Star Trek: Picard (Staffel 3) – Das letzte Abenteuer der «Next Generation»

Serienposter mit Schriftzug. Die Hauptfiguren der Serie in Porträts. Picard darüber grösser. Im Hintergrund ein Raumschiff.
4 von 5 Sternen

Läuft bei: Prime Video / Paramount+ (3 Staffeln, 30 Episoden à 50 Min.)

Star Trek: Picard (Staffel 2) – Jean-Luc auf Zeitreise (ins Ich)

In der dritten und finalen Staffel findet «Star Trek: Picard» endlich seine Bestimmung. Sie wird zur gelungenen Nostalgieveranstaltung für die Fans von «Star Trek: Next Generation» (TNG).

Die beiden ersten Staffeln von Picard waren zwar unterhaltsam. Aber wirklich überzeugend darzulegen vermochten sie nicht, weshalb man Admiral Picard 20 Jahre nach seinem Austritt aus der Sternenflotte aus dem Ruhestand holt.

Auf zum letzten Familientreffen

Vielleicht war das auch die Erkenntnis des Studios. Mit dem mittlerweile über 90-jährigen Picard (in der Storytimeline, Darsteller Patrick Stewart ist aber auch schon 82) liess sich keine langfristige Serie aufbauen. «Star Trek: Picard» kam bei den alten TNG-Fans gut an. Aber gleichzeitig eine neue, jüngere Fangemeinde aufzubauen, funktionierte wohl weniger.

Die alte TNG-Crew ergänzt um drei Neulinge auf der Kommandobrücke eines Raumschiffs.
Die ganze TNG-Crew versammelt sich für die letzte Staffel. Ergänzt um Seven of Nine (Jeri Ryan) und Raffi Musiker (Michelle Hurd), die schon in den ersten beiden Picard-Staffeln zu sehen waren. Neu dabei Jack Crusher (Ed Speelers), der sich als Picards Sohn entpuppt. © Paramount+

Weshalb es Sinn macht, die Serie abzuschliessen mit einem Finale, in dem das gesamte Brückenpersonal der Enterprise D sich zu einem letzten grossen Abenteuer zusammenfindet. Das beschert den TNG-Fans einen emotionalen und befriedigenden Abschied.

Picard und Riker auf Rettungsmission

Es geht dieses Mal um nichts Geringeres, als die gesamte Sternenflotte und die Föderation der Planeten vor dem Untergang zu retten. Jean-Luc Picard erhält einen Notruf von Beverly Crusher (Gates McFadden), der ehemaligen Schiffsärztin der Enterprise.

Eine Frau und ein junger Mann vor einer Türe auf einem Raumschiff.
Beverly Crusher (Gates McFadden) verschwieg Picard jahrzehntelang, dass er einen Sohn hat. © Paramount+

Gemeinsam mit William Riker (Jonathan Frakes, der auch wieder bei ein paar Episoden Regie führte) macht sich Picard auf. Sie retten Crusher und deren Sohn Jack, nachdem sie die USS Titan unter falschem Vorwand zu einer Kursänderung veranlasst haben.

Die Titan wird von einem anderen Schiff angegriffen. Die Shrike unter dem Kommando von Captain Vadic verlangt die Auslieferung von Jack Crusher. Da sich mittlerweile herausgestellt hat, dass Jack Picards Sohn ist, weigert sich der Admiral.

Changelings wollen Rache

Mit Mühe und Not entkommt die Titan. Damit ist das Abenteuer aber noch nicht vorbei. Picard hat entdeckt, dass Changelings die ganze Starfleet unterwandert haben und anlässlich einer grossen Feier, bei der die ganze Flotte zusammentrifft, die Starfleet und damit auch die Föderation zerstören wollen.

Eine Frau in schwarzer Kleidung umgeben von düsteren schwarzen Figuren mit ausserirdischen Gesichtszügen.
Fiese Bösewichtin: Die Changeling Vadic mit ihrer unfreundlichen Besatzung will Jack Crusher entführen. © Paramount+

Um das zu verhindern, braucht Picard die Hilfe seiner ehemaligen TNG-Crew. Neben Riker und Crusher stossen der Klingone Worf (Michael Dorn), Rikers Ehefrau Deanna Troi (Marina Sirtis), Geordi La Forge (LeVar Burton) und Data (Brent Spiner) dazu.

Man kann sich ausmalen, wie das ausgehen wird. Es dürfte aber wenig überraschen, dass das Ende der Starfleet und der Föderation noch nicht gekommen ist. Natürlich sind viele Hindernisse zu überwinden mit der Rettung in letzter Sekunde.

Ein würdiges Ende – und ein Neuanfang?

Aber weil die Staffel auch so was ist wie ein Familientreffen, wird oft und gerne über die Familie sinniert. Über die richtige Familie, die Picard so unerwartet gefunden hat. Und über die Sternenflotte, die immer wieder als Familie angeführt wird. Egal, feiern können am Ende alle.

Eine junge Frau und ein junger Mann vor einer Anzeigetafel. Sie tragen das Abzeichen der Sternenflotte.
Family-Business: An Bord der USS Titan ist nicht nur Picards Sohn Jack, sondern auch die Pilotin Sidney La Forge, Tochter von Gordi La Forge. © Paramount+

Die Geschichte der TNG-Crew findet damit einen gelungenen und würdigen Abschluss. Allerdings lässt eine der allerletzten Szenen eine Hintertür offen für weitere Star Trek Abenteuer mit anderen Hauptfiguren. Ich bin aber skeptisch, ob das angetönte Spin-Off wirklich auf grosses Interesse stossen würde.

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Besetzung: Patrick Stewart | Michelle Hurd | Jeri Ryan | Brent Spiner | Jonathan Frakes | Ed Speleers | Gates McFadden | Todd Stashwick | Ashlei Sharpe Chestnut | Joseph Lee | Michael Dorn | Marina Sirtis | Amanda Plummer | LeVar Burton | Orla Brady
Serie entwickelt von: Kirsten Beyer | Michael Chabon | Akiva Goldsman
Genre: Science-Fiction | Abenteuer
USA, 2023

Beef (Staffel 1) – Wutbürger:innen und was dahinter steckt

Serienposter mit Schriftzug. Zwei Hände mit gestrecktem Mittelfinger. Der obere Teil der Mittelfinger sind zwei menschliche Figuren, die sich anschauen.
4 von 5 Sternen

Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 10 Episoden à 30 Min.)

Danny (Steven Yeun) hat einen schlechten Tag. Er wollte in einem Laden ein paar Geräte zurückgeben, hatte den Kassenzettel aber nicht dabei. Amy (Ali Wong) ist gefrustet, weil sie überarbeitet ist und endlich ihr Geschäft verkaufen möchte. Aber der Deal kommt einfach nicht zustande.

Ein Alltagsärgernis eskaliert

Dann begegnen sich die beiden. Danny rammt beinahe Amys SUV, als er ausparken will. Sie hupt ein bisschen mehr als nötig und zeigt ihm den Mittelfinger. Danny rastet aus. Es kommt zu einer wilden Verfolgungsjagd, bei der aber nur ein paar Blumenrabatten verwüstet werden.

Ein Mann steht in einer Schlange in einem Hobbymarkt. Er hat seinen Kopf in die Hand gestützt und schaut müde aus.
Weshalb Danny (Steven Yeun) gleich mehrere Grills zurückgeben will im Supermarkt, wird erst später erklärt. © Netflix

Nach dieser Episode des kleinen alltäglichen Wahnsinns könnten Danny und Amy wieder ihre getrennten Wege gehen. Tun sie aber nicht. Die beiden verwickeln sich in einen Kleinkrieg, der immer mehr eskaliert.

Der Frust über das eigene Leben

Das könnte zu einer zynischen Komödie über Wutbürger:innen werden, bei der man kopfschüttelnd zuschauen kann, wie sich zwei Menschen gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Doch so einfach ist «Beef» nicht gestrickt, wie sich in den Episodentiteln zeigt, in denen Kafka, Sylvia Plath und viele andere zitiert werden.

Die Serie stellt eigentlich die Frage, weshalb es so oft nicht gelingt, ein erfülltes Leben zu führen. Dass Danny und Amy so heftig aneinandergeraten, hat nur am Rand mit dem jeweils anderen zu tun. Bei beiden liegt der wahre Grund für die Aggression im Frust über das eigene Leben.

Eine Frau zielt mit einer Pistole auf ein Handy, das sie in der Hand hält.
Noch ziemlich harmlos, wenn Amy (Ali Wong) ihren Widersacher nur per Handy mit der Waffe bedroht. © Netflix
Zwei Menschen am Anschlag

Danny hat ein Ein-Mann-Baugeschäft, das eher schlecht als recht läuft. Zuhause sitzt sein jüngerer Bruder Paul (Young Mazino), der nur Videogames spielt. Dann sind da die Eltern, die nach Korea zurückgekehrt sind, weil sie ihr Motel in den USA verloren haben. Um sie alle muss sich Danny kümmern. Zudem hat er noch einen kriminellen Cousin am Hals.

Amy hat es besser, könnte man meinen. Sie hat erfolgreich ein Geschäft aufgebaut. Ihr Mann George (Joseph Lee) kümmert sich zuhause um die gemeinsame Tochter. Und es winkt viel Geld für den Verkauf des Geschäfts.

Aber auch Amy kann nicht mehr. George, der als Künstler dilettiert, hilft zwar mit der Betreuung der Tochter, ist sonst aber zu wenig zu gebrauchen. Als mentale Unterstützung schon gar nicht. Die Schwiegermutter ist eine Nervensäge. Der Verkauf des Geschäfts zieht sich endlos hin und die Käuferin ist eine anstrengende Egomanin.

Ein Mann sitzt in einer Werkstatt an einer Töpferscheibe. Im Hintergrund ein Regal mit vielen ähnlichen Skulpturen.
Im Gegensatz zu seinem Vater, der ein berühmter Designer war, ist George (Joseph Lee) künstlerisch äusserst mässig begabt. © Netflix
Grosse Fragen in dunklem Humor verpackt

Diese Hintergründe erschliessen sich über die Zeit, lassen aber kaum Mitgefühl aufkommen. Dafür treffen Danny und Amy zu oft die falschen Entscheidungen. Letztlich sind aber alle Figuren ziemlich gestört und unfähig, sich aus ihren verfahrenen Situationen herauszuholen.

Auch wenn ein:e Sympathieträger:in fehlt, packt einen die Show trotzdem, weil es ihr gelingt, Fragen von Moral, Identität und Individualität zu stellen, unterhaltsam verpackt in düsterem Humor. Sie ist eine gelungene Beschreibung der heutigen Zeit, in der es so einfach ist wie selten zuvor, den eigenen Frust an anderen auszulassen und sich selber um die Lösung von Problemen zu drücken.

Wie viele Sterne gibst du «Beef» (Staffel 1)?
1 Stimme

Besetzung: Ali Wong | Steven Yeun | Joseph Lee | Young Mazino | David Choe | Maria Bello | Ashley Park | Patti Yasutake
Serie entwickelt von: Lee Sung Jin
Genre: Komödie | Drama
USA, 2023