Läuft bei: Prime Video (4 Staffeln, 32 Episoden à 50 Min.)
Wirklich begeistert hat mich «The Boys» nie. Und doch habe ich mir alle vier Staffeln angeschaut. Also muss was dran sein an dieser Superheldensatire, die mit widerwärtigen Figuren und noch abstossenderen blutigen Szenen nur so um sich schmeisst. Nur was?
Die Show beschreibt eine Gesellschaft, die sich von Moral und Ethik und manchen anderen Grundwerten, die Menschlichkeit ausmachen, endgültig verabschiedet hat. Damit lässt sie sich als Parabel auf die USA lesen, vor allem auf die – erneut drohenden – Trump-Jahre.
Wie errichte ich eine Diktatur?
Dass diese Lesart sicher nicht falsch ist, bestätigt Showcreator Eric Kripke in einem Interview mit dem «Hollywood Reporter»: «We write what we’re either scared of or pissed off about.» Also über all die Dinge, die falsch laufen in einem Land, in dem ein verurteilter Straftäter, Sexist und Rassist ernsthaft Chancen hat, erneut Präsident zu werden.
Kripke nimmt auch Wörter wie Autoritarismus oder Faschismus in den Mund. Den Weg dahin schlägt «The Boys» in der vierten Staffel jetzt ein. Mit den fiesesten Methoden aus dem Handbuch «Wie errichte ich eine Diktatur?» untergräbt Homelander (Antony Starr) die kümmerlichen Reste einer einstigen Demokratie.
Weil’s ihm an Hirn fehlt, braucht Homelander Hilfe
Weil er selber ein impulsgesteuerter Narziss ist, dem die intellektuellen Fähigkeiten für einen Coup fehlen, versichert sich Homelander der Dienste von Sister Sage (Susan Heyward). Ihre Superkraft ist ihr überragender IQ. Sie plant minutiös und eiskalt die Machtübernahme im Weissen Haus.
Natürlich leisten Billy (Karl Urban), Hughie (Jack Quaid), Annie (Erin Moriarty) und ihre Mitstreiter:innen weiterhin nach Möglichkeit Widerstand. Aber viel Erfolg ist ihnen nicht beschert.
Kripke schreibt «The Boys» eine kathartische Wirkung zu. Dass man sich also besser fühlt, wenn man Homelander und seinen stiefelleckenden Handlangern über acht Episoden voller Abscheu und abgrundtiefem Hass einen qualvollen Tod wünscht.
Stirbt Homelander endlich in Staffel 5?
Dafür mangelt es aber an einem wichtigen Detail: Es müsste mal was in diese Richtung passieren. Bis jetzt ist die Geschichte den Bösen einiges besser gesonnen als den paar Widerstandskämpfer:innen.
Wahrscheinlich ist es aber genau das, was mich bei «The Boys» bei der Stange hält und tatsächlich je länger, desto mehr gepackt hat. Die Hoffnung, dass es doch noch gut kommt. Eine letzte Chance dafür gibt es: die fünfte Staffel, mit der die Serie zu Ende gehen wird.
Ich werde sie mir anschauen. In der Hoffnung, miterleben zu dürfen, wie Homelander alle fünf Gliedmassen einzeln abgerissen und die Gedärme Zentimeter um Zentimeter aus der hinteren Körperöffnung gezogen werden, bevor man ihm seine Grinsefresse zermalmt und das Hirn durchbohrt.
Auf dass nie mehr so ein widerwärtiger Clown in die Nähe von Macht kommt. Das wäre dann Katharsis, wie sie mir gefallen würde – aber natürlich gilt das nur für die fiktionale Welt 😉.
Das Universum von «The Boys» wächst weiter
Auch wenn die fünfte Staffel von «The Boys» die letzte sein wird, geht Showrunner Eric Kripke die Arbeit nicht aus. Bereits lanciert sind die beiden Spin-offs «Gen V» und die Animationsserie «The Boys Presents: Diabolical».
Zudem hat Amazon eine Prequel-Serie geordert: «Vought Rising». Sie geht in die 50er-Jahre zurück und erzählt vom Aufstieg der Firma Vought und dem ersten Superhelden Soldier Boy. Ebenfalls wieder mit dabei ist Stormfront, die in Staffel 2 als Nazi-Supe mitwirkte.
Besetzung: Karl Urban | Jack Quaid |Antony Starr | Erin Moriarty | Jessie T. Usher | Laz Alsonso | Chace Crawford | Tomer Capine | Karen Fukuhara | Colby Minifie | Claudia Doumit | Cameron Crovetti | Susan Heyward | Valorie Curry | Simon Pegg
Serie entwickelt von: Eric Kripke
Genre: Superhelden | Action
USA, 2024
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