

Paramount+ (Mini-Serie, 8 Episoden à 45 Min.)
Was wäre, wenn …? Eine Frage, die mir immer mal wieder durch den Kopf geht. Wie sähe mein Leben aus, wenn ich das andere Studienfach gewählt hätte? Oder wenn ich damals meine Stelle bei dem Weltkonzern nicht gekündigt hätte? Wenn es doch nur etwas gäbe, was Einblicke in diese ungelebten Leben gewährt.
Das Glück hängt an einem wollenen Faden
Toni Falk (Malaya Stern Takeda) besitzt so etwas. Einen Schal. Diesen überreicht ihr die Viertelgöttin Ariadne (Maria Schrader), als Toni am Tiefpunkt ihres Lebens steht. Job weg, Freunde weg, und die Eltern haben ihr altes Zimmer zur Sauna umgebaut – also auch kein Bett zum Schlafen.
So landet die entlassene Change-Managerin im Lagerraum, wo ihr Bett steht. Hier erscheint Ariadne, aus der Sage bekannt für ihren Faden, und bietet Toni an, ihr Glück in anderen Leben zu suchen. Einfach am Faden des Schals ziehen und Toni reist zu einer anderen Version ihres Ichs in einem Paralleluniversum.

Strandidylle auf Bali
Erste Station: Bali. Toni betreibt mit ihrer besten Freundin Bea (Larissa Sirah Herden), die ihr in Berlin gerade noch die Freundschaft gekündigt hat, eine Surf- und Segelschule. Palmen, Meer, malerische Sonnenuntergänge – was will man mehr?
Ein riesiges Resort für wohlhabende Tourist:innen bauen. Das plant Toni, weil ihr die Idylle zu langweilig geworden ist. Als Bea das herausfindet, gibt es Zoff zwischen den beiden. Und Toni zieht am Faden.

Superstar in Thailand
Nächste Station: Bangkok. Toni ist eine gefeierte Sängerin in Thailand, gemanagt von ihrer Mutter Selma (Caroline Peters), die Tonis Eskapaden im Zaum hält. Mit Bea hat sie sich auch hier zerstritten. Dafür taucht Jonas (David Kross) auf. Eigentlich die Liebe ihres Lebens, aber irgendwie klappt es nie zwischen den beiden.
Bis sich Toni in eine Welt fädelt, in der sie auf einer Alpakafarm lebt und mit Jonas verheiratet ist. Doch auch hier hält das Glück nicht an. Die Ehe kriselt und droht endgültig auseinanderzubrechen, als Jonas herausfindet, dass Toni seit einem halben Jahr eine Affäre mit Bea hat.

Zu wenig Witz, Spannung und Mitgefühl
Tonis Reisen durch ihre Leben – es gibt noch einige Stationen mehr – könnten witzig sein, nachdenklich stimmen, Mitgefühl erzeugen oder spannend sein. «Parallel Me» gelingt von alledem ein bisschen, aber zu wenig, um über alle acht Episoden zu fesseln.
Die Serie hat zudem ein Logikproblem mit der Story. Toni reist immer als ihr ursprüngliches Ich in andere Leben, nimmt wie ein Dämon Besitz von den anderen Tonis. Das sorgt für Turbulenzen, weil sie plötzlich Vegetarierin ist und Würstchen verabscheut, Koks nicht so toll findet und Drogen die Toilette runterspült, statt sie mit ihrem Freund zu verdealen.
Um ihr anderes Ich wirklich zu erleben, dürfte sie eigentlich nur als Zuschauerin beobachten. So wie der Engel in «It’s a Wonderful Life» James Stewart aus der Ferne sehen lässt, wie eine Welt ohne ihn aussähe. Das wäre natürlich zu langweilig für eine achtteilige Serie.

Egomanin bis zum Schluss
Vor allem nervt aber mit der Zeit, dass es aus Toni heraus dauernd nur «Ich, ich, ich!» schreit. Natürlich geht es um ihr Leben, um ihr Glück. Doch das hängt nicht zuletzt davon ab, wie sie mit den Menschen umgeht, deren Gefühle sie grundsätzlich ignoriert. Selbst gegen Schluss, als genau das eine Erkenntnis aus den Reisen in ihre Ichs sein soll, dominiert doch wieder ihre Egomanie.
Deshalb verfolgt man ohne grosse Empathie, wie der Schal immer kürzer wird, bis am Ende kein Faden mehr übrig ist. Toni scheint in einer Welt gestrandet, in der sie einen grossen Verlust verschmerzen muss. Gibt’s doch noch ein Happy End? Die Serie macht aus dem Schluss ebenso viel wie aus dem ganzen Plot – viel zu wenig.
Besetzung: Malaya Stern Takeda | David Kross | Larissa Sirah Herden | Maria Schrader | Caroline Peters | Ulrich Noethen | Theo Trebs | Golo Euler | Wilson Gonzalez Ochsenknecht
Serie entwickelt von: Jana Burbach
Genre: Drama | Komödie | Fantasy
D, 2025
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