

Läuft bei: Disney+ (1 Staffel, 8 Episoden à 30 Min.)
Habt ihr euch je überlegt, was in der Küche eines Restaurants abgeht, wenn ihr eure Bestellung aufgegeben habt? Nein? Dann solltet ihr «The Bear» schauen.
Schon beim Zuschauen bekommt man einen halben Herzinfarkt, wie die Köch:innen im «Original Beef»rumwuseln. Gemüse rüsten, Zwiebeln schneiden, Fleisch anbraten, Saucen anrühren, Teig kneten, alles in einem horrenden Tempo, auf engsten Raum, ohne Pause. Stress pur.
Das schwierige Erbe
Mitten drin steht Carmen «Carmy» Berzatto (Jeremy Allen White) und schreit die Kommandos. Er ist der Küchenchef, ihm gehört das «Original Beef» seit kurzem. Sein Bruder Mike (Jon Bernthal) hat ihm das Sandwich-Restaurant in Chicago vermacht.

Carmy tritt ein schwieriges Erbe an. Auf dem Restaurant lasten Schulden, die Geräte sind verlottert und die Küchencrew misstraut ihrem neuen Chef. Nicht nur deshalb verflucht Carmy seinen Bruder zwischendurch. Er kommt vor allem nicht darüber hinweg, dass sich Mike das Leben genommen hat.
Verrat an der Tradition oder Konkurs
Kommt noch hinzu, dass Carmy vielleicht nicht der geeignetste Küchenchef für den Laden ist, weil völlig überqualifiziert. Er war Küchenchef im besten Restaurant in New York (oder wie das in der Ami-Weltsicht heisst: im besten Restaurant der Welt 😒) und ist mehrfach ausgezeichnet.
Nun will er das «Original Beef» zwar nicht zum Gourmettempel umbauen, aber effizienter organisieren, so dass nicht täglich der Konkurs droht. Richie (Ebon Moss-Bachrach), der beste Freund von Carmys Bruder und so was wie dessen rechte Hand, stellt sich völlig quer. Jede Neuerung empfindet er als Verrat an Mike und der Tradition des Restaurants.

Intensiv und hochgetaktet bis an die Grenzen
Unterstützung bekommt Carmy dafür von Sidney (Ayo Edebiri). Er hat sie neu als Sous-Chefin eingestellt. Sie ist die einzige, die versteht, was Carmy will, als er sie damit beauftragt, die Küche als «French Brigade» zu organisieren.
Doch Carmy und das «Original Beef» kommen nur langsam vom Fleck, sowohl in der Küche wie bei der Aufarbeitung seiner Familiengeschichte. Das schildert «The Bear» in einer unglaublichen Intensität. Die Serie ist extrem hochgetaktet und geht fast an die Grenze des Zumutbaren. Nur selten gewährt «The Bear» ein paar ruhigere Momente bei einer Zigarettenpause im Hinterhof.
Ein Sog, dem man sich nicht entziehen kann
Glaubt man, die Hektik am Herd sei schon maximal überhitzt, folgt die nächste Katastrophe. Da brennt der Herd, Torten fliegen durch die Luft oder Carmy explodiert unter Überdruck wie ein Dampfkochtopf und legt den Küchenbetrieb beinahe lahm, weil er alle nur noch anschreit. Die Serie erzeugt mit solchen Szenen einen überraschenden Sog, dem man sich schwer entziehen kann.

Gebannt schaut man zu, wie alle im «Original Beef» herumrennen und sich dabei doch nur wie im Hamsterrad drehen und kaum vom Fleck kommen. Dabei würde man es ihnen gönnen, wenn ihrem Engagement für den Laden endlich ein wenig Erfolg beschieden wäre.
Es braucht ein Wunder
Der Erfolg stellt sich ganz langsam ein. Die Köch:innen passen sich Schritt für Schritt an Carmys System an. Die Zerwürfnisse untereinander werden –einigermassen – geklärt. Carmy findet einen Weg, mit dem Suizid seines Bruders umzugehen.
Aber es braucht ein grosses Wunder, damit die Welt im «Original Beef» nicht doch noch zusammenbricht. Und Wunder geschehen ja immer wieder.
Besetzung: Jeremy Allen White | Ebon Moss-Bachrach | Ayo Edebiri | Lionel Boyce | Liza Colón-Zayas | Edwin Lee Gibson | Corey Hendrix | Abby Elliott | Jon Bernthal
Serie entwickelt von: Christopher Storer
Genre: Drama | Komödie
USA, 2022
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