Baby Reindeer
Mini-Serie, Netflix
Eigentlich stand «Baby Reindeer» nicht oben auf meiner Watchlist. Aber als die Serie überall auftauchte und viel Lob erhielt, wurde ich neugierig. Ich hab eingeschaltet und es nicht bereut. Oder doch. Denn stimmungsmässig zieht einen die Geschichte von Donny (Richard Gadd) tief runter, sehr tief.
Dabei beginnt alles ziemlich harmlos. Donny arbeitet in einem Pub. Eines Tages kommt eine Frau herein. Sie scheint sehr bedrückt. Donny hat Mitleid und offeriert ihr einen Tee. Die Frau heisst Martha. Sie wird Donny von jetzt an über Monate stalken.
Das tönt nicht wahnsinnig bedrohlich, eher bloss unangenehm. Aber Martha hebt Stalking auf ein ungeahntes Level. Das ist aber nicht die einzige Hölle, durch die Donny geht. Einige Zeit zuvor hat ihn ein TV-Produzent, der ihm Hilfe versprach für seine Karriere, massiv missbraucht.
Vor diesem Hintergrund beginnt man, einiges besser zu verstehen in Donnys Leben. Weshalb die Beziehung mit seiner Freundin in die Brüche ging. Warum er es nicht schafft, uneingeschränkt zu seiner Liebe zu Teri (Nava Mau), einer Transfrau, zu stehen. Vor allem aber erscheint seine Beziehung zu Martha in einem anderen Licht.
«Baby Reindeer» ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Oder besser: ein Höllenritt. Denn am Schluss landet man wieder in so etwas wie Normalität, aber all die Dämonen, die man gesehen hat, lassen einen so schnell nicht los.
Mindblow
Staffel 1, Play Suisse
Fangen wir mit dem an, was ganz schlimm ist in der neuen SRF-Serie «Mindblow»: Mäge. Wie zur Hölle kann sich jemand einen solchen Spitznamen ausdenken, geschweige denn gefallen lassen? Tiefstes helvetisches Mittelland halt, was aber nur in Sachen Namensgebung voll schräg einfährt.
Denn sonst passt die Doppeleinfamilienhaus-Atmosphäre irgendwo im Umland von Zürich perfekt zu den drei Nichtmehrganz-Teenies Markus aka Mäge, Eva und Robin. Das Trio hat eine Band und träumt von der grossen Musikkarriere. Aber daraus wird nichts.
Mäge versagt beim Auftritt in der Castingshow «MusicStar». «Du hast’s mega verkackt», stellt Sandra trocken fest. Sie ist als Evas Schulfreundin die Vierte im Bunde. Aber Sandra aka Sandy lächelt dabei, weil sie Mäge mag. Er lächelt zurück.
20 Jahre später sind die beiden ein Paar. Nur lächeln sie nicht mehr. Mäges MusicStar-Auftritt hat ihm das Leben versaut. Weil er aber die Gelegenheit erhält, per SMS mit der Vergangenheit zu kommunizieren, ändert sich sein Leben radikal.
«Mindblow» unterhält sehr gefällig als witzige Feelgood-Serie mit einem hübschen Sci-Fi-Twist. Man beginnt die vier Ex-Teenies zu mögen und würde ihnen ein bisschen Glück von Herzen gönnen. Aber jeder Anlauf, den sie nehmen, endet im Desaster. Bis sie herausfinden, worauf es wirklich ankommt in ihrem Leben.
Shōgun
Mini-Serie, Disney+
Was für eine Wohltat und Augenweide: Eine so verschwenderisch inszenierte Serie wie «Shōgun» war schon lange nicht mehr zu sehen auf dem Bildschirm. In Zeiten, in denen Streaminganbieter die Kosten drücken, grenzt es an ein Wunder, dass ein solches Epos überhaupt zustande kam. Was die Produktionsfirma FX mit dem Historiendrama aus der frühen Neuzeit Japans abliefert, ist ein umwerfendes Serienhighlight.
«Shōgun» bietet alles, was das Herz begehrt: dramatische Schicksale, hinterhältige Intrigen, blutige Kämpfe, unerfüllte Liebe. Das alles inszeniert in grossartigen Bildern, mit aufwendigem Setdesign und umfangreichen Spezialeffekten.
Man muss der Serie vor allem zugutehalten, dass sie sehr authentisch in die japanische Geschichte des 17. Jahrhunderts eintaucht. Anders als beim gleichnamigen Fünfteiler von 1980 steht nicht der Europäer im Vordergrund, der mit westlichem Blick den Machtkampf japanischer Fürsten verfolgt.
Die Hauptfigur ist der Fürst Yoshii Toranaga, der als grosser Ränkeschmied zum Shōgun aufsteigen wird. Nicht aber ohne die entscheidende Hilfe einer ergebenen Edelfrau und mit ein bisschen Unterstützung durch diesen Engländer, der in Japan anlandet. Wie sich ihre Wege kreuzen, erzählt «Shōgun» über fast zehn Stunden, wobei man jede Minute geniesst.
Auf der Watchlist
Shardlake (Staffel 1, Disney+)
Sugar (Staffel 1, Apple TV+)
The Sympathizer (Mini-Serie, Sky Show)
Serien-Top-Ten
1️⃣ | Shōgun (Historiendrama, Disney+) | |
2️⃣ | Ripley (Thriller, Netflix) | |
3️⃣ | Kafka (Biografie, Drama, ARD/Play SRF) | |
4️⃣ | Baby Reindeer (True-Story-Drama, Netflix) | |
5️⃣ | Mindblow (Sci-Fi-Komödie, Play Suisse) |
6️⃣ | Fallout (Sci-Fi-Abenteuer, Prime Video) | |
7️⃣ | Renegade Nell (Staffel 1, Abenteuerkomödie, Disney+) | |
8️⃣ | Constellation (Staffel 1, Sci-Fi-Mystery, Apple TV+) | |
9️⃣ | Masters of the Air (Historiendrama, Apple TV+) | |
🔟 | The Gentlemen (Staffel 1, Actionkomödie, Netflix) |
Stand: 05.05.2024
Das grosse Serienquiz 2023
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Ich fand „Liaison“ mega und kann die Serie sehr empfehlen. Viel Emotionen, starke Gefühle und viel Spannung.