

Läuft bei: Play Suisse (2 Staffeln, 12 Episoden à 45 Min.)
Nach zwei Staffeln beendet SRF das Krimiexperiment am Rheinknie. Es handle sich dabei weder um eine Absetzung, noch sei die Serie dem Sparhammer zum Opfer gefallen, heisst es bei SRF. «Die Geschichte ist auserzählt und findet damit ein natürliches Ende.»
Das stimmt zwar, aber es ist nur die halbe Wahrheit. «Die Beschatter» haben es bei der Premiere vor über zwei Jahren nicht geschafft, das Publikum zu begeistern. Die Quoten waren sehr mässig. Die erste Folge sahen knapp 30 Prozent der Zuschauer:innen. Danach sank die Zahl auf 20 Prozent. «Enttäuschend», wie SRF damals eingestand.

Die Restschweiz mag halt Basel nicht
Als Basler mit typischem Minderwertigkeitskomplex führe ich das auf die Abneigung der Restschweiz gegenüber allem, was nördlich des Hauensteins liegt, zurück. Wobei ich eingestehen muss, dass die Serie das Ihrige dazu beitrug. Die Story war nicht wirklich packend und die Figuren gewöhnungsbedürftig.
Aber SRF gewährt Leo Brand (Roeland Wiesnekker) und seinen Detektiv:innen immerhin einen ehrenvollen Abgang. Wir erfahren zumindest, was es mit dem geheimnisvollen «Dornröschen-Killer» auf sich hat, der mutmasslich auch hinter dem Verschwinden von Agothas Mutter steckt.

Der Mörder heisst zwar nicht Leo Brand. Trotzdem sitzt der zu Beginn im Gefängnis, weil ihn die undankbare und weiterhin erratisch agierende Agotha (Meryl Marty) angeschwärzt hat. Es gab DNA-Spuren, die auf Leo deuteten.
Neue Fälle und ein Praktikant mit Pfiff
Jetzt ist es an seinem Team – Doro (Esther Gemsch, immer noch mit fast lupenreinem Basler Dialekt), Roger, genannt Hasi (Martin Rapold, immer noch als Rheinknie-Clooney), und Milan (Dardan Sadik, immer noch die beste Figur) – Leos Unschuld zu beweisen.

Das gelingt ihnen tatsächlich. Die fünf sind wieder vereint und können sich neuen Fällen widmen, während sie auch dem Serienmörder auf den Fersen bleiben. Dazu erhalten sie noch Verstärkung. Der Computer-Nerd Charles (Joel Basman) stösst als Praktikant dazu.
Basman ist in dieser Rolle eine Bereicherung. Er bringt Witz und Pfiff in die Serie, was den anderen bisher nur mässig gelang. Mit Ausnahme von Milan, der weiterhin auf seinem Töffli durch die Serie rattert und bei weitem die sympathischste Figur ist.
Die Suche nach einem verschwundenen Autor, in die sich Milan voller Faszination für dessen mysteriöses Buch stürzt, ist die unterhaltsamste Episode dieser Staffel. Da spielen Basilisken, das Basler Münster und ein Aussteigerhof mit viel Namasté und Drogen eine Rolle.

Hübsche Referenzen ans grosse Kino
Die anderen Fälle, die die Privat-Detektiv:innen lösen, sind zwar nicht schlecht, aber wenig berauschend. Hübsch sind zwei Verbeugungen vor grossen Kinofilmen, die sich die Autor:innen einfallen liessen.
In einer Seniorenresidenz für Akademiker:innen stirbt ein Bewohner unter mysteriösen Umständen. Dabei spielt ein Ritual eine Rolle mit vielen Masken und Kerzen. Das erinnert an «Eyes Wide Shut», den letzten Film von Stanley Kubrick.
Noch unverwechselbarer ist die Szene, die sich bei einer Geiselnahme in einem Sportartikelgeschäft abspielt. Da streift Gilles Tschudi mit einer aufgesetzten Dinomaske durch die Regale im Lager des Shops, wo sich Agotha und Charles versteckt haben. So wie damals in «Jurassic Park», als zwei Velociraptoren in der Küche des Besucherzentrums auf Isla Nublar die beiden Enkel von Park-Gründer John Hammond aufzuspüren versuchten.

Vorbei mit Basler Lokalkolorit
Die netten Einfälle reichen aber nicht, um die «Beschatter» übers Mittelmass zu heben. Deshalb war es die richtige Entscheidung, die Serie nicht weiterzuführen. Schade nur, dass es jetzt auch vorbei ist mit den Locations, die einem als Basler:in sehr vertraut sind. Es war eine nette Abwechslung zu den üblichen Alpendörfern, fahlen Gassen im Mittelland oder einem beliebigen Ort aus dem ach so weltstädtischen Tsüri.
Besetzung: Roeland Wiesnekker | Meryl Marty | Esther Gemsch | Martin Rapold | Dardan Sadik | Lale Yavas | Joel Basman | Sven Schelker | Gilles Tschudi
Serie entwickelt von: Simone Schmid | Francesco Rizzi
Genre: Krimi | Komödie
CH, 2025
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