Läuft bei: Prime Video (1 Staffel, 6 Episoden à 45 Min.)
Eines darf man von «Citadel» nicht erwarten: einen raffinierten Thriller mit ausgeklügelten Figuren und pfiffigen Dialogen. Auch wenn die Russo Brothers als Produzenten fungieren, die mit «Community» zumindest in Sachen Figuren und Dialogen Witz und Raffinesse bewiesen haben.
Ein Drehbuch mit der Kettensäge gezimmert
In «Citadel» stellen sie eine andere Fähigkeit unter Beweis, die sie als Regisseure von Marvel-Filmen gezeigt haben: Sie können Action. Davon hat die Serie reichlich. Bei der Story hat allerdings kein Feinmechaniker gewirkt, sondern eher ein Ungelernter mit der Kettensäge die Hand angelegt.
Aber wenn man sich darauf einstellt und die grauenvollen Plots einfach grinsend zur Kenntnis nimmt – dann kann man der Serie sogar einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen.
Zentral gesteuerte Gedächtnisauslöschung
Am Anfang steht der Untergang. Die Spionageorganisation Citadel, die unabhängig von Nationalstaaten für das Wohl der Menschheit mordet, wird ausgelöscht. Auch die Citadel-Agenten Mason Kane (Richard Madden) und Nadia Sinh (Priyanka Chopra Jonas) geraten in einen Hinterhalt.
Im Gegensatz zu ihren vielen Kolleg:innen überleben die beiden aber die konzertierte Aktion des Schurkenvereins Manticore, ein weltweiter Zusammenschluss von reichen und mächtigen Unternehmerfamilien. Allerdings verlieren Kane und Sinh ihr Gedächtnis. Das wird zentral vom Hauptquartier aus gelöscht, um die letzten Geheimnisse von Citadel zu bewahren.
Acht Jahre später: Mason Kane lebt unter anderem Namen ein friedliches Leben mit Frau und Tochter ohne Erinnerung an seine Agentenvergangenheit. Bernard Orlick (Stanley Tucci), einer der letzten Citadel-Agenten, reaktiviert Kane. Er braucht Hilfe im Kampf gegen Manticore.
Agenten- und Liebespaar
Der Versuch, Kanes Gedächtnis wiederherzustellen, läuft allerdings schief. Die einzige Ampulle mit dem Serum wird zerstört (wirklich die einzige 😉?). Anders bei Nadia Sinh, die Kane zwischenzeitlich aufgespürt hat. Sie bekommt ihre Erinnerungen zurück.
Deshalb weiss sie, dass Kane und sie zu Zeiten ihrer Agententätigkeit eine intensive und komplizierte Beziehung hatten. Davon erzählt sie Kane selbstverständlich nichts. Aber wir sehen das Paar in Rückblenden in Paris, der Stadt der Liebe 🥰. Und wie sie sich bei der Arbeit in die Haare geraten.
Haarsträubende Plottwists
Die Gegenspielerin von Citadel ist Dahlia Archer (Lesley Manville), eigentlich britische Botschafterin in den USA. Aber das nur als Nebenbeschäftigung. Hauptsächlich verwendet sie ihre Zeit darauf, für Manticore die letzten Reste von Citadel zu beseitigen.
Mit ihrer Figur wie auch mit Kanes neuer Frau Abby (Ashleigh Cummings) hat es etwas Besonderes auf sich. Da gibt es Verbindungen in der Vergangenheit. Wenn das enthüllt wird, schüttelt man ungläubig den Kopf und verlegt sich dann wieder aufs Weggrinsen dieser haarsträubenden Plottwists.
James Bond trifft Mr. & Mrs. Smith
Aber eben: Es passiert was in den gut vier Stunden Laufzeit der Serie. Viel Geballer und Nahkampfakrobatik, ab und zu ein bisschen Folter, Fallschirmspinger- und andere Action und ein paar gestelzte Liebesdialoge, die einen doch etwas zweifeln lassen an Richard Maddens schauspielerischen Qualitäten.
Hochstehende Unterhaltung bietet «Citadel» definitiv nicht. Aber es flimmert auch viel Öderes über die Bildschirme als diese Mischung aus James Bond und «Mr. & Mrs. Smith».
Besetzung: Richard Madden | Priyanka Chopra Jonas | Ashleigh Cummings | Roland Møller | Osy Ikhile | Lesley Manville | Stanley Tucci | Moira Kelly
Serie entwickelt von: Josh Appelbaum | Bryan Oh | David Weil
Genre: Action | Thriller
USA, 2023
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