House of the Dragon (Staffel 1) – Noch tanzen die Drachen nicht so richtig

Serienposter mit Schriftzug. Eine Frau in langem roten Gewand. Dahinter ein Drachenkopf.

Läuft bei: Sky Show und bei Play RTS (Engl./franz. UT) (1 Staffel, 10 Episoden à 50 Min.)

Jetzt sind sie also zurück. Die Targaryens. Mit mehr und grösseren Drachen. Andere vertraute Namen aus «Game of Thrones» erklingen ebenfalls: Lannister, Stark oder Baratheon. Aber sie spielen nur Nebenrollen.

Intrigen um die Thronfolge

172 Jahre vor der Geburt von Daenerys Targaryen tauchen wir wieder ein in George R.R. Martins Fantasiewelt der sieben Königreiche. In King’s Landing sitzt Viserys I (Paddy Considine) auf dem Iron Throne, der Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Grossvater von Daenerys.

Obwohl Viserys fast die ganze erste Staffel von «House of the Dragon» herrscht, geht es weniger um ihn. Die grosse Frage lautet, wer nach ihm den Iron Throne besteigen wird. Wie nicht anders zu erwarten, wird dieser Machtkampf ausgefochten durch Intrigen, Verrat und Mord.

Ein Mann mit langen weissen Haaren sitzt an einem Tisch.
Viserys der Friedvolle (Paddy Considine) hat eine relativ ruhige Regentschaft. Seine grösste Herausforderung ist es, die Frage der Thronfolge zu regeln. © HBO / Sky
Königstochter gegen Königssohn

Zwei Anwärter:innen stehen bereit, die Krone zu tragen. Rhaenyra Targaryen (Milly Alcock, Emma D’Arcy), die Tochter des Königs. Nach dem Tod seiner ersten Frau hat Viserys sie offiziell zu seiner Nachfolgerin ausgerufen. Er bricht damit mit der Tradition, dass nur männliche Nachkommen als Thronfolger in Frage kommen.

Viserys hält an seinem Entschluss fest, selbst nachdem er mit seiner zweiten Frau Alicent Hightower (Emily Carey, Olivia Cooke), die beste Freundin von Rhaenyra, zwei Söhne zeugt. Doch es gibt Kräfte am Hof, die sich für den erstgeborenen Sohn Aegon (Tom Glynn-Carney) als Thronfolger starkmachen.

Der Machtkampf beginnt – ein bisschen

Allen voran die rechte Hand des Königs. Otto Hightower (Rhys Ifans) ist zugleich Alicents Vater. Er wittert die Chance, die Macht seines Hauses mit einem Sprössling auf dem Thron zu verankern.

Zwei junge Männer mit weissen Haaren. Einer trägt eine schwarze Augenklappe.
So grimmig und finster wie sie dreinschauen, sind sie auch. Die Söhne Aegon (Tom Glynn-Carney) und Aemond (Ewan Mitchell) von König Viserys und Alicent Hightower. © HBO / Sky

Damit sind die Pflöcke eingeschlagen, wer sich im Kampf um den Iron Throne gegenüber steht. Der Machtkampf kann beginnen. Tut er auch ein wenig. Aber erst gegen Ende der Staffel zeichnet sich ab, dass nicht nur böse Blicke ausgetauscht werden, sondern auch Blut fliessen wird.

Von der Freundin zur Feindin

Wer George R.R. Martins Bücher kennt, weiss, dass am Horizont der «Dance of the Dragons» dräut. Den Bürgerkrieg im Reich der Targaryans werden wir aber erst in der zweiten Staffel erleben. Von daher ist diese erste Staffel so etwas wie ein langes Vorspiel, dem die Dramatik aber durchaus nicht abgeht.

Da ist die Freundschaft der jungen Rhaenyra mit Alicent, die sich über die Jahre wandelt. Beiden wird bewusst, dass ihnen und ihren Kindern die Auslöschung droht, sollte der andere Zweig den Thron besteigen. Die Freundinnen werden etwas widerwillig zu Feindinnen.

Zwei junge Frauen in langen, wallenden Gewändern. Eine Frau hält ein grosses Buch in der Hand.
Ein Bild aus unbeschwerten Tagen, als Alicent (Emily Carey) und Rhaenyra (Milly Alcock) noch beste Freundinnen waren. © HBO / Sky

Verantwortlich für die Eskalation sind vor allem die Männer im Hintergrund. Alicents Vater und auf der Seite von Rhaenyra ihr Onkel Daemon (Matt Smith) schüren den Kampf um die Macht.

Das bekannte Rezept von «Game of Thrones»

«House of the Dragon» muss sich logischerweise dem Vergleich mit «Game of Thrones» (GoT) stellen. Dem hält die Serie locker stand, wenn man sich an die letzten zwei Staffeln erinnert, die ziemlich schlampig und gehetzt das grosse Epos beendeten.

Aber auch in der Gesamtschau fällt das Prequel zu GoT keineswegs ab. Die bekannten Zutaten von Machtgelüsten, hinterhältigen Plänen und skrupellosen Morden funktionieren auch hier bestens. Die Figuren sind gewohnt ambivalent, nur gute Seelen gibt es keine.

Ein Zyniker wird vermisst

Manche Charaktere wie Daemon Targaryan widern einen zuerst an, dann versöhnt man sich ein wenig. Am Schluss stellt man konsterniert fest, dass wohl doch die hässliche Seite überwiegt. Ein Wechselbad der Gefühle.

Ein Mann mit weissem Haar steht in einem Gebäude mit hohen Säulen. Seine Hände stützt er auf den Schwertknauf.
Eitel und machthungrig zu Beginn, als Daemon Targaryen (Matt Smith) seiner Nichte Rhaenyra noch den Thron streitig machen wollte. © HBO / Sky

Was im Panoptikum aber leider fehlt, ist der zynische Blick eines Tyrion Lannister. Seine spitzen Bemerkungen waren erfrischend und liessen die absurde Seite dieser Welt der Mächtigen aufblitzen.

Lasst die Drachen los

Zu grinsen gibt es deshalb bei «House of the Dragon» nichts. Aber genug Spannung, dass man immer wieder die Fingernägel in die Armlehne krallt. Man lasse also die Drachen gerne richtig tanzen in der zweiten Staffel.

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49 Stimmen

Besetzung: Emma D’Arcy | Milly Alcock | Matt Smith | Paddy Considine | Rhys Ifans | Olivia Cooke | Emily Carey | Eve Best | Sonoya Mizuno | Steve Toussaint | Fabien Frankel | Harry Collett | Tom Glynn-Carney | Graham McTavish
Serie entwickelt von: Ryan J. Condal | George R.R. Martin
Genre: Fantasy | Abenteuer | Drama
USA, 2022

Devs (Mini-Serie) – Quantencomputer gegen den freien Willen

Läuft bei: Disney+ (Mini-Serie, 8 Episoden à 50 Min.)

Lily (Sonoya Mizuno) und ihr Freund Sergei (Karl Glusman) arbeiten für das Tech-Unternehmen Amaya. Sergei wird vom Amaya-Chef Forest (Nick Offerman) ins «Devs»-Team berufen. Diese Eliteprogrammierer:innen arbeiten an einem geheimnisvollen Projekt, in dessen Zentrum ein ultraleistungsfähiger Quantencomputer steht.

Der Freund verschwindet

Nach seinem ersten Arbeitstag bei «Devs» kommt Sergei am Abend nicht nachhause. Lily ist beunruhigt und meldet ihren Vorgesetzten bei Amaya, dass Sergei verschwunden ist. Der Sicherheitschef Kenton (Zach Grenier) zeigt ihr Bilder von Überwachungskameras, die Sergei beim Verlassen des Firmengeländes zeigen.

Das Verschwinden ihres Freunds führt Lily (Sonoya Mizuno) auf die Spur des wahren Ziels des Projekts «Devs». © FX

Lily kann sich nicht damit abfinden, dass ihr Freund einfach so abgehauen sein soll. Sie bittet ihren Ex-Freund Jamie (Jin Ha) um Hilfe. Er soll ein passwortgeschütztes Programm auf Sergeis Handy knacken. Jamie will ihr aber (noch) nicht helfen.

War es wirklich Suizid?

Am nächsten Tag wird Sergeis Leiche auf dem Amaya-Gelände gefunden. Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen, wie er sich mit Benzin übergiesst und anzündet.

Dass Sergei Suizid begangen haben soll, ist für Lily unvorstellbar. Einen ersten Hinweis, dass sie recht haben könnte, ergibt sich aus dem Programm auf seinem Handy. Jamie entschlüsselt es schliesslich doch für Lily. Die Spur, die sie darauf findet, deutet auf Spionage und möglicherweise Mord.

Einschätzung

Nach den ersten beiden Episoden könnte man meinen, «Devs» sei ein herkömmlicher Thriller im Silicon-Valley-Milieu. Ist es auch ein bisschen, aber das ist bei weitem nicht alles, was die Serie zu bieten hat. Mehr zum Inhalt preiszugeben, würde aber den Spass verderben.

Faszinierend kühl und gemächlich

Doch schon von Beginn an spürt man, dass sich hier kein Whodunit herkömmlicher Machart abspielen wird. Dafür sind die Figuren zu distanziert, wirken seltsam emotionslos. Mit Ausnahme von Lily, die ihre Befürchtungen über Sergeis Schicksal mit Tränen in den Augen ausdrückt. Doch Lily wird sich später ebenfalls der allgemeinen Kühle und Rationalität hingeben.

Die Stunde der Wahrheit: Katie (Alison Pill) erzählt Lily, was wirklich passiert ist und geschehen wird. © FX

Auch das Tempo ist für einen Thriller viel zu gemächlich. Beides nicht ganz untypisch für den Macher der Serie: Alex Garland. Garland ist vor allem bekannt für den Sci-Fi Thriller «Ex Machina» (fand ich sehr gelungen) und das Horrordrama «Annihilation» (fand ich wenig gelungen).

«Devs» stellt tiefgründige Fragen

Wie in seinen beiden Filmen unterlegt Garland auch in «Devs» die Handlung mit philosophischen Betrachtungen. Ohne zu viel zu verraten, geht es in «Devs» um die Frage des freien Willens gegen Determinismus.

Das verpackt er geschickt in eine Geschichte, die dazu die Übermacht der Tech-Giganten und die fehlende Kontrolle über diese Firmen thematisiert und die Frage, wie viele Welten existieren eigentlich?

Die verstorbene Tochter als gruslige Statue

Etwas banal wirkt einzig die Motivation von Forester, die Forschung an seinem mysteriösen Projekt verbissen voranzutreiben. Er kommt nicht über den Tod seiner kleinen Tochter hinweg.

Amaya ist allgegenwärtig in Forests (Nick Offerman) Tech-Firma. © FX

Nach ihr ist nicht nur seine Firma benannt. Eine gigantische, ziemlich gruslige Statue seiner Amaya überragt auch das ganze Gelände. Aber für den Plot ist dieser Schicksalsschlag entscheidend.

Nach dem Ende geht es weiter – im eigenen Kopf

Man lässt sich am Schluss gerne und mit Gewinn auf die leicht verwinkelte und etwas behäbige Geschichte ein. Zudem ist es eine dieser eher seltenen Geschichten, bei der nach dem Ende der Serie die Gehirnwindungen noch ein bisschen weiterdrehen.

Die Umfrage ist beendet

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Besetzung: Sonoya Mizuno | Nick Offerman | Jin Ha | Cailee Spaeny | Alison Pill | Stephen McKinley Henderson | Zach Grenier | Jefferson Hall
Serie entwickelt von: Alex Garland
Genre: Drama | Mystery | Science-Fiction
USA, 2020