Hostage (Mini-Serie) – Wenn Familie der Politik in die Quere kommt

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Poster einer Serie mit einer Frau vor dem Parlamentsgebäude in London im Hintergrund. Sie hält eine rote Akte mit Royal-Emblem. Text: «I will not negotiate. I will not be held... HOSTAGE».
4 von 5 Sternen

Netflix (Mini-Serie, 5 Episoden à 50 Min.)

Wäre «Hostage» eine US-Serie, wäre sie langweilig. Präsident:innen, die an Leib und Leben bedroht sind, Verräter in den eigenen Reihen bekämpfen und dann heldenhaft über sich hinauswachsen, kennen wir zur Genüge.

Wenn man die Geschichte nach Europa verlegt, wirkt das für uns nicht nur etwas vertrauter, es verändert auch die Dynamik. Denn die Macht einer englischen Premierministerin ist ungleich geringer. In diesem Amt kann man so schnell verschwinden, wie man gekommen ist, wie Liz Truss bewiesen hat.

Über allem thront die Familie

Dennoch lehnt «Hostage» an Klischees an, die wir von US-amerikanischen Serien gewohnt sind. Allen voran: Family! Der Ehemann der britischen Premierministerin Abigail Dalton (Suranne Jones, u.a. «Vigil») ist ein selbstloser Arzt, der für «Ärzte ohne Grenzen» in Französisch-Guayana arbeitet.

Eine Frau steht vor einem Bildschirm in einem Kontrollraum. Auf dem Bildschirm ist ein Video zu sehen, in dem drei Personen mit verbundenen Augen an einer Wand stehen. Der Ausdruck der Person im Vordergrund des Videos ist angespannt. Computerdaten sind neben dem Video auf dem Monitor sichtbar.
Entsetzt verfolgt Premierministerin Abigail Dalton (Suranne Jones), wie die Terroristen ihren entführten Ehemann (Ashley Thomas) vorführen. © Netflix

Dummerweise geniesst er keinen Personenschutz, wie das bei Ehepartnern von US-Präsident:innen der Fall wäre. Deshalb ist es ein Leichtes für ein Terrorkommando, ihn zu entführen. Die Forderung für seine Freilassung: Dalton soll zurücktreten.

Dass Dalton nicht sofort auf diese Forderung eingeht, bringt ihre Teenager-Tochter und ihren Vater in Rage. Deren Verständnis für die politischen Konsequenzen eines Rücktritts liegt bei null. Sie reagieren voll emotional mit der klassischen Haltung: Auch wenn die Welt deshalb untergeht, die Familie kommt immer zuerst.

Die gefährliche Liebschaft der Präsidentin

Es scheint jedoch, als erübrige sich die ganze Diskussion. Ein MI6-Agent spürt die entführten Ärzt:innen auf. Da ist es sehr hilfreich, dass die französische Präsidentin Vivienne Toussaint gerade in London weilt. Sie schickt ein Armeekommando, um die Entführten zu befreien.

Eine ältere Frau mit Brille und roten Lippen trägt ein elegantes, rotes Kleid. Ein Mann im Anzug steht vor ihr. Sie befinden sich in einem formellen Ambiente mit gedämpfter Beleuchtung. Die Frau wirkt ernst, während sie den Mann anschaut. Im Hintergrund sind unscharfe Personen zu sehen.
In London trifft die französische Präsidentin (Julie Delpy) ihren Stiefsohn und ehemaligen Geliebten (Corey Mylchreest) wieder. © Netflix

Allerdings macht sie in letzter Sekunde einen Rückzieher. Auch sie wird jetzt von den Terrorist:innen erpresst. Diese sind im Besitz eines pikanten Videos, das Toussaint im Bett mit ihrem Stiefsohn zeigt.

Wenn man sich damit abfindet, dass am Anfang einiges etwas übertrieben konstruiert ist, bekommt man danach einen sauberen und spannenden Politthriller serviert. Elegant eingebettet sind dabei Bezüge zur aktuellen politischen Situation.

Verräter:innen in den eigenen Reihen

Die englische Premierministerin steht wegen des maroden Gesundheitssystems unter Druck. Es fehlen dem Land lebenswichtige Medikamente.

Zwei Frauen stehen vor einem Gebäude mit der Hausnummer 10 an Rednerpulten (Downing Street). Links steht die britische Flagge, rechts die französische. Der Hintergrund zeigt eine schwarze Backsteinfassade mit weisser Tür und ein roter Teppich liegt davor.
Dalton und Toussaint stellen sich geeint gegen die terroristische Bedrohung, bei der es nicht nur ums politische Überleben geht. © Netflix

Diese könnte die französische Präsidentin liefern. Sie will als Gegenleistung harte Massnahmen gegen die Migrantenströme am Ärmelkanal. Damit hofft sie, bei den anstehenden Wahlen gegen die rechtspopulistische Konkurrenz zu punkten.

Beide Politikerinnen werden von Vertrauten hintergangen. Diese zu entlarven, wird zur Überlebensfrage. Nicht nur politisch.

Nach dem holprigen Start entwickelt sich «Hostage» dank der Hauptdarstellerinnen Suranne Jones und Julie Delpy zu einem fesselnden Thriller. Er funktioniert, obwohl einige Plotelemente stark nach US-Vorbildern riechen.

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1 Stimme

Besetzung: Suranne Jones | Julie Delpy | Ashley Thomas | Martin McCann | Isobel Akuwudike | Lucian Msamati | Corey Mylchreest | Pip Carter | Hiftu Quasem | Vincent Perez | Jehnny Beth
Serie entwickelt von: Matt Charman
Genre: Thriller | Drama
GB, 2025

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