Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 8 Episoden à 50 Min.)
Dass sich Kathleen Jordan an Giovanni Boccaccios «Decamerone» erinnerte, als die Covid-Pandemie die Welt beherrschte, ist nachvollziehbar. Im Klassiker aus dem 14. Jahrhundert spielt die Pest eine bedeutende Rolle.
Vielleicht hätte aus dieser Eingebung eine witzige Neuauflage entstehen können. Jordan hat es versucht, aber nicht wirklich gemeistert. Ihr «Decameron», das sich nur ganz oberflächlich bei Boccaccio bedient, ist ein Mischmasch an Ideen und Figuren, aus der am Schluss keine überzeugende Komödie entsteht.
Nicht nur auf der Flucht vor der Pest
Die Exposition lässt sich noch vielversprechend an. Wie im Decameron treffen sich zehn Personen auf einem noblen Landgut, in das sie vor der Pest in Florenz geflüchtet sind.
Pampinea (Zosia Mamet) reist mit ihrer Bediensteten Misia (Saoirse-Monica Jackson) an. Pampinea will sich eiligst mit dem Hausherrn verloben, weil sie mit ihren 28 Jahren und ihrem unausstehlichen Charakter auf dem Heiratsmarkt nicht mehr viele Möglichkeiten hat.
Der Hausherr ist allerdings vor ihrer Ankunft der Pest zum Opfer gefallen. Das halten Sirisco (Tony Hale) und Stratilia (Leila Farzad), die beiden letzten verbliebenen Bediensteten im Haus, vor den eintreffenden Gästen geheim. Denn ohne Dienstherr müssten sie das Landgut verlassen.
Der schöne Quacksalber und seine drei Anbeter:innen
Ebenfalls angereist ist der reiche Tindaro (Douggie McMeekin), der seinen Leibarzt Dioneo (Amar Chadha-Patel) mitbringt. Das weniger aus Angst vor der Pest, sondern wegen der sonstigen vielen Wehwehchen, die ihn dauernd plagen. Dioneos Tränke und Tinkturen sorgen allerdings weniger für Remedur, sondern dafür, dass Tindaro die Wehwehchen nicht ausgehen.
Beruflich ein Quacksalber überzeugt Dineo dafür mit seinem Äusseren, das bei den beiden Frauen Licisca (Tanya Reynolds) und Neifile (Lou Gala) auf grosse Resonanz stösst – und bei Neifiles Ehemann Panfilo (Karan Gill). Licisca, eigentlich eine Bedienstete, gibt sich als ihre Herrin Filomena aus, die sie auf der Reise zum Landgut in einen Fluss geschubst hat.
Filomena (Jessica Plummer) hat aber überlebt und taucht völlig zerlumpt auch noch auf. Es glaubt ihr aber niemand, als sie ihre Geschichte erzählt, und so muss sie den Platz als Bedienstete einnehmen.
Der Spassfaktor nimmt schnell ab
Diese zehn haben also alle ihre Geheimnisse, heimlichen Sehnsüchte und Absonderlichkeiten, die in den ersten Episoden aufeinanderprallen und für vergnügliches Chaos sorgen. Der Spassfaktor nimmt aber schnell ab und die Geschichte beginnt sich im Kreis zu drehen.
Da hilft es wenig, wenn ein elfter Gast mit seinen Kumpanen auftaucht und kurzfristig für neue Turbulenzen sorgt. Das zieht die Geschichte nur in die Länge, ohne wirklich neuen Drive in den Plot zu bringen.
«The Decameron» gehört in die Kategorie jener Serien, die als Langfilm funktioniert hätten. Es fehlt aber an guten Ideen und unterhaltsamen Plots, um über acht Episoden gut zu unterhalten. Umso mehr erstaunt, dass der Schluss tatsächlich so angelegt ist, dass eine zweite Staffel folgen könnte. Das ist angesichts der Schwächen der Serie fast schon ein wenig frech.
Besetzung: Tanya Reynolds | Jessica Plummer | Zosia Mamet | Saoirse-Monica Jackson | Karan Gill | Lou Gala | Tony Hale | Leila Farzad | Amar Chadha-Patel
Serie entwickelt von: Kathleen Jordan
Genre: Komödie | Historie
USA, 2024
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