Läuft bei: Disney+ (4 Staffeln, 40 Episoden à 50 Min.)
Am Ende der letzten Staffel beschlich mich die Befürchtung, dass «Only Murders in the Building» eintönig werden könnte. Wir kennen unsere drei Podcaster, die beiden Mittsiebziger Charles (Steve Martin) und Oliver (Martin Short) mit ihren narzisstischen Neigungen und die unter Selbstzweifeln leidende Mabel (Selena Gomez), zur Genüge.
Das Trio garantiert gute Unterhaltung mit witzigen Dialogen und Situationskomik. Aber irgendwie sind die Erwartungen an die Serie höher. Da wäre es enttäuschend, wenn «Only Murders in the Building» nur die Erfolgsformel weiter ausschlachten würde.
Hollywood ruft
In der vierten Staffel erweitert die Serie das Rezept um den Faktor Hollywood. Die aufregenden True-Crime-Fälle der drei sollen verfilmt werden. Das bedeutet, dass noch mehr Stars auftreten als bisher. Und dass die Serie mit Bezügen auf die Filmgeschichte spielt, wenn etwa alle Episoden nach berühmten Filmen betitelt werden und ein Thema daraus inhaltlich oder stilistisch aufnehmen.
Zudem gibt es einen vorübergehenden Ortswechsel. Charles, Oliver und Mabel reisen nach L.A., um mit der Produzentin Bev Melon (Molly Shannon) die Verträge auszuhandeln und die Schauspieler:innen kennenzulernen, die sie im Film spielen. Das sind keine Geringeren als Eugene Levy («Schitt’s Creek») als Charles, Zach Galifianakis («The Hangover») als Oliver und Eva Longoria («Desperate Housewives») als Mabel.
Überwältigte und genervte Stars
Die drei Stars offenbaren einen völlig unterschiedlichen Zugang zu ihren Rollen. Eugene Levy zeigt sich überwältigt, dass er Charles spielen darf, den er in seiner Rolle als Detektiv in der – fiktiven – TV-Serie «Brazzos» verehrt.
Zach Galifianakis ist mehr genervt, dass ihm sein Agent keine bessere Rolle verschafft hat. Er möchte endlich als ernsthafter Schauspieler reüssieren. Eva Longoria schliesslich macht peinlich auf jung, obwohl der Altersunterschied zu Mabel gut 20 Jahre beträgt.
Allein das Zusammenspiel der drei Podcaster mit ihren filmischen Alter Egos bereichert die Serie. Doch «Only Murders in the Building» wartet mit noch mehr Starpower auf. Meryl Streep ist wieder in ihrer Rolle als Olivers Angebetete zu sehen, Melissa McCarthy («Spy») wird als Charles‘ Schwester eingeführt,
Wie Paul Rudd von den Toten aufersteht
Einem besonders netten Twist verdanken wir, dass auch Paul Rudd («Ant-Man») wieder auftaucht. Er war als Ben Glenroy das Mordopfer in der dritten Staffel, also eigentlich tot. Jetzt spielt er Glen Stubbins, den irischen Stuntman von Glenroy.
Womit wir beim Mordfall wären, den es aufzuklären gilt: Das Opfer ist Sazz Pataki (Jane Lynch), die Stuntfrau, die mit Charles in der Serie «Brazzos» eng zusammengearbeitet hat. Sie wird in Charles‘ Wohnung erschossen von einem Scharfschützen aus dem Westflügel des Arconia.
Der Mordfall ist nur Nebensache
Auf dem Stock, aus dem der Schuss abgefeuert worden ist, leben ein paar skurrile Figuren (auch mit bekannten Gesichtern besetzt): Eine Familie, die dauernd mit Saucen kochen beschäftigt ist, ein TikToker, der das ganze Jahr über Weihnachten feiert, und ein älterer Single, der seine Augenentzündung nicht loswird. Sie alle werden zu Verdächtigen.
Aber ehrlich gesagt, spielt der Mordfall nur eine Rolle am Rand. «Only Murders in the Building» lebt von der bunten Schar der Figuren und ihren Beziehungen untereinander. Dass das mit Starpower gewürzt ist, schadet nicht. Aber die Stars werden nicht als Selbstzweck eingesetzt, das wäre langweilig.
«Only Murders in the Building» wird in eine fünfte Staffel gehen. Nach dieser vierten Staffel bin ich zuversichtlich, dass den Showrunnern wieder etwas einfallen wird, um die Serie auf hohem Niveau unterhaltsam zu halten.
Besetzung: Steve Martin | Martin Short | Selena Gomez | Meryl Streep | Michael Cyril Creighton | Jane Lynch | Zach Galifianakis | Richard Kind | Kumail Nanjiani | Molly Shannon | Eugene Levy | Eva Longoria | Desmin Borges | Catherine Cohen | Daphne Rubin-Vega
Serie entwickelt von: John Hoffman | Steve Martin
Genre: Komödie | Krimi
USA, 2024
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