

Disney+ (4 Staffeln, 38 Episoden à 30 Min.)
«Labern ohne Ende» titelt «Der Spiegel» zur jüngsten Staffel von «The Bear». Das ist faktisch korrekt, mit einem abwertenden Unterton, der im Artikel verschärft wird: Die Serie «nervt», heisst es in der Besprechung.
Labern als Markenzeichen
Wen das Seelen- und Küchenchaos von «The Bear» nervt, der ist aber wohl schon früher ausgestiegen. Denn das endlose Labern mit gestammelten Sätzen voller «uh» und «like» sind das Markenzeichen der Serie – und zugegeben manchmal anstrengend.
Diese Unfähigkeit zur klaren Artikulation gehört zu Carmy (Jeremy Allen White) und seiner Crew. Es ist Ausdruck ihrer tiefen Verunsicherung, wie sie mit sich und ihrer Umwelt zurechtkommen sollen.

Bei Carmy war seit jeher klar, dass sein Genie als Küchenchef eng damit verknüpft ist, dass er an ADHS, mutmasslich auch an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) leidet. Auch Richie (Ebon Moss-Bachrach) und Syd (Ayo Edebiri) kämpfen mit schweren Selbstzweifeln und Minderwertigkeitsgefühlen, ebenso wie Tina (Liza Colón-Zayas) und Patissier Marcus (Lionel Boyce).
Die Zeichen stehen auf Untergang
Tatsächlich war es in der letzten Staffel unbefriedigend, dass sich die Figuren in ihrem Seelenschmerz suhlten und keinen Schritt vorwärtskamen. Das ändert sich jetzt. Zu Beginn stehen allerdings alle Zeichen auf Untergang.
Carmys Haute-Cuisine-Restaurant verbrennt so schnell Geld, dass Hauptinvestor Onkel Jimmy (Oliver Platt) droht, den Stecker zu ziehen. Er gibt «The Bear» eine letzte Gnadenfrist von 60 Tagen. Er stellt eine Uhr in die Küche, die unerbittlich die Stunden rückwärts zählt bis zum letzten Service.

Die Atmosphäre in der Küche und beim Servicepersonal ist deshalb ungewohnt ruhig. Niedergeschlagenheit und Melancholie dominieren. Ist die Reise zu Ende? Das erfahren wir erst am Schluss der Staffel.
Plötzlich herrscht eitel Sonnenschein
Zwischendurch geben die Anstrengungen der «Bear»-Crew Anlass zur Hoffnung. Sie könnten die Wende schaffen, vor allem weil Carmy seinen Perfektionswahn ablegt und auf Syd und die anderen hört.
Das gipfelt in einer Episode, in der alle Figuren ein bislang ungeahntes emotionales Hoch erfahren. Bei der Hochzeit von Richies Ex-Frau (Gillian Jacobs) reden sie sich ihre Probleme von der Seele und plötzlich herrscht eitel Sonnenschein.

Zeit für den Schlusspunkt
Carmy versöhnt sich mit seiner Ex-Freundin Claire (Molly Gordon). Richie findet einen Umgang mit dem neuen Ehemann seiner Ex-Frau. Natalie (Abby Elliott) schliesst Frieden mit ihrer Freundin Francie (Brie Larson) und Syd weiss endlich, wo sie hingehört.
Es wäre untypisch für «The Bear», wenn die Staffel auf einer positiven Note enden würde. Es kommt also noch was. Und jetzt – da stimme ich mit dem «Spiegel» überein – wäre es Zeit, in einer fünften und letzten Staffel den Schlusspunkt für diese aussergewöhnliche, emotional packende Serie zu setzen.
Besetzung: Jeremy Allen White | Ebon Moss-Bachrach | Ayo Edebiri | Liza Colón-Zayas | Lionel Boyce | Abby Elliott | Matty Matheson | Edwin Lee Gibson | Oliver Platt | Molly Gordon | Jon Bernthal | Jamie Lee Curtis | Josh Hartnett | Bob Odenkirk | Brie Larson
Serie entwickelt von: Christopher Storer
Genre: Drama
USA, 2025
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