

Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 8 Episoden à 45 Min.)
Eines kann man Harlan Coben nicht vorwerfen: Dass man von seinen Geschichten überrascht wird. Also, doch – sie sind schon überraschend. Das ist ja sein Rezept: Die Auflösung des Rätsels ist meist so überraschend, dass es oft ans Absurde grenzt.
Was nie überrascht an seinen Geschichten: Sie sind immer nach einem ähnlichen Muster gestrickt. Ziemlich spannende Stories, die heillos überkonstruiert sind. Dennoch kann man sich nicht beschweren. Was Coben liefert, hat seinen Unterhaltungswert.
Besonders geeignet beim Bügeln
Deshalb gilt für «Fool Me Once» wie für die sieben Coben-Serien auf Netflix zuvor: Kann man sich anschauen, wenn man Lust auf Krimi hat, muss man aber nicht. Coben eignet sich offenbar besonders, wie ich las, als Begleitung zu Haushaltsarbeiten wie Bügeln.

Mit solchen Banalitäten gibt sich die Protagonistin Maya Stern (Michele Keegan) in ihrem Alltag nicht ab. Man kann annehmen, dass für den Haushalt in ihrer supermodernen Protzvilla eine Hilfskraft angestellt ist, die natürlich unsichtbar bleibt.
Dafür sieht man das Kindermädchen Izabella (Natalia Kostrzewa), dem schon früh eine wichtige Rolle zukommt. Denn Maya ist seit kurzem Witwe. Ihr Mann Joe (Richard Armitage) wurde von zwei Bikern in einem Park erschossen und starb in ihren Armen.
Der tote Ehemann taucht wieder auf – oder doch nicht?
Izabellas Rolle als Betreuerin der kleinen Tochter ist aber weniger bedeutsam für die Story. Vielmehr stellt sich die Frage, was sie darüber weiss, wie der vermeintlich tote Joe auf der Überwachungskamera im Kinderzimmer auftauchen kann. Als Maya sie damit konfrontiert, zückt Izabella ihren Pfefferspray und haut ab.

Lebt Joe also noch? Und was hat sein Tod (oder eben sein Verschwinden) mit dem Mord an Mayas Schwester zu tun, der zuvor geschehen war und nie aufgeklärt wurde? Zudem spielen zwei Todesfälle aus Joes Jugendzeit eine Rolle und die Schwiegermutter (Joanna Lumley), die Maya nie richtig mochte und darauf aus ist, den Ruf und den Reichtum der Familie zu verteidigen.
Miträtseln ist hoffnungslos
Damit noch nicht genug. Auch Maya schleppt ein Trauma aus ihrer Armee-Vergangenheit mit sich herum, als sie als Helikopterpilotin einen zivilen Konvoi beschoss. Zu guter Letzt gibt es noch den Polizisten (Adeel Akhtar), der sich redlich bemüht, den Mord an Joe aufzuklären. Ihm kommt die Gesundheit in die Quere. Kurz vor seiner Hochzeit erhält er die Diagnose einer Gehirndegeneration.

Wie gesagt: Coben-mässig überkonstruiert. Man sollte sich gar nicht gross anstrengen, die Lösungen all dieser Rätsel herauszufinden, weil man eh keine Chance hat. Was man Coben zugutehalten muss: Es gibt wenig Ungereimtheiten in seinem Plot, obwohl er viele falsche Fährten legt.
Es wird nicht die letzte Geschichte sein, die wir von Coben bei Netflix sehen werden. Sein Vertrag mit dem Streamingdienst umfasst 14 Serien, 6 stehen also noch aus.
Besetzung: Michelle Keegan | Adeel Akhtar | Richard Armitage | Dino Fetscher | Joanna Lumley | Emmett J Scanlan | Marcus Garvey
Serie entwickelt von: Daniel Brocklehurst
Genre: Krimi | Drama | Mystery
GB/USA, 2023
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