Andor (Staffel 1) – Wacht auf, Verdammte des Imperiums

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Serienposter mit Schriftzug. Mehrere Menschen in Halbkörperporträts.
5 von 5 Sternen

Läuft bei: Disney+ (1 Staffel, 12 Episoden à 45 Min.)

«Star Wars»-Fans können sich ja nicht beklagen, dass sie zu wenig Stoff bekommen. Vier neue Serien gab es auf Disney+ dieses Jahr zu sehen. «The Book of Boba Fett» und «Tales of the Jedi» (eine Animation, die lasse ich grundsätzlich aus) habe ich nicht gesehen. «Obi-Wan Kenobi» war enttäuschend.

Dreckig, grau und ohne Laserschwerter

Deshalb hatte ich keine hohen Erwartungen an «Andor» – und wurde freudig überrascht. «Andor» ist untypisch für «Star Wars». Die Serie zeigt den Sternenkrieg zur Abwechslung ganz anders: dreckig, grau und fast ohne Glamour.

Keine Laserschwerter, keine Jedis, keine Weltraumschlachten. Dafür erleben wir den brutalen Apparat des Imperiums, der den kleinsten aufmüpfigen Mucks gnadenlos abstraft. Dazu die ersten, noch etwas zaghaften Versuche, den Schergen des Bösen Widerstand zu leisten.

Ein Mann läuft über einen Schrottplatz. Im Hintergrund ist ein Schweisser am Arbeiten.
In der Welt von Cassian Andor (Diego Luna) bekommt man Schwielen an den Händen von der harten Arbeit. © Lucasfilm / Disney+
Cassian Andors Weg zum Widerstand

Mitten drin ist Cassian Andor (Diego Luna). Ihn kennen wir bereits. Er wird fünf Jahre später die Pläne für den «Death Star» stehlen (in «Rogue One», 2016) und damit die Voraussetzungen schaffen für die Zerstörung des Todessterns durch Luke Skywalker (in «Star Wars – A New Hope», 1977).

Noch ist Cassian kein Rebell. «Andor» ist die Geschichte, wie er ein führendes Mitglied des Widerstands wird. Dazu gehört, wie er als Junge von seiner Schwester getrennt wurde und sein Heimatplanet Kenari durch das Imperium zerstört wurde. Es gab keine Überlebenden. Ein Ereignis, das seine Haltung zum System prägte.

Cassian hat die Hoffnung aber nicht aufgegeben, dass seine Schwester lebt. Die Suche nach ihr ist seine Mission zu Beginn von «Andor». Bei seinen Nachforschungen auf dem Industrieplaneten Morlana One gerät er an zwei Sicherheitsbeamte, die ihn ausnehmen wollen. Im Streit tötet er die beiden.

Ein Mann beugt sich herunter zu einem verbeulten, roten Droiden.
Verbeult und verlottert. Selbst die Droiden sind nicht so hochglanzpoliert wie sonst im «Star Wars»-Universum. © Lucasfilm / Disney+
Im Visier des imperialen Sicherheitsapparats

Cassian muss untertauchen. Dafür braucht er Geld, das er sich durch einen Schwarzmarkt-Deal beschaffen will. Seine Ex-Freundin Bix (Adria Arjona) vermittelt ihm einen Käufer.

Doch der Käufer, Luthen Real (Stellan Skarsgård), hat weniger Interesse am Geschäft als an Andor selber. Er will ihn anheuern für eine Mission. Andor soll mit einer Truppe von Luthens Leuten eine imperiale Basis überfallen. Denn Luthen braucht Geld für seine Pläne. Er will eine Widerstandsbewegung aufbauen.

Dieser erfolgreiche Überfall setzt den Sicherheitsapparat des Imperiums in Gang. Cassian und Luthen geraten ins Visier der knallharten Offizierin Dedra Meero (Denise Gough). Obwohl die beiden einen gemeinsamen Feind haben, sind sie deshalb noch lange nicht beste Freunde. Im Gegenteil.

Eine Frau in Uniform, weisser Mantel und schwarze Stiefel. Hinter ihr zwei Stormtrooper in schwarz.
ISB-Offizierin Dedra Meero (Denise Gough) lässt Cassians Freund:innen foltern, um zu erfahren, wo er ist. © Lucasfilm / Disney+
Keine «Macht» für die Bevölkerung

Das alles spielt sich in einer Welt ab, die wir selten zu sehen bekamen in «Star Wars». In einer grauen Industriestadt auf Ferrix, in der Cassian jetzt lebt, im Schrottlager, in dem Bix arbeitet, in einer riesigen Gefängnisanlage, in der die Inhaftierten Waffenteile produzieren (wofür, sieht man in einer Postcredit-Szene in der letzten Episode 😜). Es ist der Blick von unten, der «Andor» prägt, und das Imperium als brutal unterjochende Kolonialmacht zeigt.

Der Kampf ist völlig ungleich. Keine «Macht» hilft hier gegen die Blaster der Stormtrooper. Das zeigt sich in der ziemlich genialen Schlussepisode. Aus einer Beerdigungszeremonie wird eine Strassenschlacht der Bevölkerung gegen die imperialen Besetzer auf Ferrix. Es wird ein Gemetzel.

Eine Frau auf einem Empfang in einem Kleid mit einer goldenen Brosche.
Ein bisschen Glamour gibt es schon in «Andor». Im mondänen Coruscant versucht die Senatorin Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) den Widerstand gegen Palpatine zu organisieren. © Lucasfilm / Disney+
Die Welt der Ausgebeuteten

«Andor»-Showrunner Tony Gilroy, der schon für «Rogue One» das Drehbuch schrieb, blickt anders auf das «Star Wars»-Universum. Er stellt nicht die Geschichte der Mächtigen und Auserkorenen in den Vordergrund, sondern die Welt der Unterdrückten und Ausgebeuteten.

Auch die Brutalität des Imperiums beschränkt sich nicht wie üblich auf einen ausgewählten Bösewicht. «Andor» beschreibt das als ein ausgeklügeltes System, in dem viele willig und mit Enthusiasmus daran arbeiten, ganze Planeten zu unterjochen. Die Parallele zum Faschismus, die offensichtlich ist nicht nur in den Uniformen, mag etwas stereotyp sein, aber sie passt.

Gilroys Ansatz gefällt mir deutlich mehr und funktioniert besser als die aufgewärmte Geschichte mit den üblichen Ingredienzen, wie sie Obi-Wan Kenobi zeigte. «Andor» bekommt noch eine zweite und letzte Staffel, die Cassians Weg bis zu den Ereignissen von «Rogue One» fertig erzählen wird. Darauf kann man sich freuen.

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Besetzung: Diego Luna | Kyle Soller | Stellan Skarsgård | Genevieve O’Reilly | Denise Gough | Adria Arjona | Varada Sethu | Faye Marsay | Fiona Shaw | Ebon Moss-Bachrach | Alex Ferns
Serie entwickelt von: Tony Gilroy
Genre: Abenteuer | Action | Science-Fiction
USA, 2022

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