A Good Girl’s Guide to Murder (Staffel 1) – Ein Cold Case als Schulprojekt

📅

📝

Serienposter mit Schriftzug. Eine junge Frau im Porträt. Im Hintergrund eine Pinwand mit Zetteln und Fotos.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 6 Episoden à 50 Min.)

Eigentlich meide ich Serien, auf denen «YA» draufsteht. «YA», wem das nicht vertraut ist, steht für «Young Adult» und ist auf dem Büchermarkt und bei den Streamern ein sehr beliebtes Genre.

Früher nannte man «YA»-Literatur einfach Jugendbücher. Was auch heute noch passen würde. Aber dennoch hat die englische Bezeichnung auch im deutschen Sprachraum Einzug gehalten. Klingt halt einfach cooler.

Deutlich ausserhalb der Zielgruppe

Wobei da natürlich der kleine Unterschied ist in der Einordnung als jugendlich oder schon ein bisschen erwachsen. Als Letzteres sehen sich die Jugendlichen wahrscheinlich lieber. Aus der Sicht eines Erwachsenen leuchtet es dagegen wenig ein, weshalb man auf Jugendlichkeit unbedingt verzichten will.

Fünf Jugendliche sitzen auf einer Treppe und lächeln in die Kamera.
Spielen 17-Jährige, sind aber ein paar Jahre älter. Pip (Emma Myers, Mitte) und ihre Schulkolleg:innen. © BBC/Netflix

Aber das zeigt wohl nur mein Problem mit dem Genre. Es richtet sich an ein Zielpublikum, mit dem ich schon lange nichts mehr zu tun habe. Selbst die Kinder in meinem Umfeld sind längst aus diesem Alter raus.

Nicht enttäuscht, nicht überzeugt

Trotzdem habe ich «A Good Girl’s Guide to Murder» reingezogen, weil es einige vielversprechende Empfehlungen gab. Am Ende war ich zwar nicht enttäuscht, aber auch nicht überzeugt. Ich bin mir sicher, dass das nicht nur am Altersunterschied zu den Hauptfiguren lag.

Ich bezweifle auch, dass es für die «YA»-Zielgruppe reicht, einfach ein paar Altersgenoss:innen vor die Kamera zu stellen und die in ein mehr oder weniger spannendes Abenteuer zu stürzen. Eine gute Serie macht das alleine nicht aus.

Pip und der Cold Case

Denn was Pip (Emma Myers) erlebt, haben wir doch schon ein paar Mal anders und auch ein bisschen besser gesehen. Pip will das Schicksal von Andie Bell (India Lillie Davies) aufklären, die vor fünf Jahren im idyllischen Örtchen Little Kilton (für das Axbridge in Somerset als Kulisse diente) verschwunden ist.

Eine junge Frau steht vor ein Art Pinwand voller Fotos, Notizen und Anmerkungen.
Voll professionell: Pip funktioniert ihr Schlafzimmer zum Cold-Case-Hauptquartier um. © BBC/Netflix

Für die Polizei und die Bevölkerung ist der Fall allerdings gelöst. Sal Singh (Rahul Pattni) hat seine Freundin Andie getötet und sich anschliessend das Leben genommen. Pip will das aber nicht glauben, denn sie hat die beiden am Tag des Verschwindens gesehen und ist der festen Überzeugung, dass Sal Andie geliebt hat und sie niemals umgebracht hätte.

Eine Ami als Britin? Funktioniert hervorragend

Bei ihren Nachforschungen stösst sie überall auf Widerstand. Niemand in Little Kilton will alte Wunden aufreissen. Auch Sals Bruder Ravi (Zain Iqbal) verhält sich Pip gegenüber zuerst ablehnend. Erst als sie ihm glaubhaft versichert, dass sie Sals Unschuld beweisen will, macht er mit. Dass daraus auch eine Liebesgeschichte spriesst, versteht sich genregemäss von selbst.

Eine junge Frau und ein junger Mann stehen am idyllischen Ufer eines kleinen Sees.
Pip ist eine wagemutige Ermittlerin, aber wenn es um Herzensangelegenheiten geht, wird sie zum scheuen Mädchen (rechts: Zain Iqbal als Ravi Singh). © BBC/Netflix

Faszinierend an der Serie ist vor allem Emma Myers, die die 17-jährige Pip spielt. Auf ihren Schultern lastet die ganze Geschichte. Sie ist in fast jeder Szene zu sehen. Und sie überzeugt. Was auch ein wenig überrascht, weil Myers – übrigens 22 Jahre alt – als US-Amerikanerin eine Britin spielt. Üblicherweise läuft das heutzutage umgekehrt.

Das Atmosphärische ging vergessen

Vielleicht vergassen die Macher:innen von «A Good Girl’s Guide to Murder» ob ihrer starken Hauptdarstellerin deshalb etwas, andere Teile der Geschichte packend zu gestalten. Das Atmosphärische einer Kleinstadt, in der immer noch ein:e Mörder:in ungestraft lebt, weil niemand darüber reden will, kommt zu wenig zur Geltung.

Junge Frauen beim Tanzen in blaues Licht getaucht.
Partys im Untergrund gehören natürlich zum Freizeitvergnügen. © BBC/Netflix

Dafür gibt es wilde Partys mit verschiedensten Drogen, einen willkürlichen Exkurs in eine vergangene Ehekrise der Eltern und viel Teenagergruppenstress. Die Auflösung des Falls schlägt auch noch ein paar wilde Volten, die wirken, als wären sie am Reissbrett entworfen worden.

Mag sein, dass man diese Schwächen eher übersieht, wenn man der Welt der Young Adults nähersteht oder sich zumindest so fühlt. Aber letztlich sind es diese Mängel, die die Serie nicht ganz so überzeugend machen, wie sie mit etwas mehr Sorgfalt hätte sein können.

Wie viele Sterne gibst du «A Good Girl's Guide to Murder» (Staffel 1)?
0 Stimmen

Besetzung: Emma Myers | Zain Iqbal | Asha Banks | Anna Maxwell Martin | Mathew Baynton | Yasmin Al-Khudhairi | Gary Beadle | Henry Ashton | Jackson Bews | Carla Woodcock | India Lillie Davies | Rahul Pattni
Serie entwickelt von: Poppy Cogan
Genre: Mystery | Drama
GB, 2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung