Andor (Staffel 2) – Bevor das Märchen beginnt, tobt der antifaschistische Kampf

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Serienposter mit Schriftzug. Im Zentrum des Bildes ist der Hauptcharakter Cassian Andor mit ernstem Blick nach rechts dargestellt. Rund um ihn sind weitere wichtige Figuren der Serie gruppiert, darunter Mon Mothma, Luthen Rael, Bix Caleen, Syril Karn und der Droide K-2SO. Im Hintergrund ist die Silhouette des Todessterns zu sehen, darüber ein dunkler, sternenübersäter Weltraum. Unten im Bild marschieren Sturmtruppler durch ein goldenes Weizenfeld, während Rauch in den Himmel steigt und TIE-Fighter über ihnen fliegen.
5 von 5 Sternen

Disney+ (2 Staffeln, 24 Episoden à 40 Min.)

Ich schätze «Star Wars» sehr. Die kreative Originalität der ersten Trilogie ist unbestreitbar, ihr filmhistorischer Einfluss enorm. Die Geschichte von mutigen Rebellen, Schwertkämpfern mit Superkräften und finsteren Bösewichten bleibt jedoch vor allem eines: ein Märchen.

Das schmälert die Bedeutung der Weltraumsaga nicht, vereinfacht aber den Kampf der Rebellen gegen das Imperium zu einem simplen Gut-gegen-Böse-Schema. Luke Skywalker könnte ebenso gut gegen eine kinderfressende Hexe oder eine böse Königin kämpfen.

«Andor» korrigiert die Banalisierung der Diktatur

Dabei war das Imperium unter Imperator Palpatine eine mörderische Diktatur. Vergessen wir nicht, dass eine der ersten Aktionen des Imperiums die Vernichtung eines ganzen Planeten war.

Ein Mann mit den Händen auf dem Rücken. Von hinten zielt ein anderer mit einer Waffe auf ihn.
Statt Hochglanzhelden zeigt «Andor» die dreckige Welt der Rebellen. Cassian Andor (Diego Luna) ist in die Hände einer Splittergruppe gefallen. © Disney

Wir sehen im Film, wie der Death Star den Planeten Alderaan in Sekunden pulverisiert. Doch wie zwei Milliarden Einwohner:innen dabei sterben, zeigt der Film nicht. Das gehört sich nicht für ein Märchen. «Star Wars; A New Hope» ist wohl der einzige Film, der für Kinder ab 6 Jahren freigegeben ist, in dem ein Genozid geschieht.

Diese Banalisierung der Gräueltaten des Imperiums korrigiert «Andor». Es ist kein Kampf der noblen und schönen Guten gegen die hinterhältigen und hässlichen Bösen. Es ist ein Kampf der Unterdrückten gegen einen gewaltigen Machtapparat, der unerbittlich zerstört, was sich ihm in den Weg stellt. Dafür ist dem Imperium und seinen Schergen jedes Mittel recht.

Wie man einen Planeten entvölkert

In der zweiten Staffel von «Andor» zeigt sich das auf Ghorman. Ein friedlicher Ort, der bekannt ist für eine besondere Spinnenart, die die feinste Seide im ganzen Universum produziert. Doch der Planet birgt ein einzigartiges Mineral, das das Imperium für eine Geheimwaffe (😉) benötigt.

Ein Mann in weisser Uniform mit einem Umhang.
Orson Krennic (Ben Mendelsohn) will Rohstoffe auf Ghorman ausbeuten. Dabei steht ihm die Bevölkerung im Weg. © Disney

Der Abbau des Minerals wird Ghorman aber instabil und damit unbewohnbar machen. Eine Umsiedelung der Bevölkerung kommt nicht infrage, weil es zu lange dauern würde und zu aufwendig wäre.

Director Orson Krennic (Ben Mendelsohn) orientiert eine ausgewählte Gruppe von imperialen Offizier:innen über das geplante Vorgehen auf Ghorman. Fake News über Rebellenaktivitäten sollen als Vorwand dienen für den Einsatz imperialer Truppen gegen die Bevölkerung.

Der Widerstand wird instrumentalisiert

Dedra Meero (Denise Goug), die ehrgeizige Sicherheitsoffizierin, die seit der ersten Staffel hinter Cassian Andor (Diego Luna) her ist, erachtet das als ungenügend. Reine Propaganda führe nicht zum Ziel, erklärt sie Krennic.

Sie schlägt vor, die schwache Widerstandsgruppe auf Ghorman zu infiltrieren, um sie zuerst zu stärken und dann so zu manipulieren, dass der vernichtende Einsatz von Truppen gerechtfertigt erscheint. Ihr Plan wird aufgehen und in einem Massaker enden.

Eine Frau in weisser Uniform. Dahinter ein weiterer Uniformierter und vor ihr ein Stormtrooper.
Ungerührt verfolgt Dedra Meero (Denise Goug), wie ihr Plan aufgeht und die Sturmtruppen auf die Bevölkerung von Ghorman schiessen. © Disney
Die Rebellen sind noch lange keine Helden

Auch die Darstellung der Rebellen in «Andor» unterscheidet sich markant von den Filmen und den anderen Serien. Es ist keine geeinte, gut organisierte Front gegen das Imperium. Verschiedene Fraktionen misstrauen sich und gehen eigene Wege.

Auf Ghorman ist der Widerstand zudem unerfahren, zerstritten und einigermassen planlos. Cassian Andor rät Luthen Rael (Stellan Skarsgard) deshalb davon ab, die Rebellen zu unterstützen.

Eine Frau im Parlament auf Coruscant.
«Der Tod der Wahrheit ist der ultimative Sieg des Bösen.» Senatorin Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) versucht mit einer Rede den galaktischen Senat aufzurütteln. © Disney
«Andor» als Kommentar zum Zeitgeschehen?

Es ist nicht der einzige Plot, der erklärt, weshalb «Andor» Diskussionen über die Entstehung von Faschismus und den Widerstand dagegen anregt. Oft wird erwähnt, wie unheimlich aktuell die Serie angesichts des Aufstiegs autokratischer Systeme wirkt. Natürlich fällt dabei auch oft der Name des US-Präsidenten, obwohl die Serie einige Monate vor dessen zweiter Amtszeit produziert wurde.

Von daher passt «Andor» sicher gut zum Zeitgeschehen. Ob sich die Serie als prophetisch erweist, wird die Geschichte zeigen. Ich messe dieser Frage nicht allzu viel Gewicht bei. Mir genügt, dass sich «Andor» mit den zwei Staffeln, die die Vorgeschichte zu «Rogue One» erzählen, als beste Serie im «Star Wars»-Universum etabliert hat.

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Besetzung: Diego Luna | Adria Arjona | Stellan Skarsgård | Genevieve O’Reilly | Denise Gough | Kyle Soller | Anton Lesser | Ben Mendelsohn | Elizabeth Dulau | Muhannad Ben Amor | Fay Marsay | Forest Whitaker
Serie entwickelt von: Tony Gilroy
Genre: Abenteuer | Action | Science-Fiction
USA, 2025

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