

Disney+ (1 Staffel, 10 Episoden à 40 Min.)
«All’s Fair» eilt der Ruf voraus, eine der miesesten Serien zu sein, die je für die Mattscheibe produziert wurde. Der «Guardian» vergab null Sterne, was in den letzten Jahren nur drei anderen Serien widerfuhr. Nach zwei Episoden (mehr gefährdet die mentale Gesundheit), muss ich sagen: «All’s Fair» wird seinem Ruf mehr als gerecht.
Kardashian ist nicht an allem schuld
Erstaunlicherweise liegt das nicht an Kim Kardashian. Ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind bescheiden, aber das spielt keine Rolle. Ihre Aufgabe besteht darin, in Designerklamotten mit tiefem Ausschnitt in coolen Autos zu sitzen oder durch luxuriöse Häuser zu trippeln. Das beherrscht sie.

Die Serie ist nicht wegen Kardashian schlecht. Wirklich unterirdisch ist, dass «All’s Fair» vorgibt, eine Geschichte über Feministinnen zu erzählen, die das Patriarchat bekämpfen. Damit beleidigt die Serie sowohl den Feminismus als auch das Patriarchat.
Das Patriarchat der Unterbelichteten
Das besteht hier aus Männern, die Frauen in der Ehe unterdrücken und sich im Büro an Sitzungen über sexistische Flachwitze schieflachen. Kaum stehen sie den zwei Scheidungsanwältinnen und deren Ermittlerin (Kardashian, Naomi Watts, Niecy Nash) gegenüber, um die es in der Serie geht, können sie nur noch idiotisch brabbeln und ziehen den Schwanz ein.
Wären alle Männer so unterbelichtet, wie «All’s Fair» es darstellt, fragt man sich, wie das System der männlichen Herrschaft so lange bestehen konnte. Geht eigentlich nur, wenn die Frauen noch dümmer waren.

Aber jetzt reissen die genialen Staranwältinnen das Ruder herum. Ihr feministischer Kampf besteht darin, bei Scheidungen die reichen Männer auszuweiden und das Geld den traumatisierten Ehefrauen zuzuschieben.
Viel Luxus – noch mehr bekloppte Dialoge
Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Allerdings gibt es in dieser Serie nur Superreiche. Unter Versace, Hermès, Manolo Blahnik, Ferrari und einem etwa siebenkarätigen Diamanten, der Elizabeth Taylor gehörte, läuft hier gar nichts. Sogar die Rezeptionistin der Anwaltsfirma hat eine schicke Villa. Gut, die bekam sie von ihrem Liebhaber geschenkt, der seine Ehefrau (Kardashian) mit ihr betrügt.
Auch da könnte man sagen, es ist völlig in Ordnung, die heimliche Sehnsucht nach ein bisschen Luxus zu befriedigen. Das ist durchaus schön anzusehen. Wenn da nur die Tonspur nicht dazwischenfunken würde.

Die Dialoge sind unsäglich schlecht bis bekloppt. Gestritten wird meist mit Begriffen unter der Gürtellinie – wortwörtlich gemeint. Dass dazu auch Aufforderungen zur Penisverstümmelung gehören, ist fast schon wieder amüsant.
Watts und Close vor dem Bankrott?
Erschütternd finde ich, dass sich mit Naomi Watts und Glenn Close zwei ernstzunehmende Schauspielerinnen für dieses Machwerk hergaben. Wie sie ernsthaft ihren Text aus dem Drehbuch wiedergeben konnten, ohne in Gelächter oder Tränen auszubrechen, begreife ich nicht.

Wer ein bisschen Berufsstolz hat, muss sich dafür schämen. Die einzig akzeptable Begründung kann nur sein, dass sie die Gagen dringend brauchten, weil sie kurz vor der Obdachlosigkeit standen.
Ed O’Neills Auftritt als vorbildlicher Ehemann ist dagegen fast wieder subversiv. Schliesslich verkörpert er in seinen bekanntesten Rollen als Al Bundy in «Married… with Children» und Jay Pritchett in «Modern Family» eher den Typus des misogynen Machos.
Besetzung: Kim Kardashian | Naomi Watts | Glenn Close | Niecy Nash | Teyana Taylor | Sarah Paulson | Ed O´Neill | Matthew Noszka
Serie entwickelt von: Ryan Murphy | Jon Robin Baitz | Joe Baken
Genre: Drama
USA, 2025











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