Daredevil: Born Again (Staffel 1) – Wenn Helden zweifeln und Schurken regieren

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Serienposter mit Schriftzug. Zwei Köpfe in Seitenansicht. Ein Mann mit Glatze, ein Mann mit einer Maske.
5 von 5 Sternen

Disney+ (1 Staffel, 9 Episoden à 50 Min.)

Der Auftakt und das Finale der neuen «Daredevil»-Serie sind furios. Dazwischen flacht die Serie vermeintlich etwas ab. Doch am Schluss erscheinen einige Ereignisse und Figuren in einem ganz anderen, sehr vielversprechenden Licht.

«Daredevil» (2015 – 2018)
Serienposter mit Schriftzug. Ein Mann auf einer Strasse in einer Grossstadt bei Nacht. Er trägt eine Sonnenbrille und hält einen Blindenstock in der Hand.

Ein paar Jahre bevor uns die Marvel Studios mit Serien überschwemmten, waren fünf Marvel-Held:innen bei Netflix zu sehen. Luke Cage und The Punisher waren ganz ok, Iron Fist ziemlich mies. Aber Jessica Jones und vor allem Daredevil boten beste Unterhaltung.

Charlie Cox brilliert als Matt Murdock/Daredevil, ein blinder Anwalt, der nachts durch die Strassen von Hell’s Kitchen streift, um Verbrechen zu bekämpfen. Die fehlende Sehkraft machen seine übrigen geschärften Sinne mehr als wett.

Allerdings ist er nicht unverwundbar. Matt kassiert öfters blaue Flecken und gebrochene Rippen. Zu Beginn ist auch seine Superheldenverkleidung ziemlich lächerlich. Er trägt eine schwarze Wollmütze, die er übers Gesicht gezogen hat, und einen dunklen Pullover.

Daredevils grosser Gegenspieler ist Wilson Fisk, den Vincent D’Onofrio herrlich affektiert spielt. Unterstützend steht Matt Karen Page (Deborah Ann Woll) zur Seite, die zur wichtigen Helferin bei seinen Ermittlungen als Anwalt wird. Dazu gesellt sich Foggy Nelson (Eldon Henson), sein Partner im Anwaltsbüro, der für die komischen Aspekte der Serie zuständig ist.

Nachdem Netflix die Rechte an den Marvel-Figuren verloren hatte, kämpften die Fans von Daredevil dafür, dass die Marvel Studios ihren Helden wiederauferstehen lassen. Tatsächlich bekam Matt Murdock/Daredevil kurze Auftritte in «Spider-Man: No Way Home», «She Hulk» und «Echo». Mit «Daredevil: Born Again» kehrt er mit einer eigenen Serie ins MCU zurück.

Am Anfang steht das Ende von Daredevil. Die drei Freunde und Partner in einer Anwaltskanzlei, Matt Murdock/Daredevil (Charlie Cox), Karen Page (Deborah Ann Woll) und Foggy Nelson (Eldon Henson), sind zur Abschiedsfeier des NYPD Cops Cherry (Clark Johnson) eingeladen.

Als ungebetener Gast taucht Benjamin «Dex» Pointdexter (Wilson Bethel) auf. Der Auftragskiller tötet einen der Gäste. Als Daredevil verfolgt Matt Pointdexter und wirft ihn in blutrünstiger Raserei von einem Hausdach auf die Strasse, wo Dex neben dem toten Partygast aufprallt.

Eine Frau und zwei Männer auf der Strasse. Der Mann in der Mitte hält einen Blindenstock.
Matt Murdock/Daredevil (Charlie Cox), Karen Page (Deborah Ann Woll) und Foggy Nelson (Eldon Henson) gut gelaunt auf dem Weg zur Feier, die in einer Tragödie endet. © Marvel/Disney+
Das Superheldenkostüm vergammelt im Schrank

Ein Jahr später arbeitet Matt in einer neuen Kanzlei, die er mit der ehemaligen Staatsanwältin Kirsten McDuffie (Nikki M. James) und dem Ex-Cop Cherry als Ermittler gegründet hat. Sein Superheldenkostüm hat er im Schrank verstaut, seinen Kampf von der Strasse endgültig in den Gerichtssaal verlegt.

Die Verlockung lauert zwar überall, die Maske mit Teufelshörnern wieder aufzusetzen. Aber die Ereignisse von damals haben ihn erkennen lassen, dass Daredevil kein Held ist, sondern die dunkle Seite seines Ichs, die mehr Schaden und Leid verursacht, als zu helfen.

Zwei Männer und eine Frau stehend hinter einem Tisch in einem Gerichtssaal.
Matt verteidigt mit seiner Partnerin Kirsten McDuffie (Nikki M. James) Hector Ayala (Kamar de Los Reyes), der eines Polizistenmordes beschuldigt wird. © Marvel/Disney+

Wirklich helfen kann er als Anwalt. Das redet sich Matt nicht nur dauernd ein. Zumindest am Anfang funktioniert das tatsächlich und er rettet einen Unschuldigen vor dem Gefängnis.

Von der Unterwelt in die Politik

Aber dann betritt sein Erzfeind die Bühne. Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) taucht nach langer Abwesenheit wieder auf (weshalb er weg war, erzählt die Serie «Echo»). Aber Fisk kehrt nicht zurück, um seinen Platz als König der Unterwelt wieder einzunehmen. Er will in die Politik und kandidiert als Bürgermeister von New York.

Es ist eine der grossartigsten Szenen zu Beginn der Serie, als sich die beiden Widersacher in einem Diner gegenübersitzen. Beide versichern sich gegenseitig, dass sie zu anderen Menschen geworden sind.

Zwei Männer sitzen sich in einem Restaurant gegenüber.
Auch nach einem gemütlichen Kaffeekränzchen bleiben sich Matt und Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) spinnefeind. © Marvel/Disney+

Matt beteuert, dass Daredevil der Vergangenheit angehört. Fisk schwört, dass er für das Wohl der Menschen in New York besorgt sein will als Bürgermeister. Doch keiner glaubt dem anderen – und wir auch nicht.

Murdock vs Fisk – die genialen Gegenspieler

Auch wenn Matt, resp. Daredevil, eine der gelungensten Figuren im MCU ist, ohne den genial abscheulichen Fisk als Gegenspieler wäre die Serie nur halb so gut. Ein Machtmensch ohne Skrupel, brutal bis in die Knochen. Aber gleichzeitig ausgestattet mit besten Manieren und feinstem Geschmack für die erlesenen Genüsse dieser Welt.

Zudem wirkt er beinahe hilflos, wenn es um seine Ehefrau Vanessa (Ayelet Zurer) geht. Ihr ist er hoffnungslos ergeben. Sie ist im Übrigen wenig begeistert von Fisks Rückkehr und seinen Plänen. Vanessa hatte sich mit seiner Abwesenheit bestens arrangiert und das kriminelle Imperium auf neue Höhen geführt.

Ein Mann und eine Frau sitzen sich an einem kleinen Tisch gegenüber und blicken sich ernst an.
Fisks Abwesenheit hat ihre Beziehung belastet. Er und Vanessa (Ayelet Zurer) besuchen eine Paartherapie. © Marvel/Disney+

Davon müssen sich die beiden trennen, denn Fisk wird zum Bürgermeister gewählt. Doch nicht nur Matt glaubt, dass es lediglich eine Frage der Zeit ist, bis sich Fisks wahre Absichten offenbaren werden.

Anspielungen auf die aktuelle Politik

Das dauert zwar eine Weile und wir müssen uns mit ein paar Plots begnügen, die nicht so begeistern. Aber als es so weit ist, entschädigt das für jede nicht so gelungene Minute. Fisk missbraucht die Institutionen, um seine Gegner auszuschalten, sich zu bereichern und baut eine Privatarmee aus den korruptesten und gewalttätigsten Polizist:innen auf.

Ausser dem letzten Punkt erinnert das nicht zufällig an die aktuelle Situation in den USA. Es wäre aber völlig verfehlt, den Clown im Weissen Haus mit dem eindrucksvoll durchtriebenen Fisk auf eine Stufe zu stellen.

Ein Mann in einem roten Kostüm und ein blutverschmierter Mann in einem schwarzen Kostüm auf einer Strasse.
Nicht nur Daredevil, auch der Punisher (Jon Bernthal) kehrt wieder zurück. © Marvel/Disney+
Viel Potenzial, jetzt muss noch geliefert werden

Jetzt kommt die Stunde der titelgebenden Wiedergeburt. Matt streift sich wieder das rote Kostüm über, Daredevil ist bereit zum Kampf. Sein erster Gegner ist allerdings ein Serienmörder, der seine neue Freundin in seiner Gewalt hat. Diese Episode dient vor allem dazu, dass wir Daredevil wieder in Action sehen. Darauf mussten wir ja lange warten.

Was der rote Teufel gegen Fisk unternimmt, erfahren wir noch nicht. Das muss man ehrlicherweise dieser ersten Staffel vorhalten. Sie baut die Geschichte erst auf, deutet zwar viel Potenzial an, unter anderem mit einigen interessanten Nebenfiguren, liefert aber noch nicht 100 Prozent ab. Die letzte Episode stimmt mich jedoch zuversichtlich, dass wir in der zweiten Staffel voll auf unsere Kosten kommen werden. Deshalb gibt es schon jetzt fünf Sterne.

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Besetzung: Charlie Cox | Margarita Levieva | Vincent D’Onofrio | Genneya Walton | Wilson Bethel | Jon Bernthal | Deborah Ann Woll | Nikki M. James | Ayelet Zurer | Michael Gandolfini | Zabryna Guevara | Eldon Henson
Serie entwickelt von: Matt Corman | Chris Ord
Genre: Thriller | Superhelden | Action
USA, 2025

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