Koka Björn (Staffel 1) – Mörderisches Sozialdrama am Polarkreis

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Filmplakat der Serie «Koka Björn»: Fünf Personen in historischer Kleidung blicken ernst in die Kamera, vor einer Waldkulisse. Eine Frau mit Laterne steht im Vordergrund, umgeben von Dunkelheit. Der Text zeigt den Titel der Serie und das Disney+ Logo, sowie das Startdatum.
4 von 5 Sternen

Disney+ (1 Staffel, 6 Episoden à 45 Min.)

Disney+ erweitert seinen Produktionshorizont nach Europa. «Koka Björn» (engl. «To Cook a Bear») ist die erste schwedische Originalserie. Zuvor bediente der Streaminganbieter bereits das Publikum in Deutschland («Sam – ein Sachse»), Frankreich («Oussekin») und Italien («The Good Mothers») mit eigenen Serien.

Das ist erfreulich, denn diese Serien bereichern das Angebot, das bei Disney+ stark von Kinder- und Familienserien sowie Star-Wars- und Marvel-Produktionen geprägt ist. «Koka Björn» gehört dagegen – ähnlich wie die anderen oben erwähnten Serien – zur Kategorie Krimi mit gesellschaftlichem Hintergrund.

Exotik mit Schnee statt Palmen

Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Mikael Niemi. Der Autor wählt aufgrund seiner eigenen Herkunft meist Lappland im Norden von Schweden an der Grenze zu Finnland als Handlungsort. Dieser exotische Schauplatz fasziniert nicht nur in Schweden. Seine Bücher werden regelmässig in gut ein Dutzend Sprachen übersetzt.

Ein Mann in Priesterkleidung steht vor einer alten Steinmauer. Er trägt einen braunen Hut und schaut ernst in die Kamera. Der Hintergrund zeigt unscharf weitere Gegenstände und trägt zur düsteren Atmosphäre der Szene bei.
Ein Pfarrer auf Mission. Das historische Vorbild für Lars Levi Læstadius (Gustaf Skarsgård) bekehrte in Lappland Samen zum Christentum. Die fiktionalisierte Figur interessiert sich mehr für Verbrechen. © Disney+

Für «Koka Björn» liess sich Niemi zudem von einer historischen Figur inspirieren. Lars Levi Læstadius war Mitte des 19. Jahrhunderts als Pfarrer in Lappland tätig, wo er die Samen zum Christentum bekehrte. Zudem war Læstadius ein begeisterter Botaniker und galt als grösster Kenner der arktischen Flora seiner Zeit.

Scharfsinnig und Pfeife rauchend wie Sherlock Holmes

Diese Elemente fliessen zwar in «Koka Björn» ein, sind aber eher nebensächlich. Im Vordergrund stehen die Morde an drei jungen Frauen, die der Priester mit dem Scharfsinn eines Sherlock Holmes, mit dem er auch die Leidenschaft fürs Pfeifenrauchen teilt, aufzuklären versucht. Diese Handlung ist frei erfunden und hat nichts mit dem historischen Læstadius zu tun.

1852 kommt Læstadius (Gustaf Skarsgård) als neuer Pfarrer mit seiner Familie nach Kengis. Er macht sich umgehend bei der Oberschicht im Dorf unbeliebt, weil er sich für die Armen einsetzt und Alkohol als Teufelsgebräu brandmarkt. Zudem ist sein Pflegesohn Jussi (Emil Karlsen) samischer Herkunft, weshalb ihm viele im Dorf mit Misstrauen und Verachtung begegnen.

Ein junger Mann mit ernstem Ausdruck steht im Freien vor einem unscharfen Hintergrund aus Holzgebäuden. Er trägt eine braune Schiebermütze und einen Mantel. Die Szenerie wirkt ländlich und historisch.
Jussi (Emil Karlsen) stösst auf Ablehnung, weil er eine Same ist. Logischerweise wird er von den Dorfbewohner:innen bald als Täter verdächtigt. © Disney+
Ein Bär als Sündenbock

Als eine junge Magd verschwindet, macht sich das ganze Dorf auf die Suche nach ihr – erfolglos. Tage später finden Læstadius und Jussi ihre Leiche im Moor. Sie erkennen klare Anzeichen für einen Mord.

Der Dorfpolizist und der Arzt behaupten jedoch, die Frau sei Opfer eines Bären geworden. Nachdem Jäger einen Bären erlegt haben, wird der Fall ad acta gelegt. Bis die nächste Leiche einer jungen Frau entdeckt wird.

Die Aufklärung der Morde folgt weniger den bekannten Krimimustern. Es weht zwar ein Hauch von Sherlock Holmes, wenn Læstadius mit Jussi den Tatort mit Argusaugen unter die Lupe nimmt. Aber die Suche nach dem Täter gestaltet sich wenig aufregend, vielmehr zäh und langwierig.

Eine Frau in viktorianischer Kleidung hält einen Strauss rosa Rosen. Im Hintergrund stehen zwei Männer in einem hellen Raum mit grossen Fenstern. Die Szene wirkt historisch und dramatisch.
Madame Sjödahl (Pernilla August) hat als grösste Arbeitgeberin das Sagen im Dorf. Auch der Dorfpolizist Brahe (Magnus Krepper, l.) tanzt nach ihrer Pfeife. © Disney+
Spannender Krimi, fesselndes Drama

Das liegt auch daran, dass die Serie immer wieder in der wunderschönen Landschaft schwelgt. Und sie schweift ab in die seltsame Welt am Polarkreis, in der Samen um ihr Land und ihre Kultur kämpfen, die ihnen die Schweden wegnehmen wollen.

Das ist im Kern auch der Konflikt, der zwischen Læstadius und Jussi zu schwelen beginnt. Jussi besinnt sich auf seine Wurzeln, als sein Ziehvater an ihm zweifelt und ihn sogar als Täter ins Auge fasst.

«Koka Björn» fesselt als historisches Sozialdrama ebenso wie als spannender Krimi. Disneys schwedische Premiere ist gelungen. Von solchen europäischen Produktionen darf es gerne mehr geben.

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Besetzung: Gustaf Skarsgård | Emil Karlsen | Pernilla August | Tyra Wingren | Jaakko Ohtonen | Ane Dahl Torp | Magnus Krepper | Simon J. Berger | Jonas Karlsson | Johan Widerber | Tobias Zilliacus | Sigrid Johnson
Genre: Drama | Krimi | Historie
SWE, 2025

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