The Deal (Staffel 1) – Eine Schweizer Serie ohne die üblichen Klischees

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Titelbild zur Serie «The Deal» auf Play Suisse. Im Vordergrund unscharf ein Mann, im Hintergrund fokussiert eine Frau vor mehreren Nationalflaggen. Die Stimmung wirkt angespannt und geheimnisvoll. Der Schriftzug «The Deal» ist in grossen Buchstaben dargestellt.
4 von 5 Sternen

Play Suisse (1 Staffel, 6 Episoden à 45 Min.)

Wie erfreulich: Eine Schweizer Serie, bei der es nicht nach Kuhmist stinkt, keine Geranien vor den Fenstern hängen und Berge nur weit weg am Horizont zu sehen sind. «The Deal» wählt als Schauplatz ein Genfer Luxushotel und als Handlung die historischen Verhandlungen von 2015 über das iranische Atomprogramm.

Eine Gruppe von Menschen sitzt an einem grossen Konferenztisch in einem opulent dekorierten Raum mit hohen Spiegeln und Verzierungen. Auf dem Tisch befinden sich Wasserflaschen und Dokumente. Die Stimmung wirkt ernst und professionell.
Auch wenn die Schweiz nicht am Tisch sitzt, spielt sie eine Hauptrolle bei den Verhandlungen zwischen den USA und Iran, beobachtet von China, Russland und der EU-Vertreterin. © Play Suisse
International statt kleinkariert

Zugegeben, es ist nicht das erste Mal, dass sich eine Schweizer Serie aufs internationale Parkett wagt. Das Westschweizer Radio- und Fernsehen (RTS) nutzte bereits bei «Cellule de crise» (2020) und «Quartier des Banques» (2017) Genf als Standort internationaler Institutionen. Auch «The Deal» wurde von RTS produziert.

Dennoch bleibt es bemerkenswert. Denn als Deutschschweizer Zuschauer:in begegnet man zu oft SRF-Produktionen, die sich nicht trauen, das kleinkarierte und betuliche Schweizbild abzulegen.

Es ist zum Glück nicht immer so schlimm wie bei «Neumatt». Aber auch gelungene Serien wie «Tschugger» oder «Wilder» bleiben der Heimattümelei ein wenig verhaftet.

Ohne die Schweiz läuft es nicht

«The Deal» zeigt, wie es anders geht. Hier wird mit der grossen Kelle angerichtet. Die Weltmächte USA, Russland, China und EU verhandeln mit Iran über dessen Atomprogramm. Mittendrin die Schweiz, die als Gastgeberin und Vermittlerin eine zentrale Rolle spielt.

Diese Rolle verkörpert Alexandra Weiss (Veerle Baetens), die als Leiterin der diplomatischen Delegation der Schweiz dafür sorgt, dass die Verhandlungen in einem konstruktiven Klima verlaufen. Was angesichts der grossen Differenzen und des tiefen gegenseitigen Misstrauens alles andere als einfach ist.

Eine Frau in Businesskleidung sitzt an einem Konferenztisch. Im Hintergrund sind Flaggen, darunter die US-amerikanische, zu sehen. Die Person wirkt konzentriert und trägt ein Namensschild. Der Raum ist hell erleuchtet von Tageslicht, das durch Vorhänge scheint.
International bis in die Besetzungsliste: Die Belgierin Veerle Baetens spielt die Schweizer Delegationschefin Alexandra Weiss. © Play Suisse

Zwar verstehen sich die Hauptfiguren, die sich am Verhandlungstisch gegenübersitzen, nicht schlecht. Die US-Staatssekretärin Cindy Cohen (Juliet Stevenson) und der gemässigte iranische Aussenminister Mohsen Mahdavi (Anthony Azizi) sind zu Kompromissen bereit.

Nicht so ihre Begleiter in der zweiten Reihe. Andrew Porter (Sam Crane), die Nummer 2 in Cohens Team, setzt auf Härte und Sanktionen. In der iranischen Delegation vertritt Ali Katibi als Gesandter der Religionswächter die Interessen der Hardliner, die jegliche Zugeständnisse ablehnen, weil sie das Atomprogramm nicht nur zu zivilen Zwecken nutzen wollen.

Diplomatie mit viel Emotionen

Beschränkte sich «The Deal» nur aufs unbestritten gut inszenierte Seilziehen am Verhandlungstisch und die heimlichen Treffen in Hinterzimmern, wäre das dennoch etwas spannungsarm. Denn das Ergebnis ist bekannt und machte vor zehn Jahren Schlagzeilen.

Es wäre zwar nicht untypisch für den Regisseur, sich den Ereignissen rein faktisch zu nähern. Jean-Stéphane Bron ist bekannt als Dokumentarfilmer, der sich gerne im politischen Umfeld bewegt wie in «Mais im Bundeshuus» (2003) oder «L’Expérience Blocher» (2013).

In «The Deal» ergänzt er die historische Dimension mit der privaten Ebene der Figuren. Im Vordergrund steht Alexandra Weiss, die nicht nur den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen anstrebt. Der wissenschaftliche Experte in der iranischen Delegation ist ihr ehemaliger Freund. Ihm drohen Folter und Tod, wenn er in den Iran zurückkehrt.

Zwei Personen stehen sich in einem beengten Flur gegenüber. Die Frau links trägt einen dunklen Anzug, der Mann rechts ein weisses T-Shirt. Beide halten einen weissen Wäschesack. Im Hintergrund ist eine weitere Person in einem Anzug zu sehen. Die Szene wirkt angespannt.
Geheimbotschaft im Wäschesack: Alexandra trickst die Religionswächter aus, die ihren ehemaligen Freund (Arash Marandi) nie aus den Augen lassen.

Sie versucht, Kompromisse am Verhandlungstisch zu schmieden, während sie gleichzeitig die Flucht ihres Freundes vorbereitet. Ein Hochseilakt, der nicht nur an ihren Nerven zehrt. Kommt dazu, dass auch der Mossad den Wissenschaftler im Visier hat. Der israelische Geheimdienst will ihn eliminieren, weil er ihn für einen führenden Kopf beim Bau der Atombombe hält.

Schweizerisch, aber ganz anders

«The Deal» scheut sich nicht, mit Elementen zu arbeiten, die wir bei angloamerikanischen Produktionen gewohnt sind, Im üblicherweise betulichen Schweizer Kontext könnte das übertrieben wirken. Der Serie gelingt es aber, das nahtlos einzubauen, sodass keine Irritationen entstehen.

Es ist wirklich erfreulich, mit welcher Leichtigkeit «The Deal» eine Geschichte erzählt, die gleichzeitig schweizerisch ist, aber auf der Weltbühne spielt. Und wie sie die Schweizer Figuren auf Augenhöhe mit den mächtigen Gästen agieren lässt. Vielleicht inspiriert das auch SRF, uns weniger gmögige Cheibe vorzusetzen, dafür Figuren und Geschichten, die mit (un)gesundem Selbstbewusstsein für Action und Thrill sorgen.

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9 Stimmen

Besetzung: Veerle BaetensArash MarandiJuliet StevensonAnthony AziziFenella WoolgarAlexander Behrang KeshtkarMarie JungSam Crane | Max Hubacher
Regie: Jean-Stéphane Bron
Genre: Drama | Historie | Thriller
CH, 2025

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