Alaska Daily (Staffel 1) – Das hohe Lied auf den Lokaljournalismus

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Serienposter mit Schriftzug. Das Porträt einer Frau mit dunklen Haaren über einem Panorama von schneebedeckten Bergen.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Disney+ (1 Staffel, 11 Episoden à 45 Min.)

Eigentlich erstaunlich, dass Journalist:innen immer noch als Held:innen für Filme oder wie in «Alaska Daily» für Serien taugen. Grosses Ansehen geniesst diese Berufsgattung im Zeitalter von Social Media und dem Vorwurf der «Lügenpresse» ja kaum mehr.

Aber es funktioniert wahrscheinlich deshalb, weil die Reporter:innen oft mehr als Kriminalist:innen agieren. Sie jagen einem Verbrechen hinterher und decken es gegen den Widerstand der Mächtigen auf.

Eine Frau und ein Mann mit Umhängetasche in einem Grossraumbüro. Zwei weitere Personen arbeiten an ihren Tischen.
Eileen Fitzgerald (Hilary Swank) kommt als Starjournalistin nach Alaska, wo sie sich an die etwas schäbigeren Verhältnisse im Newsroom gewöhnen muss. © Hulu / Disney+

Das war bei «All the President’s Men» (1976) so, wo Carl Bernstein und Bob Woodward den Watergate-Skandal enthüllten. Oder beim Oscar-gekrönten Film «Spotlight» (2015), in dem Journalist:innen des «Boston Globe» sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aufdeckten.

Die wahre Geschichte hinter der Serie

Zu «Spotlight» hat «Alaska Daily» eine personelle Verbindung. Tom McCarthy, der die Serie entwickelt hat, war Regisseur und Drehbuchautor von «Spotlight». Eine weitere Analogie: Der Film wie auch die Serie beruhen auf wahren Recherchen.

Die Enthüllungen des «Boston Globe» sorgten weltweit für Schlagzeilen. Die andere Recherche, die jetzt als Grundlage für «Alaska Daily» dient, erhielt weniger Aufmerksamkeit.

«Pro Publica» und die «Alaska Daily News» veröffentlichten 2019 mehrere Artikel über die hohe Zahl von Gewaltverbrechen gegen Frauen in Alaska. Die Zahl der Delikte liegt dreimal so hoch wie im landesweiten Durchschnitt.

Eine Frau steht vor einer Wand, an der die Steckbriefe von vermissten Frauen hängen.
Die wahre Geschichte hinter «Alaska Daily»: Alaska hat die höchste Rate von Gewaltverbrechen gegen Frauen. © Hulu / Disney+
Ein Hotshot in der Tundra

In «Alaska Daily» ist diese Geschichte der Anlass für Eileen Fitzgerald (Hilary Swank) in den hohen Norden zu ziehen. Die New Yorker Topjournalistin hat gerade harte Zeiten hinter sich. Ihre letzte grosse Story zerstörte ihre Karriere, weil Zweifel an ihrer Quelle auftauchten und ihr herablassender Umgang mit Kolleg:innen publik gemacht wird.

Dennoch ist Eileen zuerst wenig begeistert, als Stanley Cornik (Jeff Perry), Chefredakteur des «Alaska Daily», bei ihr auftaucht und ihr einen Job anbietet. Lokaljournalismus bei einem serbelnden Blatt in der Tundra ist doch ein paar Nummern zu klein für sie. Aber die Story beginnt sie zu faszinieren.

Frisch angekommen in Anchorage gibt sie ihren neuen Kolleg:innen gleich den Tarif durch. Sie ist die versierte Journalistin, die weiss, wie der Hase läuft, und sie arbeitet alleine. Doch mit ihrer New Yorker Hotshot-Attitüde kommt sie nicht weit.

Zwei Frauen vor einer Wand voll geklebt mit Fotos und Notizzetteln. Im Vordergrund ein Mann mit grauen Haaren.
Roz und Eileen verstehen sich zu Beginn nicht besonders gut. Aber ihr Ehrgeiz, den Mord an einer jungen Frau aufzuklären, verbindet sie. © Hulu / Disney+

Die Mutter einer jungen Frau, die ermordet wurde, will nicht mit der Fremden reden. Eileen muss widerwillig die Hilfe ihrer indigenen Kollegin Roz Friendly (Grace Dove) in Anspruch nehmen. Von nun an arbeiten die beiden gemeinsam an der Geschichte, auch wenn sie sich (noch) nicht leiden mögen.

Kleine Geschichten aus dem Alltag

Sie decken auf, wie rassistische Polizist:innen, schlampige Behörden und korrupte Politiker:innen dafür verantwortlich sind, dass sexuelle Gewalt gegen Frauen nicht nur an der Tagesordnung ist, sondern meist auch nicht aufgeklärt, geschweige denn bestraft wird.

Neben dieser spannenden Story werden in «Alaska Daily» auch kleine Geschichten erzählt aus dem Alltag der Reporter:innen. Das soll die Bedeutung des Lokaljournalismus für eine funktionierende Gemeinschaft untermauern. Dieses hohe Lied singt die Serie zwar etwas aufdringlich. Aber was soll man dagegen sagen? Die Aussage stimmt.

Ein Haus in Flammen. Davor ein Löschkran der Feuerwehr.
Weshalb wurde ein beliebtes Restaurant ein Opfer der Flammen? Eine Recherche, für die es keinen Preis geben wird, aber die Leser:innen des «Daily Alaskan» sehr interessiert. © Hulu / Disney+
Die nervige Journalistin überschattet den Kern der Geschichte

Am faszinierendsten an der Serie ist der Ort. Nicht nur wegen der atemberaubenden Landschaftsaufnahmen. Alaska, so zeigt die Serie, ist eine gespaltene Gesellschaft, in der Indigene massiv diskriminiert werden. Eine Tatsache, die nicht weitherum bekannt sein dürfte.

Nervig, vor allem zu Beginn, ist dagegen die Hauptfigur. Da hilft es auch nichts, wenn Hilary Swank die Journalistin mit dem gewaltigen Ego spielt. Aber natürlich lernt sie mit der Zeit nicht nur die Gegend zu schätzen, sondern auch ihre Kolleg:innen. Das macht Eileen etwas erträglicher und lenkt weniger vom Kern der Geschichte ab.

Wäre «Alaska Daily» mit etwas weniger Schema-F-Elementen inszeniert, wäre es eine sehr gelungene Serie. So gehört sie zum guten Durchschnitt.

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Besetzung: Hilary Swank | Jeff Perry | Grace Dove | Meredith Holzman | Matt Malloy | Pablo Castelblanco | Ami Park | Craig Frank | Shane McRae | Joe Tippett | Irene Bedard
Serie entwickelt von: Tom McCarthy
Genre: Krimi | Drama
USA, 2023

Eine Antwort zu „Alaska Daily (Staffel 1) – Das hohe Lied auf den Lokaljournalismus“

  1. Avatar von bürg
    bürg

    Mehr wird’s nicht geben über Lokaljournalismus in Alaska. ABC hat die Serie abgesetzt. Vielleicht halt wirklich ein bisschen zu durchschnittlich.

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