

Netflix (1 Staffel, 7 Episoden à 45 Min.)
Netflix reitet weiter auf der Western-Welle, die Taylor Sheridans «Yellowstone» und dessen diverse Prequels neu entfacht haben. Das drastisch brutale Siedlerdrama «American Primeval» gehört dazu, der australische Ableger «Territory» über eine Farmerdynastie und für romantische Gemüter «Ransom Canyon».
Ihnen allen ist gemein, dass das solide Westernserien sind, die aber keine Begeisterungsstürme auslösen. «The Abandons» reiht sich in diesen Reigen ein mit der klassischen Geschichte von verfeindeten Familien. Leicht abgewandelt allerdings, denn hier führen Matriarchinnen die Clans an, die 1854 im Nordwesten der USA um Land kämpfen.
Zwei Witwen auf Kollisionskurs
Auf der einen Seite steht die irischstämmige Fiona Nolan (Lena Headey). Sie betreibt mit ihren vier Adoptivkindern eine Rinderfarm, die sie mit ihrem verstorbenen Mann aufgebaut hat.

Ihre Gegenspielerin ist Constance Van Ness (Gillian Anderson), ebenfalls Witwe. Ihre Familie, zu der zwei Söhne und eine Tochter gehören, betreibt Silberminen und bestimmt die Geschicke in der Kleinstadt Angel´s Ridge. Weil unter Fionas Land Silberadern verlaufen, will Constance dort schürfen.
Doch Fiona weigert sich standhaft, ihr Land zu verkaufen. Constance setzt deshalb drastischere Methoden ein, um des Silbers habhaft zu werden. Sie heuert Banditen an, die Fionas Rinder in der Nacht in einen Abgrund treiben. Fiona und ihrer Familie gelingt es aber, die Banditen zu vertreiben und den Grossteil der Herde zu retten.
Die dunklen Seiten der guten Mutter
Das ist allerdings erst der Anfang des Konflikts. Er eskaliert, als Willem Van Ness (Toby Hemingway), der älteste Sohn, Fionas Tochter Dahlia (Diana Silvers) zu vergewaltigen versucht. Der Höhepunkt des Streits ist aber auch damit noch nicht erreicht.

«The Abandons» lebt vor allem von den zwei Matriarchinnen, die ihre Familien um jeden Preis verteidigen. Lena Headey als Fiona ist dabei interessanter, weil vielschichtiger.
Obwohl streng katholisch, schreckt sie nicht vor Gewalt zurück. Da beruft sie sich wohl mehr auf den zornigen Gott des Alten Testaments als auf den barmherzigen Schöpfer. Selbst ihren Kindern geht ihre Rachsucht mit der Zeit zu weit.
Ein bisschen Romeo und Julia muss auch sein
Gillian Anderson gibt ihre Figur dagegen steif. Constances Skrupellosigkeit zeigt sich darin, dass sie kaum eine Miene verzieht, egal was passiert. Dennoch ist der Clash der beiden Mütter das Kernstück der Serie, das für Spannung sorgt und dabei die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischt.
Anderes wirkt dagegen unoriginell. Etwa, wenn sich Fionas Sohn Elias (Nick Robinson) und Constances Tochter Trisha (Aisling Franciosi) verlieben wie einst Romeo und Julia aus den zerstrittenen Familien Capulet und Montague.

Ein Cliffhanger, der nie aufgelöst wird?
«The Abandons» wird Westernfans leidlich gut unterhalten. Einen ähnlichen Erfolg wie «Yellowstone» wird die Serie aber sicher nicht erleben.
Es stellt sich mehr die Frage, ob «The Abandons» ein ähnliches Schicksal wie «Territory» erleidet. Die Serie endete mit einem Cliffhanger, der nie aufgelöst wird, weil Netflix sie absetzte. Das würde hier bedeuten, dass wir nie erfahren, welche Mutter am Schluss ihre Familie zum Sieg führt.
Besetzung: Lena Headey | Gillian Anderson | Nick Robinson | Diana Silvers | Aisling Franciosi | Lucas Till | Lamar Johnson | Natalia del Riego | Michiel Huisman | Michael Greyeyes | Ryan Hurst
Serie entwickelt von: Kurt Sutter
Genre: Western | Drama
USA, 2025











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