidi (William Jackson Harper), bei dem sie Unterricht nimmt, wie man ein guter Mensch ist. Ebenso gehört Tahani (Jameela Jamil) dazu, die hier wie im Leben zuvor die Partys geniesst.

«The Good Place» vereint pointierte Komödie mit einem Hauch Philosophie. So ganz nebenbei wird über Utilitarismus, Deontologie und die Existenz des freien Willens sinniert.

Michael Schur («Parks and Recreation»), der die Serie schrieb, und der brillante Cast balancieren gekonnt zwischen schriller Komödie und nachdenklichem Drama. Und wer am Ende der Serie nicht hemmungslos heult, hat definitiv auch keinen Platz im «Good Place» verdient.

4 Staffeln bei Netflix


Serienposter mit Schriftzug. Die Freiheitsstatue von New York im Vordergrund. Sie hat die rechte Hand ist zum Hitlergruss erhoben, und traägt eine rotes Band mit weissem Reichsadler. Im Hintergrund die Skyline von New York. Auf einem grossen Gebäude der Reichsadler.

«The Man in the High Castle» (2015 – 2019)

Die Achsenmächte haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die ehemaligen Vereinigten Staaten aufgeteilt. Der Osten und mittlere Westen gehört zum Grossdeutschen Reich, die Westküste ist unter japanischer Kontrolle. 

1962 lebt Juliana Crain (Alexa Davalos) im japanisch besetzten San Francisco. Nach der Ermordung ihrer Schwester gelangen Filmrollen in ihren Besitz, die ein Paralleluniversum zeigen, in dem die Alliierten den Krieg gewonnen haben. Ein geheimnisvoller Mann verbreitet diese Filme und schürt damit die Hoffnung von Kämpfer:innen gegen die Besatzungsmächte. 

Juliana schliesst sich den Rebellen an und beginnt ihre Suche nach dem «Man in the High Castle». Sie begegnet dabei John Smith (Rufus Sewell, s. «The Diplomat» oben), der zum Reichsmarschall von Nazi-Amerika aufsteigt. Juliana wird auch zur Wanderin zwischen den Paralleluniversen. 

«The Man in the High Castle» basiert auf einem Roman des Sci-Fi-Autors Philip K. Dick, der u.a. die Vorlage für «Bladerunner» geschrieben hat. Produziert wurde die Serie von Ridley Scott (Regisseur von u.a. «Bladerunner» und «Alien»). Sie besticht durch eine düstere Atmosphäre von Gewalt und Unterdrückung in den USA der 1960er-Jahre. Das kontrastiert mit den Ereignissen in diesem Jahrzehnt in unserem Universum, wo die 60er für die Rebellion einer jungen Generation stehen, die neue Freiheiten schafft.

4 Staffeln bei Prime Video


Serienposter mit Schriftzug. Ein Mann sitzt auf einem thronähnlichen, goldumrandeten roten Plüschsessel, umgeben von Lava und Feuer.

Lucifer (2016 – 2021)

«Lucifer» ist kein Meilenstein der Seriengeschichte, aber sehr unterhaltsam und bestens geeignet, wenn man Lust auf ein oder zwei Episoden Krimi mit Witz und schrägen Figuren aus Himmel und Hölle hat.

Lucifer Morningstar langweilt sich als Herrscher der Hölle. Er gibt seinen Thron auf und eröffnet in Los Angeles einen Nachtclub. Als eine Bekannte ermordet wird, bietet er der LAPD-Detektivin Chloe Decker seine Hilfe bei den Ermittlungen an. Daraus entwickelt sich eine erfolgreiche Zusammenarbeit (und über die Zeit ein bisschen mehr als das). Denn Lucifer hat die Gabe, Menschen ihre geheimsten Wünsche zu entlocken, was sich bei Ermittlungen als sehr hilfreich erweist.

Seine höllische resp. himmlische Vergangenheit sorgt aber regelmässig für Turbulenzen. Da ist etwa Mazikeen, eine Dämonin, die Lucifer nach L.A. begleitet hat. Sie vermisst ihre Arbeit als Folterknechtin und würde gerne auch auf der Erde ein paar Seelen quälen. Oder Lucifers Bruder Amenadiel, der vom Vater geschickt wird, um Lucifer zu überzeugen, seinen Thron in der Hölle wieder zu besteigen. 

«Lucifer» lebt vom Charme und Witz der Hauptfigur, die Darsteller Tom Ellis offensichtlich viel Spass bereitet, im Mix mit den menschlichen und himmlisch/höllischen Figuren. Über die Staffeln hinweg verwischen sich die Grenzen, was die Geschichte noch amüsanter macht.

6 Staffeln bei Netflix


Serienposter mit Schriftzug. Eine Frau in weissem Gewand steht auf einer Strasse aus Kopfsteinpflaster, ein Messer in der Han. Vor ihr eine Blutlache und der Helm eines römischen Soldaten.

Rome (2005 – 2007)

Hinter «Rome» steckt ein bekannter Name: John Milius, Drehbuchautor von «Conan the Barbarian», «Red Dawn» oder «Apocalypse Now». Alles Filme, bei denen es deftig zur Sache geht.

Milius‘ Handschrift ist auch in «Rome» deutlich zu erkennen. Gewalt und Sex kommen nicht zu kurz. Aber die Serie besticht vor allem als beeindruckendes Porträt der antiken Metropole zur Zeit des Untergangs der römischen Republik. 

Sie beschreibt den römischen Alltag anhand von zwei Soldaten aus Caesars Armee. Und sie erzählt von den Machtkämpfen und Intrigen, die mit Caesars Sieg in Gallien beginnen und mit der Machtübernahme von Augustus als erstem römischen Kaiser enden.

«Rome» erhielt viel Lob für die akkurate Darstellung der römischen Gesellschaft und für den Detailreichtum des Produktionsdesigns. Auch die Schilderung der historischen Ereignisse ist (grösstenteils) korrekt. 

Ursprünglich war «Rome» auf fünf Staffeln ausgelegt und sollte bis in die Zeit reichen, als Jesus in Palästina zu wirken begann. Die hohen Kosten für die erste Staffel veranlassten HBO und die BBC aber dazu, nur noch eine zweite Staffel zu bewilligen. Bis heute träumen Fans der Serie davon, dass die fehlenden Staffeln noch produziert werden.

2 Staffeln bei Sky Show


Serienposter mit Schriftzug. Ein Mann in Uniform, die linke Hälfte des Gesichts unscharf. Über seine Schulter blickt eine blonde Frau sehr ernst in die Kamera.

Homeland (2011 – 2020)

Kaum eine Serie beleuchtet die US-amerikanische Befindlichkeit im Nachgang der Terroranschläge vom 11. September 2001 so treffend wie «Homeland». Es ist kein Zufall, dass die Hauptfigur Carrie Mathison (Claire Danes), eine CIA-Agentin, an einer psychischen Krankheit leidet. Bei ihr ist es eine bipolare Störung, das Land leidet aber an einer Mischung von gravierender Paranoia und selbstgerechtem Grössenwahn. 

Passend auch, dass man der Serie nicht ganz zu Unrecht Islamfeindlichkeit und Rassismus vorgeworfen hat. Das Bild, das «Homeland» von Muslim:innen entwarf, war oft klischiert und der Islam wurde vielfach mit Terrorismus gleichgesetzt.

Man muss der Serie aber zugutehalten, dass sie durchaus differenziert mit Vorurteilen umging und nicht einseitig eine pro-amerikanische Seite einnahm.

Dafür gibt es auch zu viele Verräter:innen in den eigenen Reihen, die Carrie und ihrem Chef Saul Bereson (Mandy Patinkin) das Leben nicht nur schwer, sondern manchmal zur Hölle machten. Selbstreflexion und -kritik findet man durchaus auch.

«Homeland» ist sicher am stärksten in den ersten drei Staffeln, in denen es um den US-Marinesoldaten Nicholas Brody (Damien Lewis) geht, der in Kriegsgefangenschaft zum al-Qaida-Schläfer umgedreht worden ist. Aber auch die folgenden fünf Staffeln mit wechselnden Schauplätzen (u.a. eine ganze Staffel, die in Berlin spielt) und Bedrohungen können ein hohes Niveau beibehalten. 

8 Staffeln bei Prime Video und Disney+


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