

Netflix (3 Staffeln, 22 Episoden à 50 Min.)
Diese Besprechung enthält Spoiler
Was für eine Enttäuschung, was für ein Absturz. Bis jetzt war «The Diplomat» eine spannende Serie, die US-amerikanischen Imperialismus und Überheblichkeit auf der diplomatischen Bühne tanzen liess, während im Hintergrund die Nachrichtendienste eifrig ihrem dubiosen Geschäft nachgingen.
Von Anfang an waren komplizierte Beziehungen Teil der Mischung. Doch im dritten Teil dreht sich fast alles nur noch darum, wer mit wem ins Bett möchte, scheitert oder gerade anders tickt als sein Gspusi.
Politik getrieben von Hormonen
Es wirkt, als bevölkerten nur noch hormongesteuerte Triebmaschinen die US-Botschaft in London, das Weisse Haus und die Downing Street. Erst am Ende besinnt sich «The Diplomat» auf seine ursprünglichen Stärken.

Nach dem plötzlichen Tod des US-Präsidenten rückt die bisherige Vize-Präsidentin Grace Penn (Allison Janney) ins Amt nach. Die geeignetste Kandidatin für den freigewordenen Vize-Posten wäre wohl Kate Wyler (Keri Russell), die US-Botschafterin in London. Sie hatte schon Penns Vorgänger im Auge.
Doch die Angelegenheit ist delikat. Kate sollte Penn ersetzen, weil der Präsident seiner Vize nicht mehr traute. Zu Recht, wie Kate herausfindet. Grace Penn veranlasste eine False-Flag-Operation gegen ein britisches Kriegsschiff, bei der Dutzende Menschen starben.
Wird Kate zur Frau an seiner Seite degradiert?
Trotzdem erwägt Penn, Kate Wyler zu nominieren. Nicht zuletzt, weil Kates Ehemann Hal (Rufus Sewell) die Vorzüge seiner Frau anpreist. So scheint es. Doch Hals flammende Rede bewirkt etwas anderes. Penn will ihn als Vize.

Damit stürzt sie die ohnehin wacklige Ehe von Kate und Hal tief in die Krise. Wird sich Kate mit der rein dekorativen Rolle der «Second Lady» abfinden? Oder verzichtet Hal zugunsten seiner Frau?
Kurz scheint es, als beuge sich Kate dem Schicksal. Doch dann bleibt sie in letzter Sekunde auf dem Rollfeld stehen, während Hal die Air Force One besteigt und nach Washington fliegt. Bei ihrem nächsten Treffen erklärt sie ihm dann, dass ihre Ehe öffentlich noch besteht, privat aber beendet ist.
Zwei herausfordernde Rollen, aber nur Sex im Kopf
Trotzdem steht sie vor der grossen Herausforderung, gleichzeitig die Rolle der Second Lady und der US-Botschafterin in London unter einen Hut zu bringen. Doch ihr vordringlichstes Anliegen ist, ihr Sexleben auf Trab zu bringen.
Zuerst versucht es Kate beim britischen Aussenminister (David Gyasi), der sie jedoch leicht zögernd abblitzen lässt. Dafür ist sie bei Callum Ellis (Aidan Turner) erfolgreich, vorgeblich ein Umweltschützer, tatsächlich ein MI6-Agent. Derweil schmollt Hal bei den Begegnungen mit Kate als gehörnter Ehemann.

Der Cliffhanger verspricht wieder mehr Thrill
Dazu ist der neue First Husband (Bradley Whitford) eifersüchtig auf Hal, weil seine Frau sich zu sehr für ihn zu interessieren scheint. Und der britische Premierminister (Rory Kinnear) wäre einem Schäferstündchen mit Kate wohl auch nicht abgeneigt. Das treibt also die Mächtigen dieser Welt um.
Daran hätte Lady Whistledown aus «Bridgerton» ihre helle Freude. Mich hat es genervt. Immerhin bekommt die Geschichte am Schluss noch einen interessanten Dreh, als vor der englischen Küste ein russisches Atom-U-Boot strandet. Der folgende Cliffhanger verspricht wieder mehr Spannung und hoffentlich weniger Beziehungsdrama.
Besetzung: Keri Russell | Rufus Sewell | David Gyasi | Ali Ahn | Rory Kinnear | Ato Essandoh | Nana Mensah | Celia Imrie | Allison Janney | Bradley Whitford | Aidan Turner
Serie entwickelt von: Debora Cahn
Genre: Thriller | Drama
USA, 2025













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