

Netflix (Mini-Serie, 5 Episoden à 50 Min.)
Das kommt einem bekannt vor: Meghann Fahy in der Welt der Superreichen, wo sie nicht wirklich hingehört. Genau, das gab es kürzlich bei Netflix im Krimidrama «The Perfect Couple».
Der Unterschied: Die eine Serie ist eine gelungene Gesellschaftssatire mit Krimiplot, die andere ein wirrer Mischmasch aus Komödie, Drama und Thriller mit einem Schuss Öko-Esoterik – das ist «Sirens».
Fahy ist allerdings aufgestiegen. In «The Perfect Couple» war sie die Leiche am Strand, die nur in Rückblenden ein bisschen Dialog bekam. In «Sirens» spielt sie die Hauptrolle – neben Julianne Moore. Was ja auch ein Widerspruch in sich ist. Wer kann schon neben Moore bestehen?

Selbst Julianne Moore kommt hier an ihre Grenzen
Julianne Moore war der Grund, weshalb mich die Serie überhaupt interessiert hat, auch wenn ihre grossartigen Auftritte in Filmen wie «The Big Lebowski» oder «Magnolia» schon ein paar Jahre her sind. Erst kürzlich hat sie in «Mary & George» bewiesen, dass sie auch eine weniger gelungene Serie aufwerten kann.
In «Sirens» jedoch kämpft Moore mit einem Drehbuch, das keine Linie findet, sondern im Ungefähren wabert. Moore ist Michaela Kell, die Frau von Milliardär Peter Kell (Kevin Bacon), der die Freizeitvergnügen seiner Frau finanziert. Eines davon ist eine Pflegestation, die sich um verletzte Raubvögel kümmert.
Diese wohltätige Stiftung wirkt jedoch mehr wie ein Kult. Alles dreht sich um Michaela, die sich mit ergebenen Anhängern umgibt, die sie uneingeschränkt verehren. An vorderster Front steht Simone (Milly Alcock), die als persönliche Assistentin von Michaela arbeitet und sie sogar Kiki nennen darf.

Die Post-Punkerin auf Rettungsmission
In diese Welt verschlägt es Devon (Meghann Fahy). Eine trockene Alkoholikerin mit Sexsucht, einem lausigen Job in einem Falafel-Laden und einem dementen Vater. Weil sie mit dessen Pflege langsam überfordert ist, sucht sie die Hilfe ihrer Schwester – Simone.
Simone hat jedoch absolut keine Lust, ihren glamourösen Job aufzugeben. Devon glaubt auch den Grund dafür zu erkennen. Sie ist Michaela hoffnungslos verfallen. Die Mission lautet deshalb jetzt: Rette die Schwester aus den Fängen dieses Kults.
Das ist zu Beginn noch witzig inszeniert. Devon sorgt mit ihrer Post-Punk-Bekleidung für Stirnrunzeln bei den vornehm gekleideten Apérogästen und wird bald wegen ihres ungebührlichen Benehmens hinauskomplimentiert.

Kevin Bacon als kiffender Zyniker
Als Devon aber erfährt, dass Michaela gerüchteweise Peters erste Frau umgebracht hat, herrscht Alarmstufe rot. Jetzt wird die Serie zum Thriller, um nur kurz danach wieder das Genre zu wechseln. Drama ist dann angesagt, bei dem es um Traumata aus der Vergangenheit geht, um Verletzlichkeit und Loyalität.
Einigermassen überzeugend navigieren nur Julianne Moore und Kevin Bacon durch dieses narrative Chaos. Sie dank ihrer Fähigkeit, auch die irrsten Wendungen des Drehbuchs glaubhaft zu verkörpern.
Er dank der Tatsache, dass er als Peter lange Zeit erfrischend zynisch und kiffend durch die Geschichte stapft und als einziger im ganzen Haushalt respektvoll mit dem Personal umgeht. Ganz am Schluss findet der Plot allerdings auch hier noch einen Weg, uns diese Figur zu vermiesen.

Was will uns «Sirens» sagen?
Von «Sirens» bleibt am Ende nur eine Frage: Was will uns die Serie sagen? Erliegen (fast) alle dem Sirenenklang des Münzenklimperns? Die einen aus Ignoranz, weil sie Geld mit Bedeutsamkeit gleichsetzen, die anderen – etwa die Angestellten – aus Notwendigkeit?
Oder lautet die Botschaft doch sehr banal: Geld allein macht auch nicht glücklich? Egal, ich verspüre keine Lust, dieser missratenen Serie noch weiter nachzuhängen.
Besetzung: Meghann Fahy | Milly Alcock | Julianne Moore | Kevin Bacon | Glenn Howerton | Bill Camp | Felix Solis | Britne Oldford | Trevor Salter | Josh Segarra | Lauren Weedman
Serie entwickelt von: Molly Smith Metzler
Genre: Drama | Komödie
USA, 2025
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