Lady in the Lake (Mini-Serie) – Eigenwilliger Thriller, etwas schwülstig inszeniert

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Serienposter mit Schriftzug. Zwei Frauen im Porträt. Man sieht nur ihre Gesichtshälften, die am Hinterkopf zu verschmelzen scheinen. Die eine Frau scheint Unterwasser zu sein, bei der anderen sind Bäume sichtbar.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Apple TV+ (Mini-Serie, 7 Episoden à 50 Min.)

Die Wege von Maddie Schwartz (Natalie Portman) und Cleo Johnson (Moses Ingram) kreuzen sich gleich zu Beginn. Cleo steht als Kleidermodel im Schaufenster eines Warenhauses. Maddie benötigt dringend ein neues Kleid, weil ihr Oberteil verschmutzt ist. Sie sieht das Kleid, das Cleo trägt, und stürmt in den Laden, um es zu kaufen.

Als ob Frau sein in den 60ern nicht schlimm genug wäre

Maddie und Cleo leben in den 1960ern in Baltimore in verschiedenen Welten. Maddie ist eine mittelständische Mutter und Hausfrau, Cleo eine Mutter, die sich mit mehreren Jobs durchs Leben schlägt, um für ihre beiden Söhne zu sorgen. Was sie verbindet: Sie sind Frauen in einer misogynen Gesellschaft. Und beide haben einen zusätzlichen Makel: Maddie ist Jüdin, Cleo ist eine Schwarze.

Eine Frau steht in einem Schaufenster und hält einen Regenschirm in der Hand.
Die märchenhafte Winterlandschaft ist Cleos (Moses Ingram) Arbeitsumgebung – das Schaufenster eines Kaufhauses. © Apple TV

«Lady in the Lake» ist aber nicht eine Geschichte von zwei Aussenseiterinnen, die zusammenfinden und gemeinsam kämpfen. Das wäre zu banal. Die Autorin und Regisseurin Alma Har’el («Honey Boy») hat sich höhere Ziele gesetzt – vielleicht ein paar Ziele zu viel.

Die Serie will ein Mysterythriller sein, ein kritisches Sittenbild der 60er-Jahre zeichnen und das alles inszeniert in einer hochstilisierten Bildsprache. Nicht, dass das schlecht wäre oder völlig misslungen. Aber die Story wirkt dadurch überladen und die Ausflüge in übersinnliche Traumwelten muten schwülstig und aufgesetzt an.

Ambivalente Hauptfiguren

Stark sind dafür die beiden Hauptfiguren. Nicht zuletzt, weil sie beide auch ambivalent gezeichnet werden. Maddie verlässt ihren Mann, als der keine Lust hat, an der Suche nach einem vermissten Mädchen teilzunehmen. Aber sie will sich für die Schwachen und Verletzlichen einsetzen.

Zwei Frauen in einem Auto. Es ist dieselbe Person als jüngere und als ältere Frau.
Maddie (Natalie Portmann) wird in ihrem neuen Leben mit den Fehlern aus ihrer Vergangenheit konfrontiert. © Apple TV

Zumindest gibt sie das vor. Aber sie weiss, dass auch ihr Ehrgeiz eine Rolle spielt. Denn Maddie will wieder als Journalistin arbeiten. Wenn eine anteilnahmsvolle Geschichte auch gut ist für ihre Karriere, muss das ja nicht falsch sein, glaubt sie.

Deshalb beginnt sie sich für Cleo zu interessieren. Die verschwindet eines Nachts, weil sie für den lokalen Gangsterkönig zum Risikofaktor geworden ist. Wochen später findet die Polizei die Leiche einer Frau in einem Brunnen und beginnt, nach dem Mörder der «Lady in the Lake» zu suchen.

Warum nicht mehr wie «The Wire»?

Auch Maddie will diesen Mord aufklären und Cleos Geschichte erzählen. Wie sie zum Opfer wurde, obwohl sie nur für ihre Söhne sorgen wollte. Aber eben: Dass das die Titelstory sein würde, ist nicht ganz nebensächlich.

Eine Frau schwebt in einer Waldlandschaft.
Wenn der Krimi in die surrealen Traumwelten abgleitet, dann schweben die Figuren durch die Landschaften. © Apple TV

Am Schluss kommt es anders heraus, als man es üblicherweise von einem solchen Krimi erwartet. Das wirft ein anderes Licht auf Cleo und ist eine gelungene Überraschung.

Mir hätte die Geschichte besser gefallen, wenn sie die soziale Realität der beiden Frauen im Ton einer anderen Serie gespiegelt hätte, die in Baltimore spielt. Mehr angelehnt an die harte Realität, die «The Wire» auszeichnet, hätte «Lady in the Lake» mich mehr überzeugt.

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Besetzung: Natalie Portman | Moses Ingram | Y’lan Noel | Brett Gelman | Byron Bowers | Noah Jupe | Josiah Cross | Pruitt Taylor Vince | Wood Harris | Dylan Arnold
Serie entwickelt von: Alma Har’el
Genre: Krimi | Drama
USA, 2024

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