Severance (Staffel 2) – Es kommt zum Konflikt zwischen «Innies» und «Outies»

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Serienposter mit Schriftzug. Ein Lift mit geöffneter Tür. Im Lift ein Mann, der von links nach rechts rennt.
5 von 5 Sternen

Läuft bei: Apple TV+ (2 Staffeln, 19 Episoden à 50 Min.)

«Severance» war vor drei Jahren ein Highlight im Streamingangebot, das durch seine Kühnheit bestach. Wagemutig mixte die Serie Komödie mit bissiger Gesellschaftskritik. Sie forderte mit einem surrealen Plot heraus und faszinierte durch ein paradoxes Setdesign, das Smartphones neben Computern und Autos aus den 80ern zeigte.

Die erste Staffel bot ein ungewöhnliches, fesselndes Seherlebnis mit einer herausragenden Besetzung. Die zweite Staffel knüpft nahtlos daran an, bringt jedoch eine entscheidende Veränderung.

«Innies» und «Outies» erklärt

Die vier Hauptfiguren arbeiten bei Lumon Industries als «Innies». Ein Mikrochip im Gehirn verhindert, dass sie sich bei der Arbeit an ihr Privatleben erinnern. Sobald sie die Firma verlassen, werden sie zu «Outies», die keine Ahnung haben, was sie tagsüber getan haben.

Die «Outies» haben sich freiwillig dieser Trennungsprozedur («severance procedure») unterzogen, die Lumon erfunden hat. Diese Prozedur wird im Umfeld der Hauptfiguren kritisch gesehen.

Das Pharmaunternehmen Lumon Industries wurde von Kier Eagen im 19. Jahrhundert gegründet. Innerhalb der Firma verehrt man ihn wie eine religiöse Figur, sein mehrbändiges Werk gilt als Bibel. Die Familie Eagen führt das Unternehmen bis heute.

Teil 1 beschreibt einen Aufstand von Unterdrückten. Das erinnert an die Arbeiter:innenbewegung im 19. Jahrhundert und an den von Karl Marx geprägten Begriff der «entfremdeten Arbeit». Die «Innies» kämpfen gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen. Sie revoltieren und wollen das System zu Fall bringen.

Drei Männer und eine Frau sitzen in einem Raum mit einem grossen Projektor in der Mitte und blicken auf einen Bildschirm.
Mark S. (Adam Scott) muss zu Beginn dafür kämpfen, dass er wieder mit Irving B, (John Turturro), Dylan G. (Zach Cherry) und Helly R. (Britt Lower) zusammenarbeiten kann. © Apple TV+
Weniger Dystopie, mehr Streben nach Glück

Alle vier Hauptfiguren ziehen an einem Strang, um sich aus den Fängen ihres ausbeuterischen Arbeitgebers zu befreien. So klare Kapitalismuskritik sieht man selten in US-Serien.

In der zweiten Staffel rückt der Kampf gegen das System in den Hintergrund. Im Vordergrund steht eine Art Selbstfindung der «Innies». Dadurch verliert «Severance» etwas vom dystopischen Grundton. Die Serie entwickelt sich mehr in Richtung des bekannten Topos vom Streben nach Glück («pursuit of happiness»).

Dennoch bietet auch diese Staffel beste Unterhaltung. Man hat sie halt liebgewonnen, die «Innies» und gönnt ihnen von Herzen, wenn sie ein wenig Liebesglück geniessen dürfen. Mark S. (Adam Scott) mit Helly R. (Britt Lower) und Dylan G. (Zach Cherry) mit seiner «Outie»-Frau.

Ein Mann und eine Frau in einem Raum mit Schreibtischen, die alle mit Plastik abgedeckt sind. Sie halten Hände.
Mark S. und Helly R. turteln in der Abstellkammer. © Apple TV+

Auch Irving (John Turturro) trifft in der realen Welt auf seinen «Innie»-Geliebten Burt (Christopher Walken). Diese Beziehung entwickelt sich jedoch komplizierter.

Mark zerstreitet sich mit Mark S.

Wie alle anderen letzten Endes auch. Es kommt zum Machtkampf zwischen den «Innie»- und «Outie»-Persönlichkeiten. Am intensivsten bei Mark. Er braucht die Hilfe seines «Innies», um seine totgeglaubte Frau Gemma (Dichen Lachmann) aus den Tiefen der Lumon Labs zu befreien, wo an ihr experimentiert wird.

Mark S. misstraut seinem «Outie» und fürchtet, dass er auf der Strecke bleibt, wenn Mark sein Ziel erreicht. Diese Auseinandersetzung ist witzig inszeniert als Dialog per Videokamera, mit der sich die beiden jeweils aufzeichnen.

Ein Mann hält eine Videokamera in der Hand und schaut lächelnd auf den Wiedergabemonitor.
Die Freude, seinen «Outie» kennenzulernen, währt nur kurz. Bald führt das Gespräch zwischen «Innie» und «Outie» zum Streit. © Apple TV+
Ein Highlight im Schnee von Neufundland

Das ist nur einer von vielen guten Einfällen, wie Autor Dan Erickson und seine Regisseur:innen, darunter wieder Ben Stiller und neu die deutschstämmige Uta Briesewitz (u.a. «The Wire»), die Geschichte und die Figuren clever weiterentwickeln.

Ein Highlight ist die vierte Episode. Die «Innies» machen sich bei einem Teambuilding-Event in der verschneiten Landschaft von Neufundland auf die Suche nach einem verschollenen Teil der «Eagen-Bibel». Das ist brillant inszeniert in einer grandiosen Landschaft mit einigen überraschenden Wendungen.

Eine Frau und ein Mann mit Pelzmützen und -mänteln.
Beim Teamevent konfrontiert Irving B. Helly R. mit einer heftigen Beschuldigung. © Apple TV

«Severance» verlagert zwar seine scharfe Kritik an der Arbeitswelt und der Gesellschaft mehr auf die individuelle Ebene. Dennoch bleibt die Serie aussergewöhnlich und sehr empfehlenswert. Der Cliffhanger am Schluss verspricht auch für die dritte Staffel, dass es spannend weitergeht mit den «Innies» und «Outies».

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Besetzung: Adam Scott | Britt Lower | Zach Cherry | John Turturro | Jen Tullock | Patricia Arquette | Christopher Walken | Dichen Lachman | Tramell Tillman | Michael Chernus
Serie entwickelt von: Dan Erickson
Genre: Drama | Mystery | Science-Fiction
USA, 2025

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