Milliardærøya (Staffel 1) – Norwegische Business-Satire stellt «Succession» in den Schatten

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Serineposter mit Schriftzug. Zwei Männer und eine Frau auf der einen, drei Frauen und ein Mann auf der anderen Seite stehen sich gegenüber und blicken sich kritisch an. im Hintergrund ein roter Sportwagen, das Meer mit Fischzuchtnetzen und einer Küstenlinie mit Häusern.
5 von 5 Sternen

Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 6 Episoden à 45 Min.)

Die Norweger machen’s vor: So geht bitterböse und gleichzeitig äusserst amüsante Satire auf die Welt des Big Business und der geldgierigen Heuschrecken. Da kann «Succession» einpacken. Die völlig überschätzte Serie nervt nicht nur mit ihrem widerwärtigen Personal und gestammelten Dialogen. Sie gibt sich vorgeblich «kritisch», frönt aber unterschwellig dauernd der Bewunderung für den Lebensstil der Superreichen.

Ganz anders «Milliardærøya» (Insel der Milliardäre). Hier geht’s zwar nur um Fischzucht, aber das sollte man nicht unterschätzen. Aquafarming von Lachs ist Big Business für Norwegen. Rund zehn Milliarden Euro pro Jahr bringt der Handel mit Zuchtlachs – und ein paar Umweltprobleme.

Die eiskalte Business-Bitch

Wie in «Succession» wohnen die Reichen in Villen und fahren coole (Elektro-)Autos. Halt alles ohne New Yorker Häuserschluchten, dafür gibt’s malerische Küstenlandschaften, in der allerdings die riesigen Zuchtnetze die Idylle stören. Vor allem aber: Auch hier stinkt der Fisch vom Kopf her.

Eine Frau unscharf im Vordergrund, dahinter ein Man. Im Hintergrund ein Auto und das Meer mit Fischzuchtnetzen.
Gjert (Svein Roger Karlsen) führt ein Traditionsunternehmen, das sich Julie einverleiben will, um die grösste Lachszüchterin der Welt zu werden. © Netflix

Die Fischköpfe sind Julie Lange (Trine Wiggen) und Gjert Meyer (Svein Roger Karlsen), denen die beiden grössten Lachszuchten gehören. Julie ist eine echte Business-Bitch. Sie will ihren Konkurrenten ausbooten und weltweite Marktführerin werden. Eiskalt und rücksichtslos plant sie eine feindliche Übernahme. Dafür haut sie auch die eigene Tochter übers Ohr.

Der alte Macker mit Schnauzer

Gjert könnte einem zu Beginn fast etwas leidtun. Er ist der alte Patron, der seine Firma über Jahrzehnte aufgebaut hat. Verzweifelt versucht er, Julies Pläne abzuwenden, aber sie ist ihm immer einen Schritt voraus.

Doch wir lernen Gjert auch von seiner hässlichen Seite her kennen. Die des selbstgerechten alten Mackers, der in der Bäckerei die junge Angestellte anraunzt, sie solle gefälligst ihren fetten Hintern bewegen. Was heutzutage gar nicht mehr gut ankommt. Er soll sich die bestellte Torte sonst wo hinstecken, entgegnet die Frau zu unserer hämischen Freude und schmeisst die Torte in den Abfalleimer.

Trau keinem aus der Familie

Kommen noch die restlichen Familienmitglieder der beiden Clans dazu, die die ganze Palette von Trotteln über verwöhnte Gören bis zu dummdreisten Intriganten abdecken. Gjerts Tochter Trine (Hanne Skille Reitan) und ihr Mann halten sich beide für extrem clever, sind aber tatsächlich heillos überfordert und verursachen eine Katastrophe nach der andern.

Ein Mann mit verschränkten Armen, daneben eine jüngere Frau, die ihn böse anschaut.
Gjert wird auch von der eigenen Familie angefeindet. Trine (Hanne Skille Reitan) und ihr Mann Eigil (Tor Ivar Hagen) halten sich für die besseren Geschäftsleute und hecken katastrophale Pläne aus. © Netflix

Julie macht sich ihre Tochter Amy (Ragne Grande) mit ihrem Übernahmedeal zur Feindin, weil sie ihr den Chefposten nicht gibt. Amy hat zudem noch das Problem, dass sie bei einem Seitensprung schwanger wird. Das fliegt auf, weil ihr Mann beim Fruchtbarkeitstest gerade erfahren hat, dass unter seinen Spermien null Schwimmer zu finden sind.

Sohn Jens (Vetle Røsten Granås) nennt sich JJ und wurde gerade aus dem Film rausgeschnitten, mit dem seine Schauspielkarriere in Hollywood starten sollte. Die jüngste Tochter Hennie (Nemi Storm) ist die verwöhnte Göre. Sie bekommt zur Konfirmation ein Privatkonzert ihrer Lieblings-K-Pop-Band geschenkt und ein Boot. Das versenkt sie aber schon am nächsten Tag.

Blutiges Halloween

Dieses Figurenarsenal sorgt neben dem tonangebenden Übernahmekampf für einige grandiose Momente. Weil Trine ihren Vater hintergeht, rammt ihr ihre Mutter ein Messer in die Hand. Blutüberströmt stürzt Trine zur Haustür raus, vor der ein paar Kinder stehen, die um Halloween-Süssigkeiten bitten wollten und jetzt schreiend davonstürmen.

Zwei Frauen und in der Mitte ein Mann. Sie prosten sich mit Champagner zu.
Anstossen auf den grossen Coup. Da wusste Amy (Ragne Grande) allerdings noch nicht, dass ihre Mutter sie ausgebootet hat. © Netflix

«Milliardærøya» versteht es hervorragend, die rücksichtslose Businesswelt mit komödiantischen Elementen zu karikieren. Bei aller Abneigung gegenüber den Figuren, muss man ihnen zudem zugestehen, dass sie einen kleinen Rest Menschlichkeit bewahrt haben.

Der zweite Streich der «Lilyhammer»-Macher:innen

Hinter der Serie stecken Anne Bjørnstad and Eilif Skodvin. Die beiden haben vor zwölf Jahren schon einmal eine geniale Satire für Netflix produziert. «Lilyhammer» mit Steve van Zandt als Mobster im norwegischen Exil war eine der ersten Eigenproduktionen von Netflix.

Jetzt können wir nur hoffen, dass «Milliardærøya» wie «Lilyhammer» mehr als eine Staffel bekommt. Denn der Kampf um die Vorherrschaft auf dem Zuchtlachsmarkt ist am Ende von Staffel 1 zwar entschieden, aber eine neue Intrige, die sich anbahnt, könnte alles wieder auf den Kopf stellen.

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Besetzung: Trine Wiggen | Svein Roger Karlsen | Kåre Conradi | Nemi Storm | Vetle Røsten Granås | Axel Bøyum | Ragne Grande | Oddgeir Thune | Hanne Skille Reitan | Tor Ivar Hagen | Manish Sharma
Serie entwickelt von: Anne Bjørnstad | Eilif Skodvin
Genre: Komödie | Drama
NOR, 2024

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