Shōgun
Mini-Serie, Disney+
Was für eine Wohltat und Augenweide: Eine so verschwenderisch inszenierte Serie wie «Shōgun» war schon lange nicht mehr zu sehen auf dem Bildschirm. In Zeiten, in denen Streaminganbieter die Kosten drücken, grenzt es an ein Wunder, dass ein solches Epos überhaupt zustande kam. Was die Produktionsfirma FX mit dem Historiendrama aus der frühen Neuzeit Japans abliefert, ist ein umwerfendes Serienhighlight.
«Shōgun» bietet alles, was das Herz begehrt: dramatische Schicksale, hinterhältige Intrigen, blutige Kämpfe, unerfüllte Liebe. Das alles inszeniert in grossartigen Bildern, mit aufwendigem Setdesign und umfangreichen Spezialeffekten.
Man muss der Serie vor allem zugutehalten, dass sie sehr authentisch in die japanische Geschichte des 17. Jahrhunderts eintaucht. Anders als beim gleichnamigen Fünfteiler von 1980 steht nicht der Europäer im Vordergrund, der mit westlichem Blick den Machtkampf japanischer Fürsten verfolgt.
Die Hauptfigur ist der Fürst Yoshii Toranaga, der als grosser Ränkeschmied zum Shōgun aufsteigen wird. Nicht aber ohne die entscheidende Hilfe einer ergebenen Edelfrau und mit ein bisschen Unterstützung durch diesen Engländer, der in Japan anlandet. Wie sich ihre Wege kreuzen, erzählt «Shōgun» über fast zehn Stunden, wobei man jede Minute geniesst.
Anthracite
Mini-Serie, Netflix
«Anthracite» spielt in den französischen Alpen, in der fiktiven Kleinstadt Lévionna, in deren Umgebung irgendwo viel Schnee liegt. Meistens sind die Strassen aber aper und die Wiesen grün. Wie das geografisch zusammenhängt, hat sich mir nie ganz erschlossen.
Möglich, dass die Produzent:innen vergassen, hier ein wenig Klarheit zu schaffen, weil sie allzu sehr damit beschäftigt waren, sich all die anderen Rätsel für die Geschichte auszudenken, die «Anthracite» spannend machen sollen. Ein Verwirrspiel ist ihnen damit sicher gelungen. Allerdings ein viel zu überdrehtes.
Die Internetdetektivin Ida stösst auf der Suche nach ihrem verschwundenen Vater auf einen mysteriösen Massenmord in einer Sekte, der sich vor 30 Jahren in Lévionna ereignete. Sowohl ihre Familiengeschichte als auch jene von Jaro, den sie kennenlernt, hängen mit den Geschehnissen von damals zusammen.
Mit Ida, Jaro und ein paar weiteren Figuren der Geschichte fiebert man durchaus mit. Oft schüttelt man aber über die Geschichte den Kopf, die einen auf falsche Fährten führt und mehr Haken schlägt als ein Hase auf der Flucht.
Weil am Schluss vieles gut kommt, könnte einen die Serie mit einem freudigen Gefühl entlassen. Tut sie leider nicht, weil sie in den letzten Minuten noch einmal eine völlig unnötige Volte schlägt.
Fallout
Staffel 1, Prime Video
Jahrelang garantierten Verfilmungen von Computergames schlechte bis bestenfalls mittelmässige Unterhaltung. Das hat sich geändert. Herausragende Beispiele sind «The Last of Us» oder «The Witcher».
«Fallout» setzt die Serie der gelungenen Gameumsetzungen fort. Etwas überraschend, denn im Gegensatz zu «The Last of Us», das sich durch einen fast schon poetischen Roadmovie-Unterton auszeichnet, ist «Fallout» ein eher konventionelles Postapokalypse-Game. Diese Welt nach der nuklearen Katastrophe – und auch jene davor – inszeniert die Serie aber ungemein stimmungsvoll.
Die Apokalypse ereignet sich 2077 in einer Welt, die mehr daherkommt wie die USA in den 1950er-Jahren. Über 200 Jahre danach bricht die junge Lucy aus der behüteten Welt einer Bunkergemeinschaft auf ins atomare Ödland, um ihren Vater zu suchen.
Lucy wandelt sich schnell zur Überlebenskämpferin, denn in der Welt draussen herrscht das Gesetz des Stärkeren und an jeder Ecke lauern mutierte Monster.
«Fallout» gefällt, weil die Serie nicht als eintönige Gewaltorgie daherkommt. Sie bedient sich der Stilmittel des Westerns und arbeitet mit der Ästhetik der 50er. «Fallout» ist aber vor allem höchst amüsant wegen der Unmenge an skurrilen Figuren und grotesken Abenteuern, die die Protagonist:innen bestehen müssen.
Auf der Watchlist
Baby Reindeer (Mini-Serie, Netflix)
Mindblow (Staffel 1, Play Suisse)
Sugar (Staffel 1, Apple TV+)
Serien-Top-Ten
1 | Shōgun (Historiendrama, Disney+) | |
2 | Ripley (Thriller, Netflix) | |
3 | Kafka (Biografie, Drama, ARD/Play SRF) | |
4 | Fallout (Sci-Fi-Abenteuer, Prime Video) | |
5 | Renegade Nell (Staffel 1, Abenteuerkomödie, Disney+) |
6 | Constellation (Staffel 1, Sci-Fi-Mystery, Apple TV+) | |
7 | Masters of the Air (Historiendrama, Apple TV+) | |
8 | The Gentlemen (Staffel 1, Actionkomödie, Netflix) | |
9 | Criminal Record (Staffel 1, Krimi, Apple TV+) | |
10 | True Detective: Night Country (Staffel 4, Mysterykrimi, Sky Show) |
Stand: 29.04.2024
Das grosse Serienquiz 2023
23 Fragen zu 23 Serien, die im vergangenen Jahr über den Bildschirm flimmerten.
Welches ist der beste Streamingdienst?
Ein Blick in die Zahlen: Was die Bewertungen von 250 Serien über die Streaminganbieter sagen.
Newsletter abonnieren
Alle zwei Wochen die neuesten Serien-Tipps als Newsletter direkt in deinem Postfach.
Ich fand „Liaison“ mega und kann die Serie sehr empfehlen. Viel Emotionen, starke Gefühle und viel Spannung.