Mindblow
Staffel 1, Play Suisse
Fangen wir mit dem an, was ganz schlimm ist in der neuen SRF-Serie «Mindblow»: Mäge. Wie zur Hölle kann sich jemand einen solchen Spitznamen ausdenken, geschweige denn gefallen lassen? Tiefstes helvetisches Mittelland halt, was aber nur in Sachen Namensgebung voll schräg einfährt.
Denn sonst passt die Doppeleinfamilienhaus-Atmosphäre irgendwo im Umland von Zürich perfekt zu den drei Nichtmehrganz-Teenies Markus aka Mäge, Eva und Robin. Das Trio hat eine Band und träumt von der grossen Musikkarriere. Aber daraus wird nichts.
Mäge versagt beim Auftritt in der Castingshow «MusicStar». «Du hast’s mega verkackt», stellt Sandra trocken fest. Sie ist als Evas Schulfreundin die Vierte im Bunde. Aber Sandra aka Sandy lächelt dabei, weil sie Mäge mag. Er lächelt zurück.
20 Jahre später sind die beiden ein Paar. Nur lächeln sie nicht mehr. Mäges MusicStar-Auftritt hat ihm das Leben versaut. Weil er aber die Gelegenheit erhält, per SMS mit der Vergangenheit zu kommunizieren, ändert sich sein Leben radikal.
«Mindblow» unterhält sehr gefällig als witzige Feelgood-Serie mit einem hübschen Sci-Fi-Twist. Man beginnt die vier Ex-Teenies zu mögen und würde ihnen ein bisschen Glück von Herzen gönnen. Aber jeden Anlauf, den sie nehmen, endet im Desaster. Bis sie herausfinden, worauf es wirklich ankommt in ihrem Leben.
Shōgun
Mini-Serie, Disney+
Was für eine Wohltat und Augenweide: Eine so verschwenderisch inszenierte Serie wie «Shōgun» war schon lange nicht mehr zu sehen auf dem Bildschirm. In Zeiten, in denen Streaminganbieter die Kosten drücken, grenzt es an ein Wunder, dass ein solches Epos überhaupt zustande kam. Was die Produktionsfirma FX mit dem Historiendrama aus der frühen Neuzeit Japans abliefert, ist ein umwerfendes Serienhighlight.
«Shōgun» bietet alles, was das Herz begehrt: dramatische Schicksale, hinterhältige Intrigen, blutige Kämpfe, unerfüllte Liebe. Das alles inszeniert in grossartigen Bildern, mit aufwendigem Setdesign und umfangreichen Spezialeffekten.
Man muss der Serie vor allem zugutehalten, dass sie sehr authentisch in die japanische Geschichte des 17. Jahrhunderts eintaucht. Anders als beim gleichnamigen Fünfteiler von 1980 steht nicht der Europäer im Vordergrund, der mit westlichem Blick den Machtkampf japanischer Fürsten verfolgt.
Die Hauptfigur ist der Fürst Yoshii Toranaga, der als grosser Ränkeschmied zum Shōgun aufsteigen wird. Nicht aber ohne die entscheidende Hilfe einer ergebenen Edelfrau und mit ein bisschen Unterstützung durch diesen Engländer, der in Japan anlandet. Wie sich ihre Wege kreuzen, erzählt «Shōgun» über fast zehn Stunden, wobei man jede Minute geniesst.
Anthracite
Mini-Serie, Netflix
«Anthracite» spielt in den französischen Alpen, in der fiktiven Kleinstadt Lévionna, in deren Umgebung irgendwo viel Schnee liegt. Meistens sind die Strassen aber aper und die Wiesen grün. Wie das geografisch zusammenhängt, hat sich mir nie ganz erschlossen.
Möglich, dass die Produzent:innen vergassen, hier ein wenig Klarheit zu schaffen, weil sie allzu sehr damit beschäftigt waren, sich all die anderen Rätsel für die Geschichte auszudenken, die «Anthracite» spannend machen sollen. Ein Verwirrspiel ist ihnen damit sicher gelungen. Allerdings ein viel zu überdrehtes.
Die Internetdetektivin Ida stösst auf der Suche nach ihrem verschwundenen Vater auf einen mysteriösen Massenmord in einer Sekte, der sich vor 30 Jahren in Lévionna ereignete. Sowohl ihre Familiengeschichte als auch jene von Jaro, den sie kennenlernt, hängen mit den Geschehnissen von damals zusammen.
Mit Ida, Jaro und ein paar weiteren Figuren der Geschichte fiebert man durchaus mit. Oft schüttelt man aber über die Geschichte den Kopf, die einen auf falsche Fährten führt und mehr Haken schlägt als ein Hase auf der Flucht.
Weil am Schluss vieles gut kommt, könnte einen die Serie mit einem freudigen Gefühl entlassen. Tut sie leider nicht, weil sie in den letzten Minuten noch einmal eine völlig unnötige Volte schlägt.
Auf der Watchlist
Baby Reindeer (Mini-Serie, Netflix)
Sugar (Staffel 1, Apple TV+)
The Sympathizer (Mini-Serie, Sky Show)
Serien-Top-Ten
6 | Renegade Nell (Staffel 1, Abenteuerkomödie, Disney+) | |
7 | Constellation (Staffel 1, Sci-Fi-Mystery, Apple TV+) | |
8 | Masters of the Air (Historiendrama, Apple TV+) | |
9 | The Gentlemen (Staffel 1, Actionkomödie, Netflix) | |
10 | Criminal Record (Staffel 1, Krimi, Apple TV+) |
Stand: 02.05.2024
Das grosse Serienquiz 2023
23 Fragen zu 23 Serien, die im vergangenen Jahr über den Bildschirm flimmerten.
Welches ist der beste Streamingdienst?
Ein Blick in die Zahlen: Was die Bewertungen von 250 Serien über die Streaminganbieter sagen.
Newsletter abonnieren
Alle zwei Wochen die neuesten Serien-Tipps als Newsletter direkt in deinem Postfach.
Ich fand „Liaison“ mega und kann die Serie sehr empfehlen. Viel Emotionen, starke Gefühle und viel Spannung.