The White Lotus (Staffel 2) – Unterhaltsam, aber zu brav

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Serienposter mit Schriftzug. Neun Personen im Porträt. Fünf Männer und vier Frauen. Eine Frau in pinkem Kleid sitzt auf einer grünen Vespa.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Sky Show (2 Staffeln, 13 Episoden à 55 Min.)

=> The White Lotus (Staffel 1)

Von Hawaii, wo die erste Staffel spielte, einmal um die halbe Welt nach Sizilien. Hier in Taormina steht das nächste Luxushotel der «White Lotus»-Kette, in dem eine Reihe illustrer Gäste ihre Ferien geniessen.

Wobei geniessen wohl das falsche Wort ist. Wie schon am Pazifik, gibt es auch am Mittelmeer Streit und Intrigen unter den Gästen.

Weniger Biss, weniger bösartig

Auch die Leiche zu Beginn fehlt nicht. Sie treibt im herrlich blaugrünen Meer in Strandnähe. Natürlich erfahren wir erst ganz am Schluss, wer hier das Zeitliche gesegnet hat und im Frachtraum statt in der First Class nachhause fliegt.

Die besten Voraussetzungen also, dass wir wieder mit hämischer Freude zuschauen können, wie sich ein paar reiche Urlauber:innen psychisch (und eben auch physisch) gegenseitig zerfleischen. Aber leider ist das Vergnügen nicht mehr ganz so gross wie in der ersten Staffel.

Eine entsetzte Frau schwimmt im Wasser. Sie hat den Mund weit offen.
Daphne (Meghann Fahy) entdeckt die Leiche, die im Wasser treibt. © HBO / Sky Show

Die Sizilien-Ausgabe von «The White Lotus» hat weniger Biss und Bösartigkeit als die vorherige Staffel. Die Konstellationen sind weniger spannungsgeladen, die Figuren teilweise fast sympathisch.

Vor allem vermisst man eine überkandidelte Figur wie Armond, den koksenden Hotelmanager, der die Schnauze so voll hatte von einem Hotelgast, dass er ihm in den Koffer kackte.

Ein Penis ist kein Sonnenuntergang

Am meisten Witz bieten zu Beginn die Di Grassos. Ihre Generationen-Unterhaltungen beim Abendessen sind amüsant. Grossvater Bert (F. Murray Abraham) flirtet mit der jungen Kellnerin trotz seiner 80 Jahre. Sohn Dominic (Michael Imperioli) und Enkel Albie (Adam DiMarco) finden das peinlich und abstossend.

Man würde doch hoffen, meint Albie, dass der Sextrieb bei alten Männern, also Männern über 50, vorbei sei. Deren «Gehänge» sei nur noch eine Zumutung für das andere Geschlecht. Bert hält dem entgegen: «Ein Penis ist eh nicht der schönste Anblick, ist schliesslich kein Sonnenuntergang.»

Drei unterschiedlich alte Männer unterhalten sich mit einer Frau.
Drei Generationen Di Grassos (Michael Imperioli, Adam Di Marco, F. Murray Abraham) wollen auf Sizilien ihre Herkunft erkunden. © HBO / Sky

Dominic sollte seinem Vater allerdings keine Vorhaltungen machen. Seine Frau und Tochter haben auf den Urlaub verzichtet, weil gerade mal wieder eine seiner Affären aufgeflogen ist. Was ihn nicht daran hindert, noch vor dem Abflug eine Prostituierte auf Sizilien zu buchen.

Wieder mit dabei: die schrille Tanya

Albie ist ganz anders als sein Vater und Grossvater. Er ist der Frauenversteher, der nette Kerl. Das bringt ihm aber keine Vorteile beim Dating. Das musste er schon ein paar mal erfahren und erlebt es auch auf Sizilien wieder. Die junge Frau, die er kennenlernt, beäugt lieber den tätowierten Macho im Swimmingpool, als mit Albie einen romantischen Spaziergang im Mondschein zu unternehmen.

Die junge Frau, Portia (Haley Lu Richardson), ist die Assistentin von Tanya (Jennifer Coolidge), die einzige Urlauberin, die schon auf Hawaii dabei war. Tanya schöpft wieder aus dem Vollen: High-Maintenance bis zum Abwinken, völlig ignorant gegenüber Mitmenschen.

Menschen auf einem Boot. Sie prosten sich zu.
Tanya (Jennifer Coolidge, 2. von rechts) findet neue Freunde auf Sizilien. HBO / Sky

Das kennen wir aber schon von Hawaii. Der Spass an ihrer Figur hält sich deshalb in Grenzen. Für neuen Wind sorgen dafür Quentin (Tom Hollander) und seine Freunde – eine Runde von illustren, schwulen Snobs, die sich begeistert um Tanya kümmern, als ihr Mann sie wegen dringenden Geschäfte sitzen lässt. Allerdings verfolgen Quentin und seine Freunde eine wenig selbstlose Agenda.

Blasse Einheimische

Schliesslich wälzen da noch zwei Paare ihre Beziehungsprobleme. Nicht völlig uninteressant, aber zu wenig ausgefallen, um wirklich zu begeistern. Die Einheimischen sind ebenfalls blasser als jene auf Hawaii, mit Ausnahme der beiden Callgirls (Simona Tabasco, letztes Jahr auf Netflix zu sehen in der empfehlenswerten 60er-Jahre Romanze «Luna Park», und Beatrice Grannò), die kräftig absahnen im Luxusresort.

Zwei junge Frauen schauen sich lächelnd an.
Mia (Beatrice Grannó) und Lucia (Simona Tabasco) holen nicht nur in Sachen Geld am meisten heraus aus dieser Woche im Luxusresort. © HBO / Sky

Ergötzen kann man sich aber an den Landschaften, Sehenswürdigkeiten und den Palazzi (eine kleine Übersicht der Drehorte). Und immer wieder beeindruckend am Horizont: der Ätna.

Die künstlerische Titelsequenz als Rätsel

Kunstinteressierten bietet «The White Lotus» ein bisschen Vergnügen abseits der Story. Immer wieder tauchen Vasen auf in der Form von menschlichen Köpfen. Die Legende hinter diesen «Teste di Moro» ist auch ein Storymotiv in der Serie.

Vor allem aber die Titelsequenz lässt einen eintauchen in Renaissance-Fresken des 16. Jahrhunderts. Allerdings sind es keine Originale, sondern für die Show produzierte Bilder, in denen Hinweise auf die Story versteckt sind.

Diese Nebenschauplätze entschädigen etwas dafür, dass die zweite Staffel von «The White Lotus» etwas weniger überzeugend gelungen ist als die Vorgängerin. Da die dritte Staffel bereits in Auftrag gegeben ist, können wir jetzt zu rätseln beginnen, wo sie wohl spielen wird.

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3 Stimmen

Besetzung: F. Murray Abraham | Jennifer Coolidge | Adam DiMarco | Meghann Fahy | Beatrice Grannò | Jon Gries | Tom Hollander | Sabrina Impacciatore | Michael Imperioli | Theo James | Aubrey Plaza | Haley Lu Richardson | Will Sharpe | Simona Tabasco
Serie entwickelt von: Mike White
Genre: Drama | Komödie
USA, 2022

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