Läuft bei: Apple TV+ (1 Staffel, 6 Episoden à 60 Min.)
Eines ist klar: Am Cast liegt es nicht, dass «Liaison» nicht überzeugt. Wenn Eva Green und Vincent Cassel auftauchen, dann packt einen das Geschehen und man spürt, wie es zwischen den beiden knistert.
Viele Verstrickungen erzeugen noch keine Spannung
Trotzdem wird schnell klar, dass die Schwäche der Serie im Drehbuch liegt. Das ist endlos bemüht, Unmengen an Verstrickungen zwischen Figuren aufzubauen, um so vermeintlich Spannung zu erzeugen. Aber das gelingt nicht, weil mit zu vielen Plots jongliert wird, die oft vorhersehbar sind, manchmal zu konstruiert wirken oder schlicht irritieren.
Letztlich ist auch die Beziehung zwischen Alison (Eva Green) und Gabriel (Vincent Cassel) ziemlich vorhersehbar. Es dauert zwar, bis sie sich zum ersten Mal begegnen. Sie sitzt in ihrem Haus in London. Er steht im Regen vor dem Fenster. Sie geht zum Fenster, legt ihre Hand auf die Fensterscheibe. Er hält seine dagegen.
Nach Jahren begegnen sie sich wieder
Wie gesagt, es knistert. Gleichzeitig ist klar, dass es lange her ist, seit sie sich zum letzten Mal gesehen haben. Denn Alison lebt schon lange mit ihrem Freund und dessen Tochter in London und arbeitet im Innenministerium. Gabriel sehen wir zu Beginn, wie er als Söldner für eine private französische Sicherheitsfirma zwei Hacker aus Syrien rausschmuggeln soll.
Jetzt kreuzen sich ihre Wege wieder. Gabriels Aktion ging daneben. Die Hacker flüchteten auf eigene Faust nach England. Sie sind im Besitz von brisanten Informationen über geplante Cyberattacken, die sie der britischen Regierung verkaufen wollen.
Cyberattacken gegen England
Gabriel hat den Auftrag, die Hacker nach Frankreich zu bringen. Dort sitzt der schmierige Regierungsbeamte Taraud (Stanislas Merhar), der die beiden Syrer für seine Zwecke einspannen will. Unter anderem, um Sophie Saint-Roch (Irène Jacob), die Chefin des Geheimdienstes DGSE, auszubooten.
In England beginnen unterdessen die Cyberattacken. Zuerst ein harmloser Scherz auf Regierungsservern, dann werden die Themseschleusen sabotiert, anschliessend die Zugssicherung um London und das Stromnetz. Auch hier gibt es eine undurchsichtige Gemengelage an Figuren: Alisons Boss, der Innenminister, ein bockiger Cybersecuritychef und der unsympathische Berater des Premierministers.
Ein Altstar soll die Geschichte noch retten
Wohin das alles führen soll, bleibt lange unklar. Aber selbst als die Geschichte da vorwärtsmacht, wird sie nur noch verworrener. Mord, Erpressung, Brexit, EU-Kommission, mit all dem müssen sich Alison und Gabriel irgendwann rumschlagen. Und natürlich mit ihrer eigenen alten Geschichte.
Bei einem so überladenen Skript, das Kompliziertheit mit Spannung verwechselt, verliert man irgendwann die Lust, selbst den besten Schauspieler:innen zuzuschauen. In der letzten Episode taucht sogar noch Tchéky Karyo als Bösewicht auf. Man bekommt das Gefühl, es sei der verzweifelte Versuch, mit dem Glamour des Altstars die verfahrene Geschichte zu retten.
Aber dafür ist es zu spät. Die erste europäische Produktion von AppleTV ist leider über weite Strecken misslungen.
Besetzung: Eva Green | Vincent Cassel | Peter Mullan | Aziz Dyab | Irène Jacob | Stanislas Merhar | Laëtitia Eïdo | Gérard Lanvin | Daniel Francis | Lyna Dubarry | Tchéky Karyo
Serie entwickelt von: Virginie Brac
Genre: Thriller | Action
F/GB, 2023
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