1923 (Staffel 2) – Weniger reaktionär und emotional total packend

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Serienposter mit Schriftzug. Ein älteres Paar in dicke Mäntel eingehüllt mit Handschuhen steht in einer Landschaft. Das Gras und die Bäume sind weiss vor Kälte. Im Hintergrund ein Haus mit einem grossen Y im First.
4 von 5 Sternen

Paramount+ (2 Staffeln, 15 Episoden à 60 Min.)

Diese Serie stürzt mich in Selbstzweifel. Die erste Staffel hat mich aufgeregt. Die Verherrlichung der Blut- und Bodenmythologie ging mir auf die Nerven.

Doch die zweite Staffel hat mich gefesselt. Der Kampf von Jacob und Cara Dutton (Harrison Ford und Helen Mirren) um ihre Ranch, von Spencer und Alexandra (Brandon Sklenar und Julia Schlaepfer) um ihre Liebe, von Teonna (Aminah Nieves) um ihre Freiheit hat mich nicht mehr losgelassen.

Weniger Blut und Boden, nur noch Gut gegen Böse

Was ist passiert? Habe ich bei der ersten Staffel einfach nicht geschnallt, was die Serie ausmacht? Werde ich altersmilde? Oder hat Taylor Sheridan, der Erfinder des «Yellowstone»-Universums, wie schon bei «Landman» die reaktionäre Rhetorik zurückgeschraubt?

Ich behaupte, Letzteres spielt eine grosse Rolle. Das geht einher mit der Fokussierung der Geschichte auf den Kampf zwischen Gut und dem absolut Bösen. Wobei «gut» zu relativieren ist, denn die Duttons schrecken vor verwerflichen Taten wie Selbstjustiz immer noch nicht zurück.

Eine ältere Frau und ein älterer Mann im Wohnzimmer ihres Hauses, das mit sehr Holz ausgekleidet ist.
Jacob und Cara Dutton (Harrison Ford und Helen Mirren) sind entschlossen, ihre Ranch um jeden Preis zu verteidigen. © Paramount+
Der perverse und mörderische englische Snob

Doch man versteht ihre Handlungen und fühlt vor allem mit. Der Gegenspieler von Jacob und Cara, der den Duttons ihre Yellowstone-Ranch wegnehmen will, ist ein Ausbund an teuflischer Niedertracht, dem auch wir einen qualvollen Tod wünschen.

Donald Whitfield (Timothy Dalton) setzte die Duttons schon in der letzten Staffel finanziell unter Druck. Weil das nicht schnell genug zum Erfolg führt, ändert er seine Taktik. Er will sie nicht mehr vertreiben, sondern von einer Truppe von Söldnern umbringen lassen.

Damit nicht genug. Whitfield ist ein Sadist, der sich jüngere Frauen für perverse Sexspiele hält, was ihn zusätzlich dämonisiert. Und als überheblicher englischer Snob bringt er vielleicht weniger unsere, aber sicher die US-amerikanische Seele zusätzlich zum Kochen.

Zwei Männer in einem Wohnzimmer über Papiere auf einem Tisch gebeugt.
Donald Whitfield (Timothy Dalton) weist Banner Creighton (Jerome Flynn) an, mit seinen Männern die Yellowstone-Ranch anzugreifen und alles zu töten, was sich bewegt. © Paramount+
Werden sich Spencer und Alexandra je wiedersehen?

Wie schon in der ersten Staffel fiebern wir aber vor allem mit Spencer, dem Neffen von Jacob und Cara, und seiner grossen Liebe Alexandra mit. Das Paar wurde auseinandergerissen.

Spencer konnte dem Gefängnis entkommen und verdingt sich auf einem italienischen Dampfer, um nach Hause zu kommen. Alexandra kehrte nach England zurück. Von hier aus bricht sie alleine und mit wenig Geld nach Montana auf. Ihr Weg ist voller Gefahren, die zweifeln lassen, ob sie sich je wiedersehen.

Eine Frau an der Reling eines Schiffes, umgeben von anderen Passagieren.
Die Schiffsreise in der dritten Klasse ist nur ein Vorgeschmack auf all die Unbill und Gefahren, die auf Alexandra (Julia Schlaepfer) warten. © Paramount+
Der Rassist und der Pfarrer im heiligen Krieg

Der dritte Handlungsbogen folgt wiederum Teonna Rainwater, die aus der Regierungsschule geflohen ist, wo sie brutal misshandelt wurde, und auf ihrer Flucht fünf Peiniger:innen getötet hat. Sie ist mit ihrem Vater Runs His Horse (Michael Spears) und Pete Plenty Clouds (Jeremy Gauna) untwergs nach Süden.

Auch dieser Plot lebt vom Kampf des Guten gegen das Böse. Erneut mit der Einschränkung, dass das Gute seine Schattenseiten hat. Immerhin hat Teonna fünf Menschen ermordet. Aber darüber sieht man hinweg.

Eine junge Frau und ein Mann auf Pferden.
Teonna (Aminah Nieves) und ihr Vater (Michael Spears) sind auf der Flucht vor einem mörderischen Marshal und einem Pfarrer auf einem Kreuzzug. © Paramount+

Denn die Bösen sind unendlich grausamer. Marshal Kent (Jamie McShane) und Father Renaud (Sebastian Roché), die Teonna verfolgen, hinterlassen eine blutige Spur. Kent ist ein sadistischer Rassist, der reihenweise Indigene über den Haufen schiesst. Renaud ist ein religiöser Eiferer, der die Missionierung der Indigenen als heiligen Krieg versteht.

Taylor Sheridan hat mich wieder angefixt

Unbefriedigend bleibt, dass unklar ist, was Teonna mit den Duttons und der Yellowstone-Ranch zu tun hat. Es deutet aber einiges daraufhin, dass sie eine Vorfahrin vom Thomas Rainwater ist, der in «Yellowstone» auftaucht.

«1923» ist nicht frei vom ideologischen Geschwafel, das mich in der ersten Staffel auf die Palme getrieben hat. Aber in Erinnerung bleiben mehr die Figuren, deren Geschichten eine emotionale Achterbahnfahrt bescheren, die man als gelungene Unterhaltung gelten lassen muss.

Tatsächlich hat mich Taylor Sheridan wieder angefixt, sodass ich beim nächsten «Yellowstone»-Prequel – 1944 – und dem nächsten Sequel – The Madison (mit Michelle Pfeiffer!) – reinschauen werde.

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Besetzung: Helen Mirren | Harrison Ford | Brandon Sklenar | Julia Schlaepfer | Jerome Flynn | Darren Mann | Isabel May | Brian Geraghty | Aminah Nieves | Michelle Randolph | Robert Patrick | Sebastian Roché | Michael Spears | Timothy Dalton | Jennifer Carpenter | Jamie McShane
Serie entwickelt von: Taylor Sheridan
Genre: Western | Drama
USA, 2025

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