Rebus (Staffel 1) – Die Anfänge des düsteren Schotten

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Serienposter mit Schriftzug. Ein bärtiger Mann mit Jacke. Auf den beiden Seiten sind quer Stadtansichten von Edinburgh zu sehen.
4 von 5 Sternen

Läuft bei: BBC (1 Staffel, 6 Episoden à 50 Min., VPN erforderlich)

Wer Krimis liebt, kennt den Schotten (oder muss ihn unbedingt kennenlernen): John Rebus, Detective Sergeant (später Inspector) der Lothian and Borders Police in Edinburgh. Er gehört zu den grossen europäischen Krimifiguren wie Mankells Wallander, Simenons Maigret oder Donna Leons Brunetti.

Ian Rankin, vor zwei Jahren zum Ritter geschlagen und deshalb Sir Ian, veröffentlichte 1987 den ersten Rebus-Roman. Seither sind zwei Dutzend Bücher erschienen in der Reihe und sie ist noch nicht zu Ende. Ein weiterer Band erscheint Anfang Oktober.

Neustart für Rebus bei der BBC

Es ist auch nicht das erste Mal, dass Rebus am TV auftaucht. Von 2000 bis 2007 produzierte ITV bereits vier Staffeln, in denen zuerst John Hannah in einer Staffel und danach Ken Stott den Polizisten aus Edinburgh spielte. Die Neuauflage stammt jetzt von der BBC.

Ein Mann mit Dreitagebart und grimmigem Gesicht steht vor einem etwas verwahrlosten Gebäude.
Richard Rankin, der nicht mit dem Autor Sir Ian Rankin verwandt ist, tritt in die Fussstapfen von John Hannah und Ken Stott, die Rebus in der ITV-Serie von 2000 bis 2007 gespielt haben. © BBC

In den Büchern ist Rebus mittlerweile schon pensioniert, hat seinen Alkoholismus einigermassen im Griff und leidet nach jahrzehntelangem Zigarettenkonsum unter schwerer Kurzatmigkeit. In «Rebus» ist der Inspektor noch aktiv und in seinem besten Alter.

Die neue Serie hält sich allerdings nicht an die Vorlagen, sondern würfelt Plots aus verschiedenen Büchern zusammen. Da sich selbst Sir Ian nicht daran stört, soll uns das auch nicht gross kümmern.

Rebus begegnet seiner Nemesis

Wer Rebus nicht kennt, wird bereits in der ersten Szene ziemlich geschockt. Sanitäter bergen einen schwer verletzten Mann aus einem Auto. Rebus (Richard Rankin, nicht verwandt, bekannt aus «Outlander») steht daneben, blutverschmiertes Gesicht, finsterer Blick, raucht.

Er geht auf einen Krankenwagen zu, steigt ein, schliesst die Tür und hält dem Mann, der auf der Bahre liegt, Mund und Nase zu, um ihn zu ersticken. Es ist der Anfang einer wunderbaren Feindschaft.

Der Mann auf der Bahre ist Ger Cafferty (Stuart Bowman), Edinburghs grosser Gangsterboss, der Rebus über die gesamte Karriere hinweg als Erzfeind begleiten wird. Cafferty hatte das Auto gerammt, in dem Rebus mit seinem Chef sass. Auf den hatte es Cafferty abgesehen, Rebus war nur Kollateralschaden.

Drei Männer vor einer weissen Holztüre.
Die Weg von Gangsterboss Ger Cafferty (Stuart Bowman, l.) und Rebus kreuzen sich immer wieder. Diesmal ist auch Rebus‘ Bruder Michael (Brian Ferguson) involviert. © BBC

Die Unfallszene war eine Rückblende. In der Gegenwart beschäftigt Rebus eine Messerstecherei. Jimmy McJagger, einer von Caffertys Handlangern, wurde von zwei Typen auf offener Strasse angegriffen.

Rebus verdächtigt sofort Cafferty und vermutet, dass McJagger, den man übrigens besser nicht auf die Namensähnlichkeit mit dem Rolling-Stones-Sänger anspricht, wohl seinen Boss bestohlen hat.

Die Engländerin an seiner Seite

Als Ermittlerin steht Rebus DC Siobhan Clarke (Lucie Shorthouse) zur Seite (die in der Vorlage erst im Band 5 zum ersten Mal auftaucht). Sie ist neu im Revier und hat gerade erst die Polizeischule abgeschlossen.

Nicht nur deshalb hält Rebus wenig von ihr (was sich ändern wird). Sie ist zudem Engländerin. Weil er ihren Namen zu lang findet, fragt er, wie er sie nennen soll. Shiv? Sicher nicht! Ok, dann ist es Shiv.

Eine Frau sitzt an einem Pult. Neben ihr ein Mann. Beide schauen auf den Computerbildschirm, der nicht mehr im Bild ist.
Siobhan Clarke (Lucie Shorthouse) muss sich noch anstrengen, um das Vertrauen von Rebus zu gewinnen. Ein Pluspunkt: Sie rettet ihm das Leben. © BBC

Nach der ersten Szene und dieser Episode bleibt kaum mehr Zweifel, dass Rebus nicht der angenehmste Zeitgenosse ist. Er stellt das in der ersten Episode noch mehrmals unter Beweis.

Etwa als er mit seiner Tochter, die bei seiner geschiedenen Frau lebt, seinen Bruder und dessen Familie besucht. Kaum fünf Minuten im Haus hat Rebus Zoff mit seinem Bruder und schlägt ihn vor den Augen seiner Tochter nieder.

Edinburgh – malerisch bis heruntergekommen

Aber genau das macht Rebus so fesselnd und kommt auch in dieser Serie sehr gut rüber: Er ist ein innerlich zerrissener Typ, der Mühe hat im zwischenmenschlichen Umgang, sich nichts vorschreiben lässt und bei dem sich die Grenzen zwischen Gut und Böse dauernd verwischen.

Ein Mann läuft vor einem Gebäude, in dessen Fenster und über der Eingangstür Schilder hängen mit der Beschriftung «The Oxford Bar».
«The Oxford» ist nicht nur Rebus‘ Lieblingspub. Tatsächlich trifft man in dem Pub, den es in Edinburgh wirklich gibt, auch ab und zu Rebus‘ Schöpfer Ian Rankin. © BBC

Stimmungsvoll kommt die Kulisse von Edinburgh dazu. Rebus wohnt zwar in Sichtweite des Edinburgh Castle und die Serie zeigt immer wieder tolle Ansichten der Stadt. Aber die Geschichten spielen in den heruntergekommenen Quartieren, wo etwa sein Bruder wohnt, der als ehemaliger Soldat keine richtige Arbeit findet und deshalb auf die schiefe Bahn gerät.

Figuren und Setting ergeben einen erstklassigen Mix von spannendem Krimi und packendem Drama. Da werte ich es ausnahmsweise als sehr erfreulich, dass «Rebus» mit einem Cliffhanger endet. Denn das verspricht, dass wir Rebus (und Siobhan, die hier noch ein wenig zu kurz kommt) wiedersehen werden. Hoffentlich schon bald.

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Besetzung: Richard Rankin | Brian Ferguson | Lucie Shorthouse | Amy Manson | Stuart Bowman | Caroline Lee-Johnson | Noof Ousellam | Neshal Caplan | Nick Rhys
Serie entwickelt von: Gregory Burke
Genre: Krimi | Drama
GB, 2024

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