Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 6 Episoden à 50 Min.)
Hier sind sie wieder, die reichen Säcke, die glauben, sie können sich auf dieser Welt alles erlauben und damit ungeschoren davonzukommen. Diese Geschichten, in deren Mittelpunkt eine Bonzenfamilie steht, kann man langsam als eigenes Subgenre taxieren.
Diesmal heissen die Bonzen Winbury. Die Familie bereitet sich in ihrem pompösen Anwesen auf Nantucket auf eine Hochzeit vor. Der mittlere Sohn Benji (Billy Howle) heiratet Amelia (Eve Hewson).
Geld stinkt nicht, aber die Reichen riechen es
Die Mutter Greer Winbury (Nicole Kidman, die nach ihrer x-ten Schönheitsoperation wieder einigermassen natürlich aussieht) ist eine erfolgreiche Schriftstellerin. Sie mag ihre künftige Schwiegertochter nicht wirklich. Vorgeblich, weil sie an Amelias Liebe für ihren Sohn zweifelt. Tatsächlich wohl eher, weil Amelia der Stallgeruch von Geld fehlt.
Ehemann Tag (Liev Schreiber) ist eigentlich der mit dem Geld. Weil das aber irgendwie in Treuhandfonds für seine Kinder blockiert ist, lebt er von den Tantiemen seiner Frau. Tag beschäftigt sich vor allem mit Kiffen und Trinken, liebt es, beim Golfen auf Möwen zu zielen und ist passionierter Schürzenjäger, wie sich herausstellen wird.
Weniger unsympathisch als Logan Roy und seine Brut
Zur Familie gehören noch der jüngste Sohn Will (Sam Nivola), gerade erst der Pubertät entronnen und auf der Suche nach der ersten Liebe. Dazu der älteste Sohn Thomas (Jack Reynor) und seine hochschwangere und hochanspruchsvolle Frau Abby (Dakota Fanning), deren herausragendste Eigenschaft ist, dass sie Geld zum Fenster rauswerfen können, ohne je einen Cent zu verdienen. Darauf bilden sich die beiden auch noch was ein.
Dennoch wirken die Winburys in der Summe weniger unsympathisch als etwa die Roys aus «Succession». Denn sie besitzen einen kleinen Rest an Empathie und sind nicht so abgrundtief zynisch und menschenverachtend wie Logan Roy und seine Brut.
Die Winburys passen besser in die Welt der «White Lotus»-Hotels, in der die Superreichen eher aus Achtlosigkeit die Angestellten und andere Unterschichtler erniedrigen und demütigen. Solche Leute kommen ja in «Succession» gar nicht vor.
Die Polizei ist wenig beeindruckt
In «The Perfect Couple» schon. Und sie bieten den Winburys tatsächlich Paroli. Am Vorabend der Hochzeit wird die Trauzeugin ermordet. Der örtliche Polizist Dan (Michael Beach) und die eingeflogene Detektivin Nikki (Donna Lynne Champlin) zeigen sich wenig beeindruckt vom Gehabe der Winburys und lassen sie auch mal im Verhörraum ein paar Stunden schmoren.
Dort landen alle Familienmitglieder irgendwann im Verlauf der Ermittlungen. Denn sie alle hätten ein Motiv gehabt für den Mord an der Trauzeugin.
Die Aufklärung des Mordes ist der clevere Teil der Serie, bei dem man alle paar Minute auf eine andere Fährte gelockt wird. Amüsant wird es, wenn man zuschauen kann, wie die Fassade der Winburys langsam zerbröckelt.
Trifft den richtigen Ton und hat eine perfekte Länge
Nicht, dass Eltern oder Kinder daran glauben würden, eine glückliche Familie zu sein. Aber fürs Bild in der Öffentlichkeit ist das vor allem für Greer als Autorin sehr wichtig.
«The Perfect Couple» ist eine sehr gelungene Mischung von Krimi und Gesellschaftssatire, die zudem beeindruckt mit einer guten Besetzung. Was allerdings Isabelle Adjani dazu bewog, hier mitzumachen, bleibt für mich schleierhaft.
Was man auch zwischendurch als Qualität hervorheben darf: Die Serie ist ziemlich perfekt getimt. In den sechs Episoden ist keine Minute zu viel oder zu wenig.
Besetzung: Nicole Kidman | Liev Schreiber | Eve Hewson | Billy Howle | Meghann Fahy | Donna Lynne Champlin | Jack Reynor | Michael Beach | Ishaan Khattar | Sam Nivola | Mia Isaac | Dakota Fanning | Irina Dubova | Isabelle Adjani
Serie entwickelt von: Jenna Lamia
Genre: Krimi | Drama
USA, 2024
Schreibe einen Kommentar